Schauspieler Norman Reedus ist vor allem für eine einzige, markante Rolle bekannt: In der Hit-Horrorserie "The Walking Dead" spielt er den heimlichen Fanliebling Daryl Dixon, der gern alleine und mit seiner Armbrust bewaffnet auf Zombiejagd geht. Daryl eroberte die Herzen der Fans, insbesondere der weiblichen, im Sturm... und sorgten dafür, dass es Reedus nach einem möglichen Ende der Show schwer haben wird, sich auch in anderen Rollen als die des einzelgängerischen Rednecks einzufinden, zu leibgeschneidert ist ihm dieser Typus doch. Selbst in einem vollkommen anderem Genre, dem des ruhigen, tiefsinnigen Dramas, musste er 2015 diese Rolle verkörpern... an der Seite von Diane Kruger in "Sky - Der Himmel in mir".
SKY
Die Französin Romy (Diane Kruger) befindet sich mit ihrem Ehemann Richard (Gilles Lellouche) im Urlaub in Amerika - die beiden hoffen, durch die gemeinsame Zeit ihre angeknackste Ehe wieder zum Laufen zu bringen. Doch der Plan schlägt fehl und schon bald zieht Romy, verfolgt von einem schlechten Gewissen und einer großen Angst, allein durch die weiten Wüsten. Ein Ziel hat sie nicht mehr, sie möchte nur noch raus aus allem, irgendwie neu anfangen, endlich keinen richtigen Plan mehr haben. In einem Casino lernt sie dabei den mürrischen und ebenso einsamen Parkwächter Diego (Norman Reedus) kennen... und geht mit ihm eine Affäre ein, die noch einen langen Schatten nach sich ziehen soll.
Viel erwartet habe ich mir eingangs nicht... und im Grunde das bekommen, was ich mir erwartet habe. Ich bin keinesfalls ein Filmfan, bei dem alle fünf Minuten etwas explodieren muss, damit ich mich weiterhin auf den Bildschirm konzentriere - ganz im Gegenteil, hirnlose Blockbuster wie "Rampage" oder der letzte "Transformers"-Flop sprechen mich in keinster Weise an. Ein wenig Schwung darf es dann aber auch in leisen Dramen sein und daran fehlt es "Sky" bisweilen. In der ersten Hälfte wird uns die Hauptfigur der Romy, die später einen eingängigen Spitznamen erhält, vorgestellt... und warum sie sich auf einen Alleingang durch die USA gibt. Man kann den Film hier loben, da er die Begründung für den Ausriss seiner Figur auf zumindest einigermaßen originelle Weise in Gang bringt und es nicht nur mit einem simplen "Ich muss eben einfach mal raus hier"-Gefühl erklärt.
Über einzelne Stationen landet Romy aber natürlich schließlich bei Diego... später als angenommen, aber dennoch etwas zu früh, denn ab diesem Zeitpunkt zerfasert der ohnehin recht dünne Plot noch weiter. Die unausweichliche Lovestory, die sich zwischen der vom Leben ziemlich geschädigten Romy und dem grummeligen Diego aufbaut, ist an Klischees kaum zu überbieten und kommt ansonsten auch kaum in Gang. Die dramatischen Eckpunkte des Plots wirken wie aus dem ABC-Handbuch des Liebesdramas und wirken gekünstelt und gestreckt - der Film hat wesentlich weniger zu erzählen als er gerne hätte und gerät trotz einer überschaubaren Laufzeit von 102 Minuten viel zu lang.
Das Gefühl eines Ausbruchs, den Neuanfang, eines Risikos... all das ist Thema in diesem Film, aber nichts davon kann Regisseurin Fabienne Berthaud auch nur annährend greifbar machen, es wirkt gewollt... vor allem gewollt künstlerisch wertvoll, weswegen "Sky" sein Herz schon früh verliert und stattdessen auf Gedeih und Verderb bewegen will. Das möchte er erreichen, indem er seinen Hauptfiguren noch einen weiteren Schicksalsschlag mitgibt, indem der Redneck in eine zerrüttete Familie hineingeworfen wird und natürlich auch Romys Vergangenheit ein absolutes Desaster darstellt. Durch dieses Potpurri an Drama ist "Sky" ungefähr so dramatisch wie eine Soap - mt allen Gefühlen spielend, aber dabei nur sehr, sehr selten durch die Oberfläche brechend.
Bezeichnend ist dabei auch, dass die Chemie zwischen Norman Reedus und Diane Kruger nicht stimmt. Kruger selbst bietet insbesondere in alleinigen Szenen eine starke Performance, das Liebespaar nimmt man ihr gemeinsam mit einem doch eher zurückhaltend, beinahe blass agierenden Reedus aber keinesfalls ab. Es sprühen keine Funken und als das erste "Ich liebe dich" fällt, kratzt man sich als Zuschauer verwirrt am Kopf, denn von Liebe war bis zu diesem Zeitpunkt nun wirklich nichts zu fühlen. Die Figuren wirken dabei ungenügend charakterisiert, wir verstehen ihre Bindungen nicht... und somit bleibt "Sky", trotz netter Ansätze und einer wirklich schönen Kameraarbeit, emotional nur ein kleines Schürfeuer ohne wirkliche Flammen.
Fazit: Langatmiges Drama, in welchem die Figuren überdramatisiert werden, weswegen das Gefühl und die Leidenschaft ungemein gekünstelt herüberkommen. Die Liebesgeschichte entwickelt kein Feuer, immerhin gefällt Diane Kruger aber in einer für sie herausfordernden Rolle.
Note: 4
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