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Die Nacht der lebenden Toten

Alles hat irgendwo seinen Anfang, auch wenn man manchmal weit zurückrudern muss, um diesen noch zu entdecken. Schwer ist es nicht, den Startschuss der Zombiewelle auszumachen, die gerade seit gut fünfzehn Jahren durch Werke wie "28 Days Later" oder "The Walking Dead" eine neue Hochzeit erlebt: George A. Romero hats immerhin schon 1968 erfunden. Damals liefen, noch in Schwarzweiß und ohne zu viel grässliches Make-Up, die ersten Zombies über die Kinoleinwände eines heute als absoluten Kult angesehenen Horrorfilmchens. Romero machte sich dadurch ebenso unsterblich wie die Untoten... und begründete im Alleingang ein ganzes Subgenre.

DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN


Als sie das Grab ihres Vaters besucht, erlebt die junge Barbra (Judith O'Dea) ein grausames Szenario: Sie wird von einem seltsam stöhnenden Mann angefallen und schafft es nur mit Mühe, diesem zu entkommen. Auf der Flucht schlägt sie sich ein Haus durch, welches von dem Überlebenden Ben (Duane Jones) besetzt wird: Der erzählt, dass sich Leichen aus ihren Gräbern erhoben haben und seitdem nach Menschenfleisch geifernd durch die Gegend ziehen. Die beiden verschanzen sich in dem Haus und wollen die Epidemie abwarten, was jedoch schon bald in einen tödlichen Wettlauf gegen das Böse ausartet...

Es ist ein Klassiker, das lässt sich ohne Zweifel sagen... wie so oft, wurde dieser ursprünglich aber gar nicht als solcher anerkannt. Als der mit einem enorm geringen Budget (so gering, dass der Abspann nur ungefähr eine Minute dauert) gedrehte Horrorstreifen im Jahr 1968 in die Kinos kam, wurde er von sämtlichen Kritikern müde belächelt und als lumpiger Gruselstreifen abgetan. Das Werk hätte rasch in Vergessenheit geraten können, vielleicht hätte es dann in der weiteren Filmgeschichte keine Untoten mehr gegeben... aber es kam, wie wir alle wissen, anders. Über die Jahre hinweg entwickelte sich das billig produzierte Werk zu einem absoluten Kultfilm, der bis heute eine kaum enden wollende Flut an neuen Zombie-Streifen in Gang setzte. Die Untoten wandeln noch immer... und die Serie "The Walking Dead" oder auch richtig starke Zombiestreifen wie "REC", die Parodie "Zombieland" oder "World War Z" hätte es ohne diesen Grundpfeiler wahrscheinlich niemals gegeben. 
Guckt man sich den Film heute an, sieht man natürlich, was die Kritiker damals störte, denn lässt man den Klassikerstatus außer Acht, ist das alles schon recht stumpf. Das Alter hat schon sehr an dem Werk gejagt und gerade die Actionszenen sind aus heutiger Sicht ziemlich mau, manchmal gar unfreiwillig komisch. Doch auch das zählt eben zur Geschichte und noch immer können manche Einstellungen, so zum Beispiel ein Bild einer Untoten-Herde, die auf das verbarrikadierte Haus zusteuert, leichte Gänsehaut verursachen... und sei es nur, weil man weiß, dass diese Momente die Filmgeschichte so enorm beeinflusst haben. 
Darüber hinaus geht George Romero dann auch recht drastisch vor und die heutige FSK-Freigabe von 16 ist, trotz der damals sehr beschränkten Mittel, noch immer gerechtfertigt. Romero lässt den Tod und die wandelnde Hölle auf recht schonungslose Art und Weise über seine Protagonisten hereinbrechen, nimmt sich dafür auch recht viel Zeit. Das soll dann die Charaktere formen, die hier aber, wir für das Horror-Genre, eher Abziehbilder bleiben, wobei die im Mittelteil ausgeführten Konflikte eben eher lauwarm bleiben. Auch das ist aber ein Bild der damaligen Zeit, als Horrorfilme weitestgehend ängstigen wollten... der ganze andere Krimskrams kam schließlich über die Jahre dazu. 
Besonders ist dabei eigentlich nur die Besetzung von Duane Jones - der erste afroamerikanische Hauptdarsteller in einem Hollywood-Film, der nicht aufgrund seiner Hautfarbe besetzt wurde, was auch schon ein Zeichen setzte. Weder Jones noch der Rest des Casts machte im Anschluss an dieses Werk jedoch eine große Karriere. Vielleicht, weil der Kultstatus erst später kam, vielleicht auch, weil die Darsteller hier wenig überzeugen und eher dem Schrecken und dem Suspense die Schau überlassen müssen. Das ist dann sicherlich nicht zeitgemäß, für die damalige Zeit und gerade aufgrund der geringen Mittel, die Romero hier nutzen konnte, tatsächlich noch immer ziemlich gut. Und natürlich Horror-Filmgeschichte, falls ich das hier nicht auch schon erwähnt habe.

Fazit: Natürlich hat der Zahn der Zeit gejagt, natürlich sieht man die wenigen Mittel heute ebenso wie damals. Trotzdem ist das Filmgeschichte: Zombies sind heute ein geflügeltes Wort und Romero hat es mit einem trashigen, kurzweiligen und gar nicht mal so unspannenden Horrorfilm erfunden, der mit Abstrichen auch heute noch funktioniert.

Note: 3+




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