Das Märchen rund um Schneewittchen, die böse Königin und die sieben tapferen Zwerge wurde nun nicht nur auf filmischer Basis, sondern in so ziemlich Medium so oft und in solch verschiedenen Varianten erzählt, dass jeder die Geschichte kennen sollte. Gerade in den letzten Jahren, in denen moderne Variationen altbekannter Märchen wieder stark im Trend liegen, fand sich auch Schneewittchen mehrfach auf der Leinwand wieder... oftmals mit doch eher mauem Erfolg. Im Jahr 2012 war es dann auch eine komödiantisch angehauchte Variante namens "Spieglein Spieglein", die der Geschichte einen neuen Anstrich verpassen wollte... und dabei recht kläglich versagte.
SPIEGLEIN SPIEGLEIN
Das achtzehnjährige Schneewittchen (Lily Collins) lebt im Palast der bösen Königin Clementianna (Julia Roberts) - aufgrund der grausamen Eifersucht der Herrscherin muss Schneewittchen den Tag im Turm verbringen. Als sie es wagt, gegenüber der Königin nicht nur aufmüpfig zu werden, sondern sogar dem jungen Prinzen Alcott (Armie Hammer) schöne Augen zu machen, den Clementianna zu ihrem Gatten erwählt hat, ist das Maß voll: Die Königin entsendet Schneewittchen in die Wälder, wo die sich sieben räuberischen Zwergen und einem Raubzug gegen das Königshaus anschließt, um das hungernde Dorf zu retten...
Es ist offensichtlich, was "Selfless"-Regisseur Tarsem Singh mit seiner Neuinterpretation des bekannten Grimm-Märchens vorhatte: Eine lockerleichte Komödie, zwischen Parodie und Comedy tänzelnd, die altbekannten Klischees ironisch brechend und es noch dazu modern zu gestalten, mit kleinen Seitenhieben auf die heutige Popkultur. An den Kinokassen ging das Rezept zwar einigermaßen auf und "Spieglein Spieglein" entwickelte sich zu einem zumindest soliden Erfolg, rein qualitativ ist das Werk aber ein Reinfall... und damit auch schwächer als der eher mittelmäßige Fantasy-Actioner "Snow White and the Huntsman", ebenfalls eine Schneewittchen-Neuinterpretation, die nur wenige Monate später anlief.
Die Gags, die Singh hier zelebriert und die sowohl durch Slapstick als auch durch Dialoge ihren Anklang finden sollen, wirken bereits nach einer Minute ungemein bemüht, wenn Julia Roberts in einem flachen Voice-Over die Vorgeschichte von Schneewittchen und ihren Eltern zum Besten gibt. Auch später wird die Humor-Qualität nicht viel besser und man ruht sich auf dem aus, was man zuvor erwarten durfte: Eine überdrehte Königin, die natürlich eine Schönheits-Fanatik hat; sieben Zwerge, die immer wieder hinfallen; und ein Prinz, der ein wenig tollpatschig daherkommt. Das ist doch alles ziemlich seicht und angesichts solch unkreativer Ideen bleiben die Lacher im Grunde vollkommen aus. Es müssen natürlich nicht immer die Brüller-Gags sein, die eine ganze Generation prägen, doch eine Märchen-Komödie sollte dann zumindest so etwas wie Charme besitzen... und dieser geht "Spieglein Spieglein" vollkommen ab.
Auch die wenigen Actionszenen wirken dann eher lauwarm, die Spezialeffekte überzeugen nicht und die Handlung ist vorhersehbar, ein Spannungsbogen nicht erkennbar. Mit einigen bekannten Szenen des Original-Märchens wird hier zwar clever gespielt (Stichwort: vergifteter Apfel), doch der moderne und teilweise überdrehte Touch ist in seiner lauen Geschwätzigkeit oftmals eher anstrengend als erheiternd - eine recht miese Mixtur. Da können weder die opulenten Sets und Kostüme, mit denen hier enorm geprotzt wird und die zugegeben wirklich hübsch aussehen, noch die namhaften Schauspieler viel retten.
Julia Roberts nervt als hysterische Königin schon nach kurzer Zeit, was aber auch an den furchtbaren Wortsalven liegen könnte, welche die Drehbuchautoren ihr hier in den Mund legen. Armie Hammer drehte kurz darauf "The Lone Ranger" und wollte wohl seinen Weg zum Blockbuster-Star mauern, doch auch er bleibt hier merkwürdig blass. Lily Collins kann zumindest teilweise ein wenig Kraft in diese mutlose Schau bringen, doch auch sie steckt hinter "Cafe Society"-Star Kristen Stewart, welche die gleiche, bekannte Rolle kurz darauf übernahm, noch merklich zurück. Einzig Nathan Lane kann in einer Nebenrolle als geläuterter Diener und Handlanger der Königin einige Akzente setzen und immer wieder mit hübsch getimtem Humor überzeugen - etwas, was den Zwergen rund um "Fluch der Karibik"-Sidekick Martin Klebba nicht gelingen will.
Fazit: Maue Märchenkomödie mit lauen Gags und einem bemüht aktuell gezeichnetem, neuen Anstrich. Das wirkt angestrengt und niemals wirklich freimütig, eher ideen- und mutlos. Die Schauspieler können in den opulenten Sets angesichts der Geschwätzigkeit und der niedrigen Witz-Quote nur wenig retten.
Note: 4
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