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96 Hours - Taken 3

Es ist im Grunde ja nichts Verwerfliches dabei, eine Marke auch über ihren Zenit hinauszuführen, wenn die Zuschauer doch weiterhin anbeißen. Schließlich müssen auch Studios ihr Geld wieder reinbekommen, weswegen diese Entscheidungen verständlich sind. Trotzdem sollte man sich auch bei offensichtlichen Markenausschlachtungen doch zumindest ein wenig darum bemühen, noch einen einigermaßen zufriedenstellenden Film abzuliefern - zu oft nutzen Studios und Produzenten heutzutage nur noch den großen Namen, um die Kassen klingeln zu lassen und scheren sich einen Dreck um die Qualität des Werkes - die Leute rennen ja eh rein. So geschehen auch beim Abschluss der "96 Hours"-Trilogie... ein Finale, welches nicht nur enttäuscht, sondern schlicht und ergreifend schlecht ist.

96 HOURS - TAKEN 3


In das Leben von Bryan Mills (Liam Neeson) ist weitestgehend Frieden eingekehrt und sogar die Beziehung zu seiner Ex-Frau Lenore (Famke Janssen) scheint erneut aufzuflammen. Doch dann legt sich ein Schatten über die Familie: Ein Bryan sehr nahestehender Mensch liegt plötzlich ermordet in dessen Wohnung, Bryan selbst wird am Tatort gesehen und flüchtet vor der Polizei. Er setzt alles daran, den wahren Mörder ausfindig zu machen und seinen Namen reinzuwaschen. Verfolgt von den unerbittlichen Cops, die Mills als Mörder sehen, sowie einer Gruppierung, die etwas mit dem Todesfall zu tun zu haben scheint, schlägt er sich durch seine Heimat und steht dabei durchgehend im Fadenkreuz...

Nun ist also auch der Originaltitel passe. Wo der mau eingedeutschte Titel "96 Hours" ja bereits in der ersten Fortsetzung keinen Sinn mehr ergab, so geht es im Finale der Reihe (bitte, bitte, lasst es auch zukünftig das endgültige Finale bleiben) auch nicht mehr um eine Entführung. Stattdessen im Fokus: Ein Mordfall und Bryan Mills als Tatverdächtiger auf der Flucht. Das hat mit dem Original, wo Neeson noch wie eine Dampfwalze durch Frankreich pflügte und etliche Verbrecher über den Haufen ballerte, natürlich rein gar nichts mehr zu tun... und generell hätte man angesichts dieses Plots auch einfach die Namen der Protagonisten und den Titel verändern können. Fertig wäre ein neuer Actionreißer gewesen, der dann zwar sicherlich weniger Zuschauer in die Kinos gelockt und auch nicht an Qualität gewonnen hätte, aber es hätte nichts geändert. 
Denn mit den vorherigen Teilen hat das, außer dass die bekannten, noch lebenden Figuren hier eben wieder von der Partie sind, wirklich nichts mehr zu tun. Dementsprechend ist es schon dreist, wie offensichtlich die Macher den Namen der Reihe nutzen und zwanghaft einfach noch einen weiteren Film hinterherschieben - irgendetwas, was an die Vorgänger anknüpft, konnten sie nämlich nicht mehr bieten, machten einfach etwas vollkommen Neues, etwas, was nichts mehr mit dem raubeinigen Stil des ersten oder der Plotfortführung des zweiten Films zu tun hat. Etwas Neues zu erfinden ist dabei ja auch gar nicht übel und generell ist es schön, dass die Reihe sich offensichtlich nicht einfach wiederholen will... aber hätte man, angesichts des doch mittlerweile großen Namens des Franchise, nicht einen besseren Plot aus den Fingern saugen können? 
Klar, es muss nicht schon wieder eine Entführung sein, doch diese Story könnte auch aus einem x-beliebigen Direct-to-DVD-Actioner stammen, den man schon während des Abspanns wieder vergessen hat. Das schmerzt doppelt, da es sich hier eben nicht um einen alleinstehenden Film handelt, den man anschließend einfach als Mumpitz abhaken kann... sondern weil er eine Reihe zum Abschluss bringt, die zumindest im ersten Teil noch richtig gut war. Sie jongliert mit Figuren, die wir kennen, und dass diese nun absolut idiotische Wendungen auf den Leib geschrieben bekommen oder gar herzlos aus der Handlung geschrieben werden, damit dieser schwachsinnige Plot irgendwie an Fahrt aufnehmen kann (was er aber im weiteren Verlauf eh nicht tut), ist nun wirklich keine schöne Sache. 
Sieht man aber mal davon ab, dass es sich hier um eine Fortsetzung handelt und sieht "Taken 3" eben einfach als für sich stehenden Actioner an, muss man sich über derlei Sequelkrankheiten nicht aufregen... der Film wird aber nicht besser. Absolut hirnrissige Wendungen, deutlich müdere Schauspieler (sogar Neeson selbst wirkt diesmal irgendwie gelangweilt) und Actionszenen, die nicht zu begeistern wissen. Relativ blutarm und harmlos, auf ein schreckhaftes Mainstream-Publikum zurechtgeschnitten... und damit genau das, was der erste Film, der noch so brachial aus den Grenzen herausexplodierte, nicht war. Es ist tatsächlich sehr schade, was aus der Reihe geworden ist, weswegen man rückblickend sagen, dass die Sichtung des ersten Teils genügt. Teil 2 schmälert dessen Unterhaltung nicht, aber Teil 3 tut dies schon. Lasst diese Reihe nun bitte ruhen.

Fazit: Unglaublich schlechter Abschluss einer einst so guten Reihe. Neeson wirkt müde, die Handlung strotzt vor schwachsinnigen Wendungen und baut keine Spannung auf. Selbst die Actionszenen sind nicht mehr kernig, sondern langsam geworden. Es reicht, wenn man den ersten Teil sieht, der Rest ist es nicht wert.

Note: 5+






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