Wer schon mal eine Dating-App genutzt hat, der weiß, wie der Hase läuft. Das Foto steht im Vordergrund, die Profilbeschreibung lesen sich nur die ganz Harten durch. Natürlich gibt es da Ausnahmen, doch ein Großteil der oberflächlich gestimmten Nutzer wird nur einen Blick auf das Foto werfen und zwischen "Geil" oder "Nicht geil" entscheiden. Keine Frage - das ist abwertend und gemein, aber so funktioniert das Leben nun mal. Kein Wunder, dass manch ein Mensch davon die Schnauze voll hat... und dass es nicht lange dauern würde, bis mit diesem Aufhänger auch eine Filmkomödie entstehen würde. Die trägt nun den Namen "I Feel Pretty" und hat sich leider zu einem kleinen Flop gemausert.
I FEEL PRETTY
Renee Bennett (Amy Schumer) hat die Schnauze voll von allem. Davon, dass sie im Fitnessstudio wegen ihrer überschüssigen Pfunde von den Supermodels kritisch beäugt wird; dass sie kein Match auf Dating-Plattformen kriegt, da sie nicht dem allgemeinen Schönheitsideal entspricht; und davon, dass ihr deswegen sogar eine höhergestellte Position im Arbeitsleben verwehrt wird. Sie hasst dieses oberflächliche Leben... bis sie sich nach einem schmerzhaften Sturz auf den Kopf plötzlich als knackiges Supermodel wähnt. Mit einem Mal steigt ihr Selbstbewusstsein und sie beginnt, sich mit erschreckendem Erfolg nach oben zu arbeiten. Dabei weiß sie nicht, dass sie für alle anderen noch immer die gleiche Renee ist - nur eben mit wesentlich mehr Ellenbogen ausgestattet.
Eigentlich ist es eine sehr brauchbare, hochaktuelle und wichtige Message, die "I Feel Pretty" seinen sicherlich zumeist weiblichen Zuschauern mit auf den Weg gibt: Sei eine starke Frau, unabhängig, selbstbewusst und mutig. Ganz gleich, wie du aussiehst, was du anziehst, wie alt du bist, wo du arbeitest oder welche Hautfarbe du hast - ihr seid alle gleich, ihr seid schön, ihr seid wunderbar. Sicher, etwas kitschig, aber gerade vor dem noch immer sehr aktuellen Stand der "Me-Too"-Debatte ein Thema, welches nicht an Strahlkraft verloren hat und definitiv angesprochen gehört - auf jeden Fall auch in der Filmbranche.
Einige Werke haben sich des Themas bereits mutig angenommen, doch mit "I Feel Pretty" gelingt dies nicht erneut, denn damit haben sich die Macher gerade vor diesem Hintergrund doch in den Sand gesetzt. An einigen Stellen untergräbt man den Schönheitswahn nämlich doch sehr effektiv, setzt sich nicht kritisch genug mit der Thematik auseinander und lässt all dies in fröhlichem Giggeln verschwinden - eine wirkliche Hinterfragung findet nicht statt. Zudem wirft auch die etwas mutlos erscheinende Besetzung von Komödienstar Amy Schumer Fragen auf, denn die ist für solch einen Part eigentlich leidlich zu attraktiv und albert sich im weiteren Verlauf auf recht anstrengende Weise durch recht zähe und tempoarme 110 Minuten.
Doch auch wenn man "I Feel Pretty" als simple, kurzweilige Coming-of-Age-Komödie wertet und die Message im Hintergrund nicht allzu hoch einstuft, funktioniert der Film nicht. Der Coming-of-Age-Inhalt bleibt oberflächlich und mutlos... und für eine Komödie ist das Werk schlichtweg nicht witzig genug. Die meisten guten Gags sind bereits im Trailer verbraten worden (was etwas heißen möchte, denn der war ja auch schon nicht so richtig witzig) und darüber hinaus herrscht weitestgehend Flaute. In langwierigen Dialogmätzchen und harmlosem Slapstick verliert sich eine recht ziellose Handlung und lockt nur selten ein kleines Grinsen hinter dem Ofen hervor.
Einige wirklich nette Momente hat einzig und allein "Brokeback Mountain"-Star Michelle Williams, die in einer überzeichneten Rolle als Chefin einer Beauty-Linie mit herrlich verstellter Stimme immer wieder Spaß macht. Das ist überzogen, innerhalb des Metiers aber irgendwie noch immer auf abstruse Weise glaubhaft - Williams drückt dem Film somit in einer Nebenrolle einen Stempel auf, was Schumer im Hauptpart nicht bedarf. Schumers Rolle fehlt es nämlich an Ecken und Kanten, sie bleibt als Person ebenso uninteressant wie die eigentliche Handlung, die in vorhersehbaren und recht klischeemäßige Zügen verläuft. Dass das dann auch wieder auf beinahe zwei Stunden ausgedehnt wird, ist ebenso unverständlich, denn der Film trägt diese Laufzeit keinesfalls und lässt im späteren Verlauf in Sachen Tempo gar immer weiter nach. Letztendlich werden also nur Hardcore-Schumer-Fans wirklichen Gefallen an diesem Werk finden, welches sein Potenzial nicht wirklich nutzt und sich mit dem einfachsten und uninteressantesten Weg zufrieden gibt.
Fazit: Für eine Komödie fehlt es "I Feel Pretty" an guten Gags, einzig Michelle Williams in einer Nebenrolle bringt die Qualität auf den Punkt. Darüber hinaus hat der Film mit einer albernen Hauptdarstellerin, einer Verfehlung der Thematik und erschreckender Naivität zu kämpfen - schwach.
Note: 4-
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