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Dame, König, As, Spion (2011)

Der Geheimdienst ist schon ein harter Job. Man kümmert sich um einige der größten Deals der Historie, versucht Unheil abzuwenden... und in den meisten Fällen schmückt man sich dabei nicht einmal mit Lorbeeren. Das sind immer wieder enorm interessante Thematiken, die man wunderbar für Filme und Serien aufbereiten kann... und die Romane von John le Carre bieten dann auch genug Stoff, um stets mal ein neues Werk zu verfilmen und komplexere Themen anzufassen. Das kann sehr gut oder auch mies werden und wenn es um "Dame, König, As, Spion" geht, tendiere ich zu zweiteren. Denn während das Gros der Kritiker diesen Film abfeierte, konnte ich mich kaum für ihn begeistern.

DAME, KÖNIG, AS, SPION


In den 70er Jahren ist auch der britische Geheimdienst vor den Auswirkungen des ausbrechenden Kalten Krieges nicht sicher. In dieser Zeit vermutet Control (John Hurt), der Chef des Geheimdienstes, einen Maulwurf in den eigenen Reihen, der mit den Russen kommunizieren könnte. Als eine Enthüllung des Verräters schiefläuft, muss Control seinen Posten räumen und es ist nun an seiner ehemaligen, rechten Hand George Smiley (Gary Oldman), der aus dem Ruhestand zurückkehrt, das Geheimnis doch noch zu lüften. Unter seinen Freunden, Kollegen und Vertrauten könnte jedoch jeder der Maulwurf sein... und Smiley muss tief graben, um die nötigen Informationen endlich ans Tageslicht zu schaffen.

Der Film ist herausragend besetzt und alleine der Blick auf die Besetzungsliste reichte bereits, um mich ganz heiß auf das Werk von "Schneemann"-Regisseur Tomas Alfredson zu machen. Und dann spielt es auch noch in einem Genre, welches mich ohnehin anfuchst: Ein Geheimdienst-Thriller, weitestgehend ohne gezückte Waffen, sondern mit scharfzüngigen Worten, ruhiger Atmosphäre und etlichen Wendungen, ohne effekthascherisch zu wirken. All das besitzt "Dame, König, As, Spion" nun auch und wäre dementsprechend absolut prädestiniert darauf, mir zu gefallen... leider ist jedoch das genaue Gegenteil eingetreten. 
Generell mochte ich den Stil, den Alfredson hier eingefangen hat, sehr: Graue Schleier über einem ohnehin kühlen Bild, krisselige Aufnahmen, die den filmischen Touch (manchmal etwas zu sehr) unterstützen, ein schöner Soundtrack und einen ganzen Haufen hervorragend aufgelegter Stars in Haupt- und Nebenrollen. So richtig gepackt hat mich das aber nicht und nach einem etwas zähen Beginn musste ich mich anstrengen, um der Handlung noch zu folgen. Man mag argumentieren, dass diese nun mal sehr komplex ist... ich folgte dem Plot jedoch mit genauer Aufmerksamkeit, verstand auch die Beweggründe, aber wirklich spannend wurde es nicht. Dabei ist ein solcher, im Kern simpler, Plot aber im Grunde perfekt, um die Spannung während den zwei Stunden immer weiter anzuziehen. 
Doch das reichte den Machern anscheinend nicht, weswegen sie ihre hundertzwanzig Minuten mit falschen Fährten, Nebenfiguren und Subplots nur so vollpflastern. Der rote Faden bleibt erkennbar, dennoch lässt sich kaum wegargumentieren, dass der Film gnadenlos überfüllt ist und das Tempo deswegen ungemein auf der Strecke bleibt. Es müssen zu viele Figuren abgegrast werden, weswegen der eigentliche Plot nur im Schneckentempo vorankommt. Da kann auch eine starke Inszenierung nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier alles etwas zu viel aufgebauscht wird - von allem etwas drin, aber es wird nicht rund. 
Letztendlich konnte ich kaum vorhersehen, wer denn nun der Maulwurf ist, was ja eigentlich auch ein gutes Zeichen sein sollte... ich muss jedoch gestehen, dass ich mich um dessen Identität spätestens nach einer Stunde auch nicht mehr wirklich geschert habe. Es war mir irgendwann eigentlich egal, wie all das wohl ausgehen wird, auch, da mich der Film emotional zu keinem Zeitpunkt abgeholt hat. Wie ein geradliniger Thriller ist er unterkühlt und steif und lässt kaum Gefühlsregungen für seine Figuren zu. Wenn, werden diese angedeutet und rasch beiseite gefegt, was zu den farbentsättigten Bildern passt, dem Zuschauer aber keine Emotionen mit auf den Weg gebt. Die Schauspieler machen ihre Sache indes sehr gut, insbesondere "Paranoia"-Star Gary Oldman in der Hauptrolle. Einzig von John Hurt, der 2017 leider von uns gegangen ist, hätte ich gerne mehr gesehen - seine Szenen kann man, trotz seiner grandiosen Darstellung, leider an einer Hand abzählen.

Fazit: Unterkühlter, überladener und letztendlich zäher Thriller, dessen Handlung im Schneckentempo voranschreitet und Wendungen vor emotionalen Gehalt stellt. Schauspielerisch und inszenatorisch gut, leider fehlt jedoch eine Komponente, die den Thriller packend und mitreißend macht - es fehlt an Brisanz.

Note: 4-






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