Den Krieg auf seine schonungsloseste und realistischste Art auf Film zu bannen, kann Vor- und Nachteile haben und nur wenige Regisseure haben es geschafft, das grausame Schlachten nicht zum bloßen Selbstzweck verkommen zu lassen, nicht bloß den Zuschauer zu schockieren, sondern diese Bilder passend in das Werk einzufügen. Einer, dem das gelungen ist, ist Roland Joffe... und dabei stellte das mehrfach prämierte Werk "The Killing Fields" sogar seinen Erstling dar. Und obwohl Joffes Vision nicht angeprangert werden kann, hat mich der Film nicht wirklich packen können, was mir beinahe ein wenig peinlich ist.
THE KILLING FIELDS
Im Jahr 1975 befindet sich Sydney Schanberg (Sam Waterston), Journalist der New York Times, mitten im Vietnamkrieg. Sein Ziel: Die grausamen Zustände in den Kriegsflüchtlingslagern zu dokumentieren und diese in seiner eigenen Heimat Amerika darzustellen, um die Regierung wachzurütteln. Begleitet wird er dabei von dem Fotografen Alan Rockoff (John Malkovich) und gemeinsam sind die beiden oftmals gefährlich nah dran am Geschehen... wobei Schanberg jedoch zu Großteilen auf seinen Dolmetscher und guten Freund Dith Pran (Haing S. Ngor) baut. Die beiden verbindet während den Grauen des Krieges eine schier unzertrennliche Freundschaft.
Roland Joffe hatte eine Vision und diese ist deutlich auf dem Bildschirm zu sehen. Beginnen tut dies mit der Besetzung des Schauspielers Haing S. Ngor, der den Vietnamkrieg selbst als Flüchtling miterlebte und die Erlebnisse in seiner Rolle quasi neu aufarbeitet. Seine Geschichte wird aber nicht erzählt, stattdessen widmet sich Joffe den realen Ereignissen rund um die beiden Reporter Sydney Schanberg und Dith Pran - eine Geschichte, die aufweckt, die bewegt und aufrüttelt. Eine perfekte Geschichte fürs Kino, das steht fest, und Joffe vermag diese auch in starke Bilder zu hüllen.
Er geht, wie Steven Spielberg mit seinem "Der Soldat James Ryan" dreizehn Jahre später, mitten rein ins Schlachtfeld, lässt Bomben und Gewehrfeuer hageln und sorgt somit, auch angesichts der harschen, aber niemals effekthascherischen Brutalität, für ein unwohles Gefühl in der Magengegend. Trotz der wenigen Mittel, die Joffe für sein Erstlingswerk zur Verfügung hatte, schafft er es, dem Krieg eine Optik zu verpassen, die sich unnachgiebig in die Netzhaut brennt - all das Grauen, manchmal aber auch die kleine Schönheit, die sich in Details tummelt, wenn man nur mal näher hinsieht.
Das ist hervorragend gespielt (Haing Ngor sah für seine Darstellung sogar den Oscar als bester Nebendarsteller und das absolut verdient), unglaublich intensiv gefilmt und mit einem ebenso skurillen wie passenden Soundtrack untermalt... eigentlich alles, was man von einem Film mit einem solch wichtigen Thema erwartet. Warum also bin ich dennoch nicht begeistert, sogar ein wenig enttäuscht? Diesmal fällt es mir schwer, diese Gründe darzulegen - ich glaube aber, dass es an der Geschichte rund um die Freundschaft von Schanberg und Pran gelegen hat. Eigentlich ist dies eine sehr mutige, kraftvolle Geschichte, die mich jedoch nicht wirklich gepackt hat. Obwohl beide Figuren grundsympathisch sind, fiel es mir von Anfang an schwer, wirklich mit den beiden mitzugehen. Ich hatte keinen Grund, sie nicht zu mögen und gerade im fortschreitenden Verlauf ist es mir durchaus gelungen, Sympathien zu ihnen aufzubauen (es ist beinahe unmöglich, dass dies nicht so ist, vollbrachten beide doch Unglaubliches)... aber ich habe keinen rechten Zugang zu ihnen gefunden.
Womöglich störte mich auch die episodenhafte Erzählung, unter der es keinen greifbaren Antagonisten gibt. Es gibt einzelne spannende Szenen, aber einen wirklichen roten Faden, bei dem man wirklich mitfiebern kann, habe ich erst spät ausmachen können. Sicherlich soll das so sein und ist auch der Tatsache der realen Geschichte geschuldet, es fiel mir jedoch schwer, mich in diese Inszenierung einzufinden. Sicherlich ist das dann eine Sache der Geschmacksfrage und ich kann jeden verstehen, der diesen Film als absolut meisterhaft empfindet - auch ich sehe darin alles andere als ein schlechtes Werk. Nur hat es mich nicht ins Herz getroffen. Und wer weiß, woran das schon wieder liegen mag. Dieses eine Mal bin ich tatsächlich ein wenig ratlos.
Fazit: Intensiv inszenierter Kriegsfilm, im Kern trägt er eine emotionale Geschichte über zwei Freunde, die sich verlieren müssen. Mit den Figuren wurde ich jedoch nicht ganz warm, die episodenhafte Erzählstruktur machte es mir auch nicht Leichter - ein Meisterwerk, zu dem ich keinen rechten Zugang gefunden habe.
Note: 3
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