In den letzten Jahren machte Shia LaBeouf eher durch diverse Eskapaden, seltsame Äußerungen oder unterhaltsam-skurille als von seinen Filmrollen von sich reden. So organisierte er einen Livestream, während welchem er sich einen Kino alle seine Filme hintereinander ansah, wozu auch andere Filmfans, sofern sie denn Lust hatten, dazustoßen konnten. Er distanzierte sich vom Blockbuster-Kino, welches ihn groß gemacht hatte, sorgte mit seinen extremen Method-Acting-Methoden für enormes Aufsehen und den Ärger seiner Kollegen (für den Kriegsfilm "Herz aus Stahl" soll er sich gar selbst einen Zahn gezogen und wochenlang nicht geduscht haben) und schien generell ein wenig den Boden unter den Füßen verloren zu haben. Da ist es doch schön, wenn es ab und an noch einen Film gibt, in dem wir LaBeouf einfach nur sehen können, ohne irgendwelche Spirenzchen oder anderen Klamauk... auch, wenn der Film selbst dann nicht sonderlich gut ist.
LAWLESS
1931, Virginia: Die drei Brüder Forrest (Tom Hardy), Jack (Shia LaBeouf) und Howard Bondurant (Jason Clarke) gehen dem illegalen Schwarzbrenn-Geschäft nach. Die Cops können sie mit großartiger Ware bestechen, weswegen diese kein Problem darstellen. Schwierigkeiten gibt es erst, als der neu in der Stadt eintreffende Special Deputy Charlie Rakes (Guy Pearce) einen Anteil vom Geschäft verlangt... und zu Gewalt greift, als Forrest diesen Vorschlag radikal ablehnt. Nun befinden sich die beiden Gruppen in einer Art Krieg und das Geschäft mit dem Alkohol wird schon bald zu einer bleihaltigen Auseinandersetzung.
Das erste Mal beeindruckt war ich von "Lawless", als der Vorspann zu laufen begann und da nach und nach die namhafte Besetzung aufgeführt wurde, die sich in diesen hundertzehn Minuten tummeln sollte. Shia LaBeouf, Tom Hardy, Gary Oldman, Mia Wasikowska, Jessica Chastain... wow, das klang nach einer Ansammlung von Stars, wie man sie heutzutage zwar bereits häufiger sieht, was aber dennoch weiterhin eine große Freude darstellen kann. Beim zweiten Mal war ich beeindruckt, als die ersten Gewaltspitzen nach gut fünfzehn Minuten Einzug halten - enorm drastisch, ziemlich brutal und hervorragend inszeniert. Danach folgte leider nicht mehr viel und "Lawless" verstrickt sich, wahre Geschichte hin oder her, in ausschweifenden Lappalien.
Die dichte Starbesetzung resultiert aus einer Vielzahl von Neben- und Subplots, von denen die meisten jedoch mit zu wenig Aufmerksamkeit bedacht werden, weswegen man sich bereits fragen muss, wieso es diese Plots denn nun in den fertigen Film geschafft haben. Der großartige Gary Oldman, der schon mehrere Male einen zum Fürchten geschaffenen Antagonisten gab, wird in wenigen Szenen, die sich auch nicht sonderlich rund in den Film einfügen, verbraten. Ähnlich ergeht es "Molly's Game"-Star Jessica Chastain, die augenscheinlich für eine simple Lovestory mit einem der Hauptdarsteller herhalten soll, ansonsten aber über die gesamte Geschichte verstreut so schrecklich wenig zu tun hat, dass man sich fragt, was sie überhaupt in diesen Film trieb - die Herausforderung kann es kaum gewesen sein.
"Kill Your Darlings"-Star Dane DeHaan, der damals kurz vor seinem absoluten Durchbruch stand, erweitert mit seiner Darstellung des leicht zurückgebliebenen Krüppels immerhin noch sein Repertoire, hat aber auch zu wenig zu tun und Guy Pearce wird zwar mit mehr Leinwandzeit ausgestattet, kann seinem farblos geschriebenen Bösewicht aber eben auch nur so weit Klasse verleihen, wie es das Skript zulässt... und das lässt nicht viel zu. Wesentlich sympathischer ist dabei die kleine Lovestory, die Hauptfigur Jack Bondurant angedichtet wird, denn seine charmanten Versuche, die Tochter eines jüdischen Priesters zu umgarnen, sorgen für ein wenig leisen Humor und machen Spaß, da auch die Chemie zwischen Shia LaBeouf und "Alice im Wunderland"-Star Mia Wasikowska weitestgehend stimmt.
Leider verläuft auch dieser Plot irgendwann im Sande und der Film wandelt sich von einer historisch akkuraten, aber auch recht ziellosen Hatz hin zu einem bleihaltigen Rachedrama. Da knallen die Gewehre, da werden die Messer gewetzt und es kommt zum üblichen Showdown - das ist dann ebenso vorhersehbar wie schwachbrüstig inszeniert. Sicher, wirklich langweilen tut "Lawless", denn dafür ist dank etlicher Plots einfach zu viel los und man kann sich an Stars sattsehen, die in wenigen Momenten wirklich ihr Bestes geben - Tom Hardy beherrscht die Szenerie dabei förmlich mit stoischer Präsenz. Das Drehbuch schafft es allerdings zu keinem Zeitpunkt, all diese Figuren und Handlungen sinnig zu verweben und daraus ein rundes Gesamtbild zu machen. Wir laufen ziellos im Kreis und irgendwann läuft halt der Abspann - was dazwischen alles passiert ist, ist während des bleihaltigen Showdowns dann irgendwie auch nicht mehr so wichtig.
Fazit: Starbesetzt, wuchtig inszeniert und manchmal ziemlich brutal - mehr ist hier aber leider nicht drin. Die simple Handlung verläuft sich ziellos in etlichen Nebengeschichten und wendet für die Charaktere viel zu wenig Zeit auf, sodass diese im Bleihagel untergehen und trotz spielfreudiger Darsteller kaum einen Eindruck hinterlassen.
Note: 4+
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