Um manche Werke kommt man einfach nicht herum. Die Leute reden darüber, die sozialen Medien sind voll von News und Berichten... und selbst wenn der Film vielleicht gar nicht so gut ist, muss man einfach mitreden. Im Zeitalter von Netflix werden viele der Originalfilme des Streamingdienstes einzig und allein durch Mundpropaganda bekannt und das gilt auch für den Ende Dezember veröffentlichten "Bird Box", den ich mir nun angesehen habe und der somit auch der letzte Beitrag auf meinem Blog in diesem Jahr wird. Und tatsächlich wird 2018 somit durchaus solide, wenn auch nicht vollkommen perfekt, abgerundet...
BIRD BOX
Es geschieht von einem auf den anderen Moment: Eine Suizidwelle rast durch die ganze Welt, tausende Menschen bringen sich um... aus keinem Grund. Wie ein ansteckender Virus naht der Tod, wenn die Menschen einen klaren Blick in die Welt riskieren - Schutz bieten nur verdunkelte Fenster und kein weiterer Schritt nach draußen. Die hochschwangere Malorie (Sandra Bullock) findet mit mehreren anderen Menschen in einem Eigentumshaus Schutz, doch auch dort können sie nicht lange einfach verweilen. Sie brauchen Nahrung, Technik und einen Ausweg - und die Suche nach diesen Dingen ist lebensgefährlich. Zudem nagt auch der Konflikt untereinander am Nervenzelt, denn gerade der strenge und schnell zur Waffe greifende Douglas (John Malkovich) soll noch für das ein oder andere Problem in der kleinen Gruppe sorgen...
Manchmal ist es wunderbar, wenn man kaum etwas über einen Film weiß. Und obwohl Facebook, Instagram und Co. voll waren von Beiträgen zum neuen Netflix-Film von der oscarprämierten, dänischen Regisseurin Susanne Bier, habe ich mich kaum informiert. Als ich den Startknopf drückte, wusste ich nur, dass es sich wohl um einen Horrorfilm handelt, das Sandra Bullock und John Malkovich mitspielen und Augenbinden einen tragenden Part einnehmen. Ein Horrorfilm, in welchem man also kaum etwas sieht - das klingt doch schon mal sehr, sehr vielversprechend.
Mit dieser Prämisse spielt Bier dann auch recht gekonnt, denn obwohl sie quasi ein weltweites Massensterben in Gang setzt und auch im weiteren Verlauf viele Protagonisten über die Klinge springen lässt, wissen wir fast nie mehr als die Charaktere selbst. Was sich draußen abspielt, wie die restliche Welt aussieht, ob diese überhaupt noch existiert... wir wissen es nicht, sondern leben einzig und allein dem Überlebenskampf einer Gruppe Menschen bei, die sich unter diesen grausamen Umständen zusammenraufen muss. Das wird gemischt mit einer Prise "The Walking Dead" und ist auch immer wieder von dem diesjährigen Horror-Hit "A Quiet Place" inspiriert, so könnte man zumindest meinen. Dennoch lässt "Bird Box" innerhalb seiner an "The Happening" erinnernden Ausgangssituation, die hier immerhin wesentlich spannender nachverfolgt wird als in M. Night Shyamalans durchschnittlichem Thriller, keine Eigenständigkeit vermissen - der Film ist über zwei Stunden lang spannend und das ist die Hauptsache.
Aber wirklich begeistert bin ich letztendlich dennoch nicht gewesen, denn obwohl Bier und ihr Team viel Gutes aus dem Plot hervorzaubern, überwog stets das Gefühl, dass auch noch etwas mehr möglich gewesen wäre. So scheint die Inszenierung immer wieder ein wenig gedeckelt zu sein und erlaubt sich nicht, vollkommen intensiv in das Schreckensspektakel einzusteigen. Zwar gibt es immer wieder einzelne Momente, die dem Zuschauer durchaus auf beeindruckende Weise vermitteln, dass all das kein Spiel ist (beispielsweise die Namensgebung der beiden Kinder), aber auf zwei Stunden sind diese Momente zu selten. Bier spielt nach einem rasanten Beginn etwas zu eintönig auf der altbekannten Horror-Klaviatur, lässt kurz Sicherheit vorherrschen, um schließlich doch wieder durch einen kleinen Fehler das Chaos regieren zu lassen, inklusive Ableben von Handlungsträgern.
Die Nebenfiguren erhalten dabei zu wenig Raum, alsdass uns dieses schließlich nahegehen würde und abgesehen von Hauptdarstellerin Sandra Bullock werden diese viel zu wenig gefordert. So ist diesmal erneut keine Paraderolle für "Mile 22"-Star John Malkovich dabei und auch die restliche Besetzung über den aus "Fluch der Karibik" bekannten Tom Hollander oder die bald in "Glass" zu sehende Sarah Paulson kann nur wenige Akzente setzen. Das führt dann zwar nicht dazu, dass wir emotional außen vorbleiben - "Bird Box" bleibt trotz winziger Hänger rundum spannend. Mit ein wenig mehr Mut und einer etwas deftigeren Inszenierung hätte aber auch gar ein neuer Horrorklassiker herauskommen können, weswegen das Endergebnis zumindest ein bisschen enttäuscht.
Fazit: Spannender Horrorthriller mit intensiver Ausgangssituation, der einige starke Szenen hat und besonders die Ausweglosigkeit in Szene zu setzen weiß. Auf Dauer agiert der Netflix-Schocker leider etwas zu mutlos und lässt uns mit einigen Fragezeichen zurück.
Note: 3+
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