Direkt zum Hauptbereich

Wer ist Mr. Cutty?

Whoopi Goldberg war in den 80er und 90er-Jahren eine der gefragtesten Schauspielerinnen für starke, weibliche Rollen. Besonders im Komödienfach glänzte sie förmlich und brachte sogar in dem ansonsten sehr sensiblen Drama "Ghost" noch genau die richtige Spur von Comedy ein, ohne dabei zu überzeichnen. Heute hört man von Goldberg leider immer weniger, da sie sich vermehrt dem Serienfach verschrieben hat und aus den großen Scheinwerferlichtern entschwunden ist. Ihre klassischen Werke bleiben aber natürlich... und wie es scheint, sollte ich so langsam mal mehr von diesen nachholen. Wenn sie nämlich tatsächlich alle so wunderbar komisch sind wie "Wer ist Mr. Cutty?", könnten mir da noch einige sehr spaßige Filmabende ins Haus stehen.

WER IST MR. CUTTY?


Die im Finanzsektor arbeitende Laurel Ayres (Whoppi Goldberg) hat genug. Als ihr Kollege Frank Peterson (Timothy Daly) befördert wird, kündigt sie, fühlt sie sich doch aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe diskriminiert. Flux macht sie eine eigene Firma auf, wird von potenziellen Partnern jedoch nicht ernstgenommen... da sie eine Frau ist. Ab diesem Punkt verstrickt sie sich in einer cleveren Lüge und gaukelt unter anderem ihrem Kunden Donald Fallon (Eli Wallach) vor, dass sie die Partnerin eines mysteriösen Robert Cutty sei. Mit einem Mann auf der anderen Seite fühlen sich die Kunden sicherer... doch es dauert nicht lange, bis der mysteriöse Cutty in aller Munde ist und Laurel droht, die Kontrolle über das Konstrukt zu verlieren.

Man sollte die Geschichte besser nicht zu ernstnehmen, denn schon beim geringsten Nachdenken bezüglich Laurels gerissenem Plan und der einzelnen Schritte, die sie unternimmt, um ihre Mitmenschen bezüglich eines persönlichen Treffens mit Cutty hinzuhalten und wie sie schließlich die gesamte Finanzbranche erschüttert, würde das gesamte Kartenhaus in sich zusammenfallen. Deswegen ist es ungemein wichtig, den Film als das zu nehmen, was er eben einfach sein will: Eine herrlich temporeiche Komödie, die sich immer höher schraubt und nebenbei auch noch eine ziemlich schöne Lehre bezüglich Frauen in Machtpositionen erteilt - ein Thema, welches im Jahr 1996 eben noch ein wenig kritischer war, auch wenn es natürlich heute noch immer nicht vom Tisch ist und es weiterhin viel Diskussionsbedarf gibt. 
Und auch wenn "Wer ist Mr. Cutty?" gerade in diesem Thema manchmal etwas holzhammerartig daherkommt, Goldbergs Laurel Ayres irgendwann beinahe schon als Samariterin daherkommt, so kann man dem Werk weder Herz noch Hirn absprechen. Es nimmt sich einem wichtigen Thema an und hüllt dieses, ohne den Ernst zu begraben, in Tempo, Witz und Charme, um dabei auch die Massen anzusprechen. Das gelingt erstaunlich gut: Nach einem noch etwas behäbigen Beginn nimmt der Film spätestens dann an Fahrt auf, wenn sich Laurel endgültig in ihren eigenen Plänen verstrickt hat. Die Lücken sind im realistischen Sinn unübersehbar, doch innerhalb seiner Filmlogik klappt das... auch im Hinblick auf das Genre, welches es mit diesen klaren Ungereimtheiten eben auch nicht so genau nehmen möchte. 
Deswegen sollte man sich einfach über das immer höher werdende Tempo erfreuen, welches manchmal beinahe ins Absurde abrutscht, aber dennoch irgendwie die Waage hält, bis zu einem zwar recht vorhersehbaren, aber dennoch treffsicheren Finale. Das Herzstück ist dabei natürlich Whoppi Goldberg, auf die der Film schlichtweg zugeschnitten ist - ohne den "Teenage Mutant Ninja Turtles"-Star würde das Werk natürlich nicht funktionieren, weswegen Goldberg sich mit gewohnter Energie und schlichtweg brillantem komödiantischen Timing in die Wiege schmeißt, ohne dabei zu überdrehen oder gar zu nerven. 
Ebenfalls mehr als erinnerungswürdig sind einige Nebenfiguren, die schlichtweg das Potenzial zum Kult hätten: Der ehemalige, 2014 im hohen Alter verstorbene Western-Star Eli Wallach fungiert dabei als klischeehafter und dennoch ungemein präsenter Kunde, der nicht nur eine Seite der Medaille ausfüllt... und "The Blacklist"-Star Dianne Wiest sorgt als rechte Hand der Protagonistin für einige unerwartete Highlights. Als Assistentin, die schließlich gezwungenermaßen in Laurels Pläne verwickelt wird, sorgt sie mit Herz und Charme für eine perfekte Gewichtung und entweicht mit einer ebenso nuancierten wie treffsicheren Performance dem reinen Klischee. Wiest's Sally Dugan entblößt ungemein clevere Momente und ist neben Goldberg ganz klar der heimliche Star des Films.

Fazit: Whoppi Goldberg und besonders Dianne Wiest tragen eine ebenso turbulente wie herzliche Komödie auch über unübersehbare Plotholes hinweg. Zu viel nachdenken sollte man nicht... oder eben nur über die wirklich nette Message, die neben den herrlichen Comedyelementen noch ein wenig ehrlichen Charme einfließen lässt.

Note: 2-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...