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Ein Schweinchen namens Babe

Moment mal. Ein klar als Familienfilm in Erinnerung gebliebendes Werk über ein Schwein auf einem Bauernhof? Sprechende Tiere? Ein gutmütiger Bauer? Und dieser Film, der ja im Grunde niedlicher kaum sein könnte, hat tatsächlich sechs Oscarnominierungen erhalten... in einem Jahr, in welchem mit Meisterwerken wie "Sieben", "Braveheart" und "Toy Story" die Konkurrenz doch ziemlich massiv war? Das war meine Reaktion, als ich las, dass "Babe" tatsächlich einen solchen Lauf hatte. Dann habe ich mir den Film erneut angesehen (aus meiner einzigen Kindheitssichtung war im Grunde keine Erinnerung mehr übrig) und ich muss sagen... ja, der Film ist schon etwas Besonderes, in seiner eigenen kleinen Welt.

EIN SCHWEINCHEN NAMENS BABE


Das kleine Schweinchen Babe ist das einzige seiner Familie, welches noch einmal Glück gehabt hat. Während die Eltern zum Schlachter geführt werden, wird Babe ausgewählt, auf einem Jahrmarkt als Schätzschweinchen herzuhalten, dessen Gewicht erraten werden soll. Der Gewinner des Wettbewerbs ist dann ausgerechnet der Farmer Arthur Hoggett (James Cromwell), der Babe anschließend mit nach Hause nehmen darf. Dort freundet es sich mit den dortigen Schäferhunden, einer alten Schafsdame und einem aufgeweckten Enterich an und erlebt viele Abenteuer... muss jedoch auch erkennen, dass Tod und Leben auf einem Bauernhof für die Tiere nahe beieinander liegen.

Wenn wir an diesen Film denken, den wahrscheinlich so ziemlich jeder von uns irgendwann schon einmal gesehen hat (und sei es auch nur auszugsweise), denken wir an ein süßes, kleines Schwein auf einem Bauernhof, welches sich mit anderen Tieren anfreundet. Und natürlich bietet "Ein Schweinchen namens Babe" auch genau das: Niedliche, sprechende Tiere (die visuellen Effekte, welche damals sogar die Mimik der Tiere veränderten, setzten Maßstäbe und wurden mit dem Oscar ausgezeichnet), eine Geschichte über Freundschaft, Mut und Familie. Doch das kann natürlich nicht alles sein, wenn sämtliche Kritiker so vollkommen überschwänglich begeistert waren und der Film sogar bei den Oscars so hochkarätig mitmischen konnte. Und nein, das ist nicht alles.
Trotzdem verdient das Werk diese enorme Lobhudelei so nicht so ganz: Es ist ein guter Film, der sich auch einiges traut, aber sieben Oscarnominierungen (unter anderem für den besten Film des Jahres 1995) sind dann doch ein wenig übertrieben, ist der Plot im Kern doch sehr simpel, die Charaktere ungemein einfach gestrickt... und generell erzählt man auch wenig Neues. Dass man sich dem Alltag auf dem Bauernhof, hier aus den Augen eines kleinen Schweins, welches seine Familie verloren hat, dann aber so schonungslos widmet, ist nicht nur angesichts der zu niedrigen Altersfreigabe eine saftige Überraschung. Hier wird gestorben und sogar geschlachtet... und auch wenn grausame Details selbstverständlich ausgespart werden, geht es hier streckenweise ziemlich rabiat zu, wobei man der Realität nahekommt.
Natürlich werden solcherlei Momente immer wieder einem sympathischen Humor gegenübergestellt, kontrastreiche Bilder und süße Tiere, die miteinander balgen - zu sehr sollen die Kleinsten ja doch nicht erschreckt werden. Und natürlich arbeitet man auch gerade bei den menschlichen Figuren mit einer gewissen Überzeichnung, um den Film nicht zu düster werden zu lassen und sich somit Zuschauer zu kosten. Trotzdem ist "Ein Schweinchen namens Babe" einer dieser Familienfilme, die nur ein Jahr nach dem schweren Trauma um den "König der Löwen" einige Kindertränen forderten, wobei diese einschneidenden Momente aber nicht zum Selbstzweck verkommen, sondern im Dienste einer nicht immer wirklich überzeugenden, manchmal etwas zu episodenhaftigen (der Film ist gar in mehrere Kapitel unterteilt) Geschichte stehen.
Richtig rund ist das nicht immer, dafür gewinnt man die Figuren lieb, jeder hat sein Päckchen zu tragen und somit auch seine Momente... und Babe ist als Protagonist schlichtweg so ergreifend niedlich, dass man ihn einfach lieben muss. Szenenapplaus gibts auch für ein überzeugendes Finale, welches weitestgehend ohne Übertreibungen auskommt und den Showdown in Stille geschehen lässt. Das wirkt dann beinahe ironisch angesichts der Situation, welche die Protagonisten hier durchstehen und führt dennoch zu einem weniger dramatischen, aber durchaus passenden Höhepunkt.

Fazit: Die Geschichte überzeugt durch ihre Episodenhaftigkeit nicht immer, der Spannungsbogen hat dabei Höhen und Tiefen. Durch sympathische Figuren (sowohl auf Menschen- als auch auf Tierseite), starke visuelle Tricks und einige wunderbare Momente, die auch nicht mit Düsternis geizen, dennoch ein schöner Familienfilm.

Note: 3+







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