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Miss Undercover

Tatsächlich heißt dieser Film im Original anders. Natürlich ist es keine Seltenheit, dass Titel im deutschsprachigen Raum zur leichteren Verständlichkeit abgeändert werden (auch wenn dabei oftmals ziemlicher Mist rauskommt) - dass er dann aber englisch bleibt, kommt nicht zu oft vor. Dies lag hier dann an dem Fall, dass das Wort "Congeniality" (was in Amerika etwa mit Charme gleichzusetzen ist) im deutschen Sprachgebrauch eben sehr ungebräuchlich ist... wohingegen man mit dem Begriff "Undercover" doch deutlich mehr anfangen kann und dabei immerhin noch im Sinne des Plots handelt. Über den Film selbst sagt das natürlich rein gar nichts aus... als kleine Fußnote ist es aber gut zu wissen, finden nämlich beide Worte einen wichtigen Gebrauch.

MISS UNDERCOVER


Das FBI vermutet auf der diesjährigen Wahl der "Miss United States" eine erhöhte Gefahr: Der sich auf der Flucht befindliche Bombenleger "Citizen" peilt die Veranstaltung als nächstes Terrorziel an, weswegen das FBI unter dem den Fall annehmenden Agenten Eric Matthews (Benjamin Bratt) eine Agentin als Teilnehmerin einschleusen will. Die Wahl fällt schließlich auf die zuletzt einen wichtigen Fall gefährdete, ungemein toughe und perfekt durchtrainierte Agentin Gracie Hart (Sandra Bullock), die optisch jedoch nicht gleich den "Miss"-Stand zu erfüllen scheint. Dafür wird ihr schließlich der Schönheitsexperte Victor Melling (Michael Caine) zur Seite gestellt, der Hart für die Wahl herrichten soll, damit sie sich locker durch alle Backstagebereiche mogeln... und so vielleicht auch den Bösewicht dingfest machen kann.

Ich kann mich mit Sandra Bullock nicht immer anfreunden, ist sie doch eine Schauspielerin, die auch über mehrere Genres hinweg sehr gerne zum Overacting neigt - einer Spielkunst, der ich sehr wenig entgegenbringen kann und die gerade bei Bullock in ihren diversen Komödien ziemlich anstrengend wirkt. 2010 erhielt sie für den furchtbaren "Verrückt nach Steve" zurecht dioe Goldene Himbeere für die Schlechteste Schauspielerin (kurioserweise im gleichen Jahr, als sie auch den Oscar als beste Hauptdarstellerin in "Blind Side" entgegennahm)... und eigentlich hatte ich aufgrund meiner Erfahrungen mit Bullocks überdrehtem Spiel in diversen Komödien gar keine Lust, mir "Miss Undercover" anzusehen und senkte meine Erwartungen auf ein gehöriges Mindestmaß. Vielleicht ist das der Grund, warum mir die Agentenkomödie von Regisseur Donald Petrie einigermaßen gut gefallen hat und ich auch einige Male lauthals lachen konnte. 
Die meisten Lacher liegen dabei in der ersten Hälfte, wenn Bullocks Gracie Hart sich noch wunderbar rotzfrech durch ihre zumeist männliche Kollegenschaft fauchen kann und auch während ihren ersten Schritten in der Welt der Models noch auf Granit stößt und mit gewissen Manieren auffällt. Das ist keine Comedy-Kunst, gefällt aber durch ein nicht zu überdrehtes und dennoch energiegeladenes Spiel, dem später deutlich die Luft ausgeht, wenn die Handlung doch etwas zu auffällig in den Vordergrund gerückt wird... denn um diese geht es hier nun wirklich nicht. Diese ist nach den abgeschlackten Mustern des lustigen Thrillers aufgebaut und zu keiner Sekunde in irgendeiner Form spannend und aufregend... mal ganz davon abgesehen, dass die Katze bezüglich des wahren Täters viel zu früh aus dem Sack gelassen wird, weswegen die Spannung im Finale ohnehin passe ist. 
Aber das ist eben auch nicht so wichtig, ist doch das Hauptziel des Films, Sandra Bullock in eine Menge Fettnäpfchen treten zu lassen... und über einen Großteil der Zeit schlägt sich "Miss Undercover" hierin wirklich mehr als ordentlich. Bullock beweist zumindest hier ein starkes Comedy-Timing, bleibt selbstironisch und veralbert nichts zu sehr. Natürlich funktioniert lange nicht jeder Gag (besonders wegen Bullocks ziemlich peinlicher und unlustiger Lache), aber es sind doch immer wieder Treffer dabei. 
Diese werden gut und gerne auch durch die Nebenfiguren erreicht, wobei besonders "Ewige Jugend"-Star Michael Caine hervorsticht. Gewohnt nuanciert und mit eiserner Miene blickt er dem Gekreische, dem Hingefalle, den peinlichen Reden entgegen und setzt ultratrockene Sprüche hinzu. Natürlich ist Caine eigentlich Besseres gewohnt, dass er in einer solchen Rolle jedoch zu glänzen vermag, daran dürfte niemand echten Zweifel gehabt haben. Caine ist es dann auch, der über einige spätere Längen und ein doch sehr weiches Ende hinwegtröstet... denn so richtig begeistert hat mich der Film, sobald die Krallen von Bullocks Figur weitestgehend gestutzt sind, selbst in einem chaotischen Finale nicht mehr. Das ist aber immer noch deutlich mehr als ich erwartet habe und bringt mich der Versuchung nahe, die Darstellerin vielleicht doch noch einmal in anderen Komödien zu sehen. Hoffen wir, dass das kein Fehler ist.

Fazit: Durchaus spaßige Komödie, die in der zweiten Hälfte sehr deutlich an Schwung und Spritzigkeit verliert. Eine überzeugende Sandra Bullock und ein herrlich ironischer Michael Caine helfen über einige Längen und die sehr dünne Handlung aber immer wieder hinweg.

Note: 3+




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