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Bates Motel - Die zweite Staffel

So richtig begeistert war ich nach meiner anfänglichen Vorfreude zwar nicht, aber trotzdem gefiel mir die erste Staffel des "Psycho"-Reboots/Prequels ziemlich gut. Gespannt war ich also definitiv auf die zweite Staffel, besonders da der Cliffhanger der letzten Folge mit dem Tod eines prägnanten Charakters sicherlich einige Türen aufstoßen sollte, der uns etwas näher zum Original führt, damit die nächsten Schritte genommen werden können. Nach den nächsten zehn Folgen bin ich nun aber erneut nicht richtig begeistert, sondern beinahe schon ein wenig enttäuscht, hält die zweite Staffel die Qualität der ersten doch leider kaum...

BATES MOTEL - STAFFEL 2


Vier Monate nach dem Tod seiner Lehrerin Blair Watson (Keegan Connor Tracy) ist Norman Bates (Freddie Highmore) noch immer nicht über den Vorfall hinweggekommen. Die örtliche Polizei von White Pine Bay, angeführt von Sheriff Alex Romero (Nestor Carbonell) forschen tiefer in dem Fall nach und klopfen dabei auch an Normans Tür, der angesichts der Tatsache, dass er Blair noch am Abend ihres Todes traf, als mitverdächtig gilt. Probleme hat indes auch Normans Bruder Dylan (Max Thieriot), der in einen Drogenkrieg hineingezogen wird und einige erschütternde Familiengeheimnisse erfährt... Geheimnisse, bei denen auch Norma Bates (Vera Farmiga) eine große Rolle zu spielen scheint.

Die erste Staffel zeichnete sich ruhig, aber dennoch atmosphärisch ab - die Macher verstanden, wie sie das große Original von Alfred Hitchcock in die heutige Zeit transportieren mussten, ohne dabei die Stimme zu verstellen. Verhältnismäßig ruhig gestalten sich auch die zehn Folgen der neuen Staffel, wobei erneut einige alte Fehler gemacht werden... und leider auch manch ein neuer. Wo die erste Staffel nämlich neben einem eher halbgaren und bemüht wirkenden Thriller-Plot noch einige erstaunliche Charaktermomente in petto hatte, versucht sich die zweite Season noch stärker auf seine Figuren zu konzentrieren, wählt dabei aber einen falschen Ansatz. 
Die zweite Staffel fühlt sich bei der Fokussierung auf das Seelenleid der Charaktere nämlich weniger wie das intensive Psychogramm der vorherigen Episoden an, sondern viel mehr wie eine düstere Soap. Finstere Familiengeheimnisse, Beziehungen, Leidenschaften und natürlich die Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn - all diese Themen gehören in diese Serie, den Spannungsbogen halten die Macher diesmal aber nicht, da sie sich doch etwas zu prägnant auf die einzelnen Schauplätze konzentrieren und manchmal den roten Faden aus den Augen verlieren. Generell stimmt hier einfach das Gleichgewicht noch nicht, denn der wesentlich actionlastigere Plot rund um Halbbruder Dylan, der in seinem neuen Job zwischen die bleihaltigen Fronten gerät, beißt sich nach wie vor mit wesentlich atmosphärischen Momenten, in denen wir quasi in die Seele eines jungen, offenbar psychisch angeknacksten Mannes blicken. Das scheint oftmals aus zwei völlig unterschiedlichen Serien zu stammen und wenn die Plots dann gegen Ende sogar zusammengeführt werden, ist das schon etwas wirr und manchmal auch ein wenig stumpf. 
Nicht gänzlich neu, aber in ihrer Deutlichkeit doch neuer, sind die einzelnen Beziehungskrisen zwischen den Figuren - da wird sich verliebt, getrennt und geschmachtet und auch das funktioniert nicht immer. Als Unterbau für die prägnanten Nebenfiguren sind solche Momente sicherlich wichtig, dass man sich ihnen dann aber stellenweise über ganze Episoden widmet, während die restliche Handlung auf der Stelle tritt, ist der falsche Weg. Die Charaktere sollten sich entwickeln und atmen können, auch wenn im Plot etwas Nachhaltiges geschieht, hier tut sich über zehn Folgen aber immer wieder erschreckend wenig. Zwar ist eine ganze Menge los, psychologisch auf die Figuren gemünzt kommen wir aber wieder erst gegen Ende ein paar Schritte weiter, zuvor zieht sich die ganze Story doch immer wieder erheblich. 
Die Schauspieler und die Crew kämpfen gegen die Dürftigkeit des Plots immer wieder an: Kamera, Ausstattung und Score erschaffen weiterhin eine wunderbare Atmosphäre, die sogar in schwächeren Momenten noch funktioniert. Und auch die Schauspieler leisten weiterhin Großartiges, auch wenn das Skript ihnen manch einen Stein in den Weg legt. Leidtragend ist dabei "Transformers"-Star Nicola Peltz, die hier eine doch ziemlich seltsame Wendung durchlaufen muss und anschließend eben auch nichts mehr zu tun hat, der Rest kann sich mit mehr Möglichkeiten zum Glück besser freispielen. "The Dark Knight"-Star Nestor Carbonell bekommt, nun in den Main Cast aufgenommen, mehr Raum und füllt diesen mit enormer Präsenz, während der Rest auf dem gleichen hohen Niveau wie zuvor agiert: Vera Farmiga, Max Thieriot, Olivia Cooke und insbesondere Freddie Highmore liefern elektrisierend gute Leistungen und harmonieren als namhaftes Ensemble nun auch zum zweiten Mal hervorragend.

Fazit: Die zweite Staffel kommt leider nur sehr schwerfällig in Schwung, erneut beißt sich ein bleihaltiger Thriller-Plot, der eher dumpf und kaum spannend daherkommt, mit ruhigeren, atmosphärischeren Momenten. Auf Charakterebene vergeudet man derweil zu viel Zeit auf halbgaren Nebenschauplätzen und tritt somit auf der Stelle.

Note: 3-




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