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Das krumme Haus

Na, was ist denn nun los? Kommen die Geschichten von Agatha Christie kurz vorm Ende der Dekade jetzt etwa noch einmal neu in Schwung? Letztes Jahr sorgte Kenneth Branagh mit seiner Kinoneuauflage von Christies wohl bekanntestem Werk "Mord im Orient-Express" für ein regelrechtes Starauflaufen und einen beachtlichen Kassenerfolg... und nun steht bereits die nächste Verfilmung dar und wartet auf ihre Zuschauer. Das werden sicherlich weniger sein, wurde "Das krumme Haus" doch nicht nur mit wesentlich weniger bekannten Namen besetzt, sondern auch wesentlich schwächer beworben. Fast wirkte es so, als wäre der Film nun eben einfach plötzlich da... und ja, er ist jetzt eben da. Kein Grund zur Vorfreude, denn wirklich stimmig ist die neueste Verfilmung der Christie-Werke nämlich nicht geworden.

DAS KRUMME HAUS


Im Jahr 1957 wird der Privatdetektiv Charles Hayward (Max Irons) von seiner ehemaligen Geliebten Sophia (Stefanie Martini) angeheuert. Hayward soll den Tod ihres Großvaters, des Millionärs Aristide Leonides, aufklären, von dem vermutet wird, dass er vergiftet wurde... vermutlich von einer Person, die noch immer im Familienhaus ist. Aus Angst, dass es um Erbstreitigkeiten gehen und somit weitere Familienmitglieder zu Tode kommen könnte, möchte Sophia erst Charles ermitteln lassen, bevor die Polizei hinzugezogen wird. Dieser macht sich gleich zum Familiensitz auf und muss dort feststellen, dass im Grunde jedes Familienmitglied einen Grund gehabt hätte, Sophias Großvater zu ermorden...

Agatha Christie erkannte "Das krumme Haus" als ihre eigene Lieblingsgeschichte, noch vor den wesentlich bekannteren "Mord im Orient-Express" und "Und dann gabs keines mehr". Trotzdem gab es von diesem Roman bislang nur eine Fernsehverfilmung... Zeit also, das Werk fürs Kino tauglich zu machen, dachte sich wohl auch Regisseur Gilles Paquet-Brenner und ließ so sämtliche Beteiligten die Daumen drücken, dass man einen ähnlichen Achtungserfolg erzielen würde wie Kenneth Branagh fast genau ein Jahr zuvor. Aber nein, soweit wird es nicht kommen und auch qualitativ steckt Paquet-Brenners Film hier doch deutlich zurück. Eine spannende Krimigeschichte ist es allemal, die uns hier geboten wird, es wird jedoch auch klar, warum diese nie fürs Kino aufgemotzt wurde. 
"Mord im Orient-Express" hatte 2017, neben dem immerhin deutlich bekannteren Originalstoff, auch den wesentlich interessanteren Schauplatz zu bieten... während "Das krumme Haus" im Grunde einfach nur ein Krimi ist. Ein hervorragend ausgestatteter und weitestgehend sehr gut gespielter Krimi, der auch ein wenig die seelischen Abgründe seiner (zu) vielen Protagonisten beleuchten will, ansonsten aber klar im altbekannten Detektiv-Genre verankert bleibt. Und dieses ist nun mal auch für seine unaufgeregte Inszenierung bekannt, für teils doch recht ausführlich geführte Gespräche mit Zeugen und potenziellen Verdächtigen und für eine Wendung zum Schluss, die bitte möglichst niemand vorher enträtselt haben soll. 
All das macht Paquet-Brenner sehr ordentlich und lässt inszenatorisch im Grunde nichts anbrennen... findet aber auch keinen eigenen Stil. Nichts an diesem Film ist in irgendeiner Form auffällig, weswegen gerade für die, die den Roman oder eben die TV-Verfilmung bereits kennen, kein sonderlicher Mehrwert entstehen dürfte. Es ist alles ein wenig brav und nach Lehrbuch inszeniert, zu herkömmlich, ohne Experimente, ohne echten Wagemut. Und selbst ich, der bislang mit dieser Geschichte in keiner Form in Berührung gekommen ist, war nicht begeistert... vielleicht auch, weil ich den wahren Täter schon früh erkannt habe. Das Finale, in welchem dieser enthüllt wird, schießt zwar dramaturgisch voll in die richtige Richtung (auch wenn es allzu abrupt endet) und hat mich noch einmal mitfiebern lassen, sogar zuvor sonst eher unterkühlte Emotionen ausgepackt, aber überrascht hat es mich nicht, da man den Killer doch recht deutlich darstellt - hier wären ein paar weniger Hinweise oder zumindest solche, die besser auf eine falsche Fährte führen, schön gewesen. 
Auch wäre eine Entschlackung des Mittelteils von Vorteil gewesen, denn dieser zieht sich gerade angesichts der doch etwas altbackenen, zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier zu viel Raum einnehmen, recht gewaltig in die Länge. Immerhin können einige der Schauspieler über solche Momente der Behäbigkeit hinwegtäuschen: Gillian Anderson bleibt leider etwas unterfordert, dafür reißt "The Girl with all the Gifts"-Star Glenn Close förmlich jede Szene an sich - ihr zuzusehen ist ein Genuss. Und auch Max Irons, unter anderem bekannt aus der "Twilight"-Kopie "Red Riding Hood", macht seinen Job sehr solide, auch wenn seine Figur in einer moderneren Variante durchaus mehr Ecken und Kanten vertragen hätte.

Fazit: Etwas behäbiger Krimi, der einen im Kern spannenden Plot ohne eigene Note auflegt. Selten packend und mit einer vorhersehbaren Schlusswendung fällt immerhin die Darstellerriege positiv auf, denen man gerne beim gegenseitigen Verdächtigen zusieht.

Note: 4+




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