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Aquaman

Dass Warner nicht genau weiß, wo es mit dem DCU hinwill, ist längst kein Geheimnis mehr. Begonnen als relativ eindeutige Kopie der Marvel-Formel, die bis heute noch herausragend gut funktioniert, schnell zu den Höhepunkten huschend, die das MCU jahrelang vorbereitete... und nun eindeutig mit der Heldenzusammenkunft "Justice League" gefloppt. Der neue Plan war, die einzelnen Filme eher voneinander unabhängig zu inszenieren - mit kleinen Winks und Hinweisen auf das große Ganze, aber eben einzeln genießbar. Und deswegen kommt jetzt "Aquaman"... ein Film, der innerhalb seines Franchise überhaupt nicht weiß, was er sein will und deswegen einige Fragezeichen verursacht.

AQUAMAN


Arthur Curry (Jason Momoa) wuchs als Sohn der Königin von Atlantis, Atlanna (Nicole Kidman) und eines sterblichen Leuchtturmwäters, Thomas Curry (Temuera Morrison) auf... bis Atlanna zurück nach Atlantis musste. Als Erwachsener hat sich Arthur als Superheld "Aquaman" einen Namen gemacht, den Anspruch auf die Thronfolge aber niemals berücksichtigt. Nun muss er dennoch in seine Heimat zurückkehren, um die Herrschaft seines Bruders Orm (Patrick Wilson) anzufechten und schließlich doch über die Meere zu herrschen. Orm will seinen Thron jedoch nicht abgeben, weswegen sich Arthur gemeinsam mit seiner Verbündeten Mera (Amber Heard) auf die Suche nach einer mächtigen Waffe machen muss, um diesen mit Gewalt zu erringen...

Dass "Aquaman" visuell keinesfalls scheitern würde, war klar - die Unterwasserwelt von Atlantis mit all ihren verschiedenen Tierarten, den prächtigen Computersets, den gigantischen Schlachten und wunderbaren Farben scheint wie geschaffen fürs Kino. Und tatsächlich hat Regisseur James Wan (der nach "Furious 7" offenbar Gefallen an gigantischen Blockbustern gefunden hat) eine Welt kreiert, die wirklich wunderschön aussieht und vor vielen Details nur so strotzt. Auf visueller Ebene funktioniert das dann auch prächtig, die Effekte wirken wie aus einem Guss, es gibt nur wenige kleine Fauxpas' in technischer Hinsicht... und sogar der 3D-Aufpreis lohnt in einigen Momenten, wenn Wan sene Actionszenen tatsächlich passend für die dritte Dimension inszeniert und mit schwindelerregenden Höhen- und Tiefeneffekten arbeitet, ohne dass sich diese allzu sehr aufdrängen. 
Dennoch bleibt die Frage, ob einem diese Welt denn gefällt, da Wan sie recht kitschig aufzieht und tatsächlich kein skurilles Klischee auslässt. Da gibt es Machtkämpfe, ganze Armeen von gigantischen Tierwesen, die sogar Musik spielen (der trommelnde Tintenfisch ist so unfreiwillig komisch, dass er eher aus "Arielle" als aus dem DCU zu stammen scheint), ein paar seltsame Liebesphrasen, Prophezeiungen und sogar eine Schatzsuche, die "Uncharted" alle Ehre machen würde. Das ist dann eine etwas kopflose und unentschlossene Mischung, die ihre Welt nicht immer glaubhaft transportiert. Es wirkt ein wenig, als hätte von allem noch etwas hineingemusst und dementsprechend fühlt sich "Aquaman" sowohl auf visueller als auch auf handlungstechnischer Ebene ziemlich überfüllt an. Dementsprechend bekommt man für sein Geld definitiv eine Menge zu sehen, es ist aber vielleicht auch zu viel, um alles zu verarbeiten... und es bleibt die Frage, ob man angesichts der im Kern sehr lauen Handlung nicht irgendwann das Interesse an diesem Mischmasch verliert. 
Obwohl es immer wieder stimmungsvolle Momente gibt, plätschert "Aquaman" in seiner Dramaturgie vor sich hin, hat keinen klaren Fokus, nimmt sich gleich mehrere Bösewichte zur Brust, die dabei gar allesamt flach bleiben und muss auch noch Familiengeschichten sowie kleinere Verbindungen zur "Justice League" klären... das ist selbst für kraftprotzende und temporeiche 143 Minuten manchmal etwas zu viel. Langweilig wird es dabei natürlich nicht, aber wirklich packend eben auch nicht - der Plot ist viel zu vorhersehbar, die Charaktere bleiben blass und zumeist auf ihre reinen Funktionen beschränkt und selbst der Showdown weiß nicht zu fesseln, läuft dieser doch auf das übliche CGI-Gebashe hinaus. 
Für Lichtblicke sorgt immer wieder "Game of Thrones"-Star Jason Momoa, der dem Titelhelden viel rauen Charme verleihen kann - neben ihm bleibt Depp-Ex Amber Heard gar vollkommen farblos, während auch "Spider-Man"-Fiesling Willem Dafoe kaum etwas zu tun bekommt. Ansonsten wissen auch einige Actionszenen durchaus zu unterhalten, als Highlight dürfte dabei eine explosive Verfolgungsjagd durch Italien zählen, die ebenso intensiv inszeniert wie visuell ansprechend gelungen ist und durch clevere Choreos zu beeindrucken weiß.

Fazit: Alles beim Alten. Das DCU weiß noch immer nicht, wohin und liefert daher mit "Aquaman" einen Blockbuster von der Stange ab. Visuell berauschend, in Sachen Plot fad und schauspielerisch durchwachsen. Vollgepackt und mit hohem Tempo, aber niemals packend. Dementsprechend nichts Besonderes.

Note: 3-




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