Wenn Deutschland im Filmbereich versucht, einen auf Hollywood zu machen, kann das manchmal ganz schön peinlich werden. Das geringere Budget und die eigenen Stilmittel vertragen sich eben nicht immer mit dem Mainstream, auch wenn schon manch ein beachtenswertes Werk dabei herausgekommen ist. "Nur Gott kann mich richten" zählt allerdings nicht zu diesen, denn hier versucht man sich sehr eindeutig und prollig, an einen Hollywood-Thriller heranzukommen. Das wirkt dann recht großkotzig und auch dank einer wenig packenden Handlung ist das kein sehr großes Filmvergnügen...
NUR GOTT KANN MICH RICHTEN
Nach fünf Jahren wurde er endlich aus dem Gefängnis entlassen und möchte sein Leben umkrempeln. Trotzdem muss der Gangster Ricky (Moritz Bleibtreu) noch einen letzten, scheinbar einfachen Job durchziehen, um sich genügend Startkapital für sein eigenes Geschäft außerhalb Deutschlands zusammenzukratzen. Dafür tut er sich mit seinem ehemaligen Kumpanen Latif (Kida Khodr Ramadan) zusammen, der jedoch hochgenommen wird. Ricky muss sich rasch einen anderen Partner suchen und dabei auf jemanden zurückgreifen, der ihm nicht wohlgesonnen ist. Beide haben zudem die Rechnung ohne die aufgeweckte Polizistin Diana Dunker (Birgit Minichmayr) gemacht, die von ihren eigenen privaten Problemen verfolgt wird...
So einfach, so bekannt also. Ein Gangster will dem kriminellen Milieu Adieu sagen, muss aber eben noch ein großes Ding durchziehen. Der Plotaufhänger, von dem gefühlt jeder Gangster-Thriller der letzten Jahre lebt, ist auch hier nicht sonderlich originell und die Macher bemühen sich wenig, die handelnden Figuren aus ihren Klischees zu befreien, um zumindest diesem Mangel an Originalität entgegenzuwirken. Einzig die Polizistin Diana Dunker bekommt hier etwas mehr Tiefe zugestanden und ihr eigener Plot hat dabei auch ordentlich Zug - wegen ihrer herzkranken Tochter muss sie sehen, wo sie finanziell überhaupt noch bleibt. Leider bleiben auch die weiteren Taten der Frau eher ein Aufhänger für weitere Komplikationen, wirken innerhalb der Figur wenig durchdacht, beinahe ein wenig plakativ. Dass sich ihre Geschichte mit denen der anderen Hauptfiguren verbinden muss, ist klar, es hätte jedoch auch wesentlich griffiger und nachvollziehbarer geschehen können.
Der Rest ist dann eben recht simples Thriller-Kino. Man hat in diesem Bereich auch aus deutschen Landen sicherlich schon Schlechteres gesehen, wirklich mit Ruhm bekleckern tut sich hier aber keiner, da die Handlung doch recht vorhersehbar daherkommt. Über einzelne Subplots hangelt man sich von kleinen Actionszenen und mehreren Dramen schließlich zu einem bleihaltigen Finale - das ist durch die Bank weg solide inszeniert, meist gut gespielt und trifft auch atmosphärisch innerhalb des deutschen Gangstermilieus meist den richtigen Ton. Aber es ist eben auch nichts dabei, was einen so wirklich aus den Socken haut und einige unsaubere Klischees muss man leider auch noch schlucken.
So inszeniert Regisseur Özgür Yildirim seinen Film zur enormen Posing-Klamotte. Damit trifft er mehrfach den richtigen Ton und vergisst dabei glücklicherweise auch manch einen menschelnden Moment nicht, steuert seine Charaktere aber auch immer wieder unangenehm in die Karikatur-Richtung. Das größte Problem ist dabei Moritz Bleibtreu - dass er ein guter Schauspieler ist, hat er schon mehrfach bewiesen, aber sein dauerndes Gepose nehme ich ihm einfach nicht ab. Bleibtreu flucht und bringt sich in Pose, er brüllt und droht... aber das wirkt niemals glaubwürdig, schlichtweg gekünstelt. Die ruhigeren Momente stehen ihm dabei durchweg besser, leider gibt es davon aber auch wesentlich weniger.
Und so schlägt man sich eben hundert Minuten lang durch einen deutschen Thriller, langweilt sich nicht, ist aber eben auch nicht gebannt. Es wirkt eben alles ein wenig bemüht, selbst in den brutaleren Sequenzen auf den Schockeffekt getrimmt, der sich genau deswegen nicht einstellen will... erst recht nicht während des Showdowns, da einem von Anfang an klar ist, wie das Ding wohl zu Ende gaukeln wird. Ob man mit anderen Leuten vor oder hinter der Kamera einen besseren Film daraus hätte machen können, lässt sich so nicht beantworten. Man hätte es vielleicht einfach etwas lockerer angehen müssen, denn so ist ein Werk herausgekommen, dass irgendwie okay ist, unter der Massenware an Thrillern aber auch nicht heraussticht.
Fazit: Die Handlung ist alles andere als originell und unter dem ganzen pseudo-aggressiven Gepose gehen die bewegenden, menschlichen Elemente zu rasch unter. Trotz einiger spannender Momente ein eher vergessenswerter Thriller, der auf Hollywood trimmt und genau deswegen keine echte Eigenständigkeit entwickelt.
Note: 4+
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