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Bates Motel - Die vierte Staffel

Nur noch zwei Staffeln! Generell bin ich beeindruckt, wie schnell und flüssig sich die Thriller-Serie "Bates Motel" herunterschauen lässt. Gut, das liegt sicherlich an der Episodenanzahl von nur zehn pro Staffel und der recht kurzweiligen Länge von ungefähr vierzig Minuten pro Folge, trotzdem entwickelte die Serie eben auch einen Sog, der einen dazu veranlasste, einfach immer weiterzugucken. Wirklich traurig bin ich aber nicht, langsam dem Ende entgegenzugehen, denn nach und nach fühlt sich das alles immer runder an, sodass einem starken Finale nichts im Wege zu stehen scheint... und das ist allemal besser, als einer Serie nach endlosen Staffeln beim langsamen Dahinsiechen zuzusehen. Auch die vorletzte, vierte Season kann die Freude an diesem grotesk-intensiven Psychogramm trotz manch eines Schönheitsfehlers kaum trüben.

BATES MOTEL - STAFFEL 4


Norman Bates (Freddie Highmore) ist spurlos verschwunden. Gemeinsam mit seinem Halbbruder Dylan (Max Thieriot) versucht Norma (Vera Farmiga) Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um ihren geistig verwirrten Sohn zu finden, weswegen sie auch erneut Sheriff Romero (Nestor Carbonell) um Hilfe bittet. Niemand scheint die wirkliche Gefahr, die von Norman ausgeht, richtig zu erahnen, denn dieser verschließt sich nach einem grausamen Mord der Realität. Dylan plagen zudem auch noch andere Sorgen, steht seine Freundin Emma (Olivia Cooke) doch kurz vor ihrer langersehnten Lungentransplantation. Sollte sie die Operation überstehen, könnte sie endlich ein normales Leben führen... doch bis dahin liegen noch gefährliche Hürden vor ihr.

Die dritte Staffel endete mit einem hundsgemeinen Cliffhanger, der im Grunde schon langsam die Spuren zum Ende der Serie legte. Mit genau diesem Tempo geht nun auch die vierte Season weiter - die ersten zwei Folgen gestalten sich dabei so atemlos, so vollgestopft mit intensiven Momenten und überraschenden, heftigen Wendungen, dass man kaum Zeit zum Luftholen hat. Dabei überschlägt man sich aber auch nie und lässt immer wieder Ruhe einkehren, denn genau von dieser Atmosphäre lebt die Serie schließlich. Danach nimmt man den Fuß vergleichsweise wieder ein wenig vom Gas: Mit einem recht cleveren, neuen Ansatz nimmt man sich dem Psychogramm des Norman Bates von anderer Seite an und sorgt dabei für einige sehr intensive Momente - nach wie vor ist der Plot um den mordenden, schizophrenen jungen Mann der stärkste und spannendste der Serie. Natürlich wissen Kenner des Originals "Psycho", wohin die Reise schließlich gehen wird, dementsprechend bleibt manch eine Überraschung natürlich aus, das schmälert aber nicht die grandiose Atmosphäre, die hier herrscht, wenn Norman sich selbst auf den Grund geht.
Die restlichen Handlungen, die nebenbei Einzug halten, können nicht ganz Schritt halten. Der Plot rund um Emmas Operation und den sich sorgenden Dylan, der dabei auch neue Geheimnisse in der Familie der Decodys lüftet, ist für einige emotionale Momente gut und verschärft die Beziehung zwischen diesen beiden jungen Menschen. Generell kommt dieser Plot auch nicht soapig daher - dieses Manko der schwächeren zweiten Season hat "Bates Motel" mittlerweile zum Glück vollkommen abgelegt. Etwas sperrig ist die Handlung, die sich Mutter Norma Bates hingeben muss, denn das ständige Hin und Her um die Sorge um ihren Sohn, ihre neue Beziehung und die Geheimniskrämerei dreht sich mittlerweile doch ein wenig im Kreis. Alex Romero, weiterhin gespielt von "Lost"-Star Nestor Carbonell, bekommt einige neue Seiten zugestanden, sein Polizei-Plot, der wieder eher in die etwas belanglosere und im Gesamtkontext doch eher unwichtigere Thriller-Richtung zielt, ist aber kaum spannend und mindert dabei das Tempo.
So kommt dann ein auch etwas zäher Staffel-Mittelteil zustande, der immer wieder ein kleines bisschen brodelt, ansonsten aber (was für die Serie auch nichts Neues ist) etwas im Kreis läuft. Atmosphärisch erreicht man dabei immer wieder Spitzenklasse, in Sachen Handlung tut sich aber nicht allzu viel... bis man zum Ende der Season plötzlich wieder ein enormes Tempo aufnimmt. Manch eine schockierende Wendung, die hier plötzlich abgeliefert wird, sah man jedoch schon lange, lange vorher kommen, was ihnen doch etwas die Wirkung raubt... hier steht "Bates Motel" eben noch lange nicht auf einer Stufe mit Serien-Meisterwerken wie "Lost" oder "Game of Thrones", die stets sowohl ihre intensive, detailreiche Inszenierung in Verbindung mit einer wendungsreichen, unerbittlichen Handlung darbieten konnten - "Bates Motel" hat prinzipiell auch beides, aber eben nicht ganz so stark... und dabei eher nebeneinander herlaufend statt sich gegenseitig verbindend. Das schmälert die Faszination gegenüber dieser Serie immer wieder, dass die Show weiterhin gut ist, lässt sich aber natürlich nicht abstreiten. Ich freue mich nun auf das Finale und bin gespannt, wie sehr man in den letzten zehn Folgen mit "Psycho" auf Touchfühlung gehen wird.

Fazit: Zu Beginn und gegen Ende schießt die Staffel, auch wenn Überraschungen ausbleiben, aus allen Rohren, dazwischen herrscht etwas Leerlauf. Trotz eines intensiven, diesmal auch von neuen Seiten beleuchteten Psychogramms des berühmten Serienkillers treten Längen dank anderer, etwas schwammiger Plots noch auf... im Gegensatz stehen aber auch viele intensive Momente.

Note: 3+







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