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Mortal Engines: Krieg der Städte

Dank der zuletzt enorm gestiegenen Ticketpreise und des schlichtweg überlaufenen Kinoprogramms, wo alles mit allem in Konkurrenz gehen muss, müssen sich die Zuschauer genau aussuchen, was sie sehen wollen - es bleibt oftmals kein Geld, um Experimente einzugehen. Deswegen stürzt man sich (beinahe verständlich) auf bekannte Marken, weiß man hier doch, dass es einem gefallen und das Geld nicht zum Fenster hinausgeworfen wird. Neue Franchise-Versuche gehen dabei oft unter, da der geneigte Mainstream-Zuschauer sie nicht kennt und oftmals werden daher auch potenziell wirklich gute Werke finanziell abgestraft. Man kann nur hoffen, dass dies "Mortal Engines" nicht blüht... denn entgegen aller Erwartungen ist dieser Fantasy-Kracher richtig gut.

MORTAL ENGINES


In einer weit entfernten Zukunft ist die Welt, wie wir sie kennen, einem Waffenschlag zum Opfer gefallen. Die Nachkommen der Überlebenden bewegen sich in gigantischen, fahrenden Städten durch das trostlose Ödland... so auch Thaddeus Valentine (Hugo Weaving), der Herrscher über das gigantische London, welches auch kleinere Städte aufreibt. Nun ist jedoch auch Valentine, der in seinen Laboren einen finsteren Plan schmiedet, in Gefahr, hat sich doch Hester Shaw (Hera Hilmar) nach London geschlichen. Diese sucht nach Rache für ihre von ihm ermordete Mutter, wird jedoch von dem jungen Wissenschaftler Tom Natsworthy (Robert Sheehan) an der Ausübung ihrer tödlichen Tat gehindert. Beide werden aus London hinausbefördert, wo Tom die Wahrheit erfährt... und sich mit seiner neuen Gefährtin zusammentun muss, um zu überleben.

Na gut, es ist keine komplett neue Idee, beruht "Mortal Engines" doch auf dem gleichnamigen Dystopie-Roman von Phillip Reeve, der dabei auch den Auftakt einer ganzen Reihe darstellt. Aber ein etabliertes Franchise ist es im Kinobereich nicht und angesichts des üppigen Budgets und der fast ausschließlich unbekannteren Darsteller ein Wagnis. Nimmt man die doch eher skurillen und etwas schwach geschnittenen Trailer hinzu, kann man sich gut vorstellen, dass der Film an den Kinokassen eher lau laufen wird... besonders, weil bereits nächste Woche mit "Bumblebee" und "Aquaman" wieder actionlastige Konkurrenz wartet. Und es wäre durchaus schade, wenn der Fantasyfilm finanziell absäuft, sieht man hier doch ein Werk, welches wirklich gut unterhält und definitiv Lust auf geplante, aber eben noch nicht in Stein gemeißelte, filmische Fortsetzungen macht. 
Natürlich hapert es an einigen Stellen - so ist der Plot rund um eine Megawaffe nicht wirklich originell und die Handlung an sich ist es auch nicht. Es wird viel gerannt, es werden Mysterien besprochen und Geheimnisse gelüftet und generell ist "Mortal Engines" vielleicht auch ein wenig zu actionlastig geworden. Die Charaktere, obwohl ich sie durch die Bank weg alle mochte, leiden darunter und besonders einige Nebenfiguren, die zu Beginn eingeführt werden, haben später leider kaum noch etwas zu tun. Das ist schade, aber es mussten wohl doch einige Abstriche gemacht werden... auch da man sich mit nur 129 Minuten in einer für das Genre doch recht knappen Laufzeit bewegt. 
Sieht man das Werk aber als reinen Fantasy-Blockbuster, der einfach nur für zwei Stunden unterhalten soll, gibt es wenig, woran sich knabbern lässt. Produzent Peter Jackson, der hinter und vor der Kamera einige Recken der grandiosen "Der Herr der Ringe"-Trilogie versammelt hat, und Regie-Neuling Christian Rivers, der in der Ring-Trilogie noch bei den oscarprämierten Special Effects mitgeholfen hat, liefern ein schnörkelloses Abenteuer mit viel Tempo, ein wenig Herz, leisem Humor und gigantischer Ausstattung. Da ist es dann schon wieder halb so schlimm, dass der Film aus vielen Actionszenen besteht, sind diese doch durch die Bank weg hervorragend inszeniert. Die Visual Effects dürften als einer der hohen Favoriten in die nächste Oscarveranstaltung gehen - sie erschaffen Bilder, die man so tatsächlich noch nicht auf der Leinwand gesehen hat. Jackson und Rivers wollen dabei nicht kleckern, sondern klotzen und scheinen ihr Budget voll auszureizen. 
Die gigantischen Städte, die sich durch das Ödland bewegen, sehen auch in kleinsten Details absolut beeidnruckend aus und die beiden halten das Pacing erstaunlich hoch, trauen sich einige sehr schicke Choreos zu, lassen dabei aber die Technik nie über die Handlung siegen. Erst während des finalen Showdowns, der sich irgendwann doch zu lang über noch ein Scharmützel hier und noch eine Explosion dort fortträgt, wird man zu arg taub geschossen - die Bilder bleiben dennoch durchweg beeindruckend. 
In all diesem Getümmel stimmt auch die Chemie zwischen den Darstellern, insbesondere "Inside Wikileaks"-Star Hera Hilmar liefert eine mehr als solide Leistung. Und dann ist da natürlich auch Hugo Weaving, bei dem aber von Beginn an kein Zweifel bestand, dass er den Antagonisten nicht irgendwie brillant geben würde. Nein, das macht schon alles sehr viel Spaß, ist kurzweilig, flott erzählt und optisch schlichtweg meisterhaft. Ich würde gerne mehr von dieser dystopischen Welt sehen und rufe euch deswegen zum Kartenkauf auf - bitte habt zwei Stunden Spaß und ermöglicht uns so eine Fortsetzung. Diesmal könnte sich das wirklich lohnen.

Fazit: Die Handlung ist etwas zu dünn, doch eine grandiose Optik, fabelhafte Effekte, rasante Action und sympathische Charaktere gleichen dies in hohem Tempo aus. Man verzeiht manch einen erzählerischen Hänger durch den hohen Unterhaltungswert, der sich immer höher schraubt und einige der beeindruckendsten Kinobilder des Jahres bietet.

Note: 2




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