Noch eine Chance und diese mussten sie nutzen. Das Konzept hinter der Thriller-Serie "Bates Motel" als Mischung eines Prequels und Reboots des "Psycho"-Klassikers war nach wie vor genial und barg enormes Potenzial... mit der zweiten Staffel ruderte man jedoch von der Straße und wusste anscheinend auch nicht genau, wohin man mit den Figuren und besonders ihrer Psychologie noch laufen wollte. Wunderbar also, dass man nun Entwarnung geben kann, denn mit Season 3 segelt man nicht nur wieder in gewohnt spannende Gefilde, sondern macht auch einige wichtige Schritte hin zum Original...
BATES MOTEL - STAFFEL 3
Das letzte Schuljahr beginnt für Norman Bates (Freddie Highmore), doch dort kommt es zu einem erschreckenden Vorfall. Seine Mutter Norma (Vera Farmiga) beschließt, ihren Sohn fortan zuhause zu unterrichten, um ihn zu beschützen und weiterhin um sich zu haben. Währenddessen gerät Normans Bruder Dylan (Max Thieriot) in weitere Schwierigkeiten: Nachdem er den Drogenkrieg hinter sich gelassen hat, muss er sich mit familiären Eskapaden auseinandersetzen und erfährt mit der Zeit immer mehr über Normans durchwachsenen Geisteszustand. Dieser wird weiterhin zerrüttet, als eine neue Kundin im Motel eincheckt, zu der sich Norman hingezogen fühlt... sehr zum Leidwesen von Emma (Olivia Cooke).
In der dritten Staffel von "Bates Motel" ist durchgehend zu spüren, dass die Macher sich die Kritik zu Herzen genommen haben und auch wenn sie nicht jeden Fehler zufriedenstellend ausbügeln (können), so finden sie nach einer doch etwas ziellosen und zähen zweiten Season nun wieder in die richtige Spur. Man merkt, dass sie nun auf ein Ziel zulaufen, wird hier doch die Halbzeit der gesamten Serie überschritten - der Fokus zwischen bewegenden Charaktermomenten, intensiver Psychologie und spannendem Thriller stimmt hier zum ersten Mal fast durchgehend und generell finden die verschiedenen Handlungsstränge zu einem wesentlich runderen Ergebnis.
Natürlich lassen sich nicht alle Fehler ungeschehen machen und die dritte Staffel muss zwangsläufig mit manch einem doch eher mauen Entscheid, den man zuvor begangen hat, umgehen... hier ziehen sich die Macher dann aber so gut wie möglich aus der Affäre, indem sie manch einen schwerfälligen Plot absägen oder ihm endlich mehr Schwung verleihen. In den Liebesbeziehungen wird neu gewürfelt, die Charaktere entwickeln sich in glaubwürdigere und oftmals auch überraschende Richtungen und zum ersten Mal funktioniert auch der mitlaufende Thriller-Plot. Dieser beschäftigt allerdings auch quasi durchgehend die Haupthandlung rund um Norma und ihren Sohn, weswegen dieser ohnehin an Brisanz gewinnt, auch wenn man weiterhin in manch ein seltsames Plothole rutscht.
Der Psychologie rund um Norman Bates wird nun ebenfalls wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet, ohne dabei in überzogene Klischees abzurutschen oder die Figur in ein irres Abziehbild zu verwandeln - sanft, langsam und mit überzeugenden Begründungen schaffen die Autoren es, Norman immer weiter in Richtung eines Monsters zu schieben und kommen somit dem Original, dem sie sich annähern wollen, immer näher. Entladen tut sich dieser Klimax schließlich in einem hochspannenden und schonungslosen Finale, welches Nägel mit Köpfen macht und gänzlich neue Türen öffnet - der Weg zur vierten Staffel und dem anschließenden Serien-Showdown wird hier effektiv gepflastert, sodass folglich Vollgas gegeben werden kann.
Das bedeutet aber nicht, dass es hier psychologisch und wendungsmäßig durchgehend knallt, nein, "Bates Motel" nimmt sich nach wie vor Zeit, um seine Charaktere zu formen. Dies geschieht hier glücklicherweise wesentlich weniger soapig, wird immer noch düster behandelt, hat aber auch Herz. Man hat mehr den Eindruck, dass jede Szene irgendwie gewichtig ist und nicht als bloßer Lückenfüller eingebaut wurde - man hat den Eindruck, dass die Macher endlich wissen, in welche Richtung sie steuern. Das wurde natürlich auch Zeit, man kann aber froh sein, dass die Autoren noch die richtige Ausfahrt genommen haben, um uns nun richtig stark zu unterhalten und nur noch wenig überflüssiges Gepäck mitzuschleifen.
Schauspielerisch hatte die Serie zuvor nie Probleme, kein Wunder also, dass die dritte Staffel auch in dieser Hinsicht mehr als überzeugt. Die größte Hürde nimmt erneut "Wenn Träume fliegen lernen"-Star Freddie Highmore: Die Herausforderung, einen Psychopathen zu spielen, ohne dabei zu überzeichnen oder gar lächerlich zu wirken, besteht er mit Bravour und ringt Norman Bates dabei auch erfrischende Seiten ab... und wenn er schließlich wie sein Idol Anthony Perkins in die Kamera grinst, ist Gänsehaut garantiert. "Departed"-Star Vera Farmiga agiert kraftvoll wie eh und je, Nestor Carbonell findet auch (noch) besser in seine Rolle und Max Thieriot und "Ready Player One"-Star Olivia Cooke mausern sich langsam, aber sicher zu Fanfavoriten... angesichts dieser starken Hauptbesetzung ist zu verzeihen, dass die Nebenfiguren diesmal doch etwas flacher gezeichnet sind und nicht mehr allzu lebendig wirken.
Fazit: Die bisher beste, weil fokussierteste und rundeste Staffel der Thriller-Serie, die ein komplexes Psychogramm eines der berühmtesten Serienkiller der Filmgeschichte entwirft und endlich wichtige Schritte in der Gesamthandlung vollführt. Einige Fehler der Vorgänger-Seasons werden noch mitgezogen, aber so gut wie möglich ausgebügelt.
Note: 2-
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