Manch ein betagterer Mensch meint, dass die Jugend immer dümmer wird. Dies würde an dieser Stelle wohl zu einer endlosen Diskussion führen - nicht zuletzt, weil ich selbst zu den "Jüngeren" gehöre (wenn auch längst nicht mehr zur Jugend), sondern auch, weil ich denke, dass Intelligenz nichts mit einem IQ oder der Schulbildung zu tun haben muss. Sieht man sich manch einen Horrorfilm an, möchte man aber darüber nachdenken... denn zumindest in diesen verhalten sich die zumeist jungen Protagonisten doch reichlich dämlich. Das ist heutzutage nicht mehr immer so, aber man kann es noch beobachten... und auch der darüber hinaus bereits reichlich schwache "Apparition" bildet dabei keinerlei Ausnahme.
APPARITION
Eigentlich ist nichts Böses zu erahnen: Kelly (Ashley Greene) und ihr Freund Ben (Sebastian Stan) ziehen endlich in ihr erstes eigenes Heim - herrlich verliebt richten sie sich ein. Doch zumindest Ben scheint irgendetwas nicht geheuer zu sein und die ständigen Anrufe eines gewissen Patrick (Tom Felton) drückt er recht eindeutig weg. Hätte er sie früher angenommen, wäre es vielleicht aber anders gekommen, denn auch Kelly ist sich irgendwann einer seltsamen Macht in den eigenen vier Wänden bewusst, womöglich eines Geistes. Und dieser scheint ihr und Ben nicht wohlgesonnen zu sein...
Es ist wirklich einer der ältesten Hüte, den das Horrorgenre seit Dekaden besitzt... und dennoch kann er immer wieder funktionieren. Einen Geist oder gar einen Dämonen im Haus zu haben, den man einfach nicht mehr loswird, davor hat so ziemlich jeder Angst und auch wenn diese Grundidee eben nicht tausendmal von grundauf neu erfunden werden kann - dank einer starken Inszenierung und einigen wirklich saftigen Schockern, gegenübergestellt zu gar nicht mal so einseitigen Charakteren, überzeugen die alten Hüte auch in Werken wie dem "Conjuring"-Franchise. Dass es auch anders laufen kann, ist klar: Solcherlei Filme sind eben sehr kostengünstig zu produzieren und spielen auch bei wenigen Zuschauern ihr Budget rasch wieder ein. Und deswegen gibt es von diesen Geisterfilmen pro Jahr dann eben nicht nur die Handvoll wirklich beachtenswerter oder einfach nur solider Werke, sondern auch einiges an Schund.
Vieles davon schafft es in Deutschland zum Glück nicht in die Kinos, dem Möchtegern-Schocker "Apparition" von Regisseur Todd Lincoln schaffte dies jedoch im Dezember 2012. An dem Film selbst dürfte es kaum gelegen haben, denn der ist eben ein Geisterfilmchen aus dem Lehrbuch, ohne Substanz oder auch nur einen Hauch von atmosphärischer Spannung. In der Rekordzeit von 70 Minuten (alleine der Abspann wird noch auf acht weitere Minuten ausgedehnt, um zumindest irgendwie eine Spielfilmlänge zu erreichen), zieht Lincoln seine Geistershow ab. Er hat ein paar wenige Protagonisten, lässt hier Möbel bewegen, da Türen knarren und schließlich auch ein unglaublich flottes und sattsam enttäuschendes Finale von der Leine.
Dazwischen herrscht angesichts dieser ausgenudelten Genre-Leiern dann einiges an Leerlauf, denn obwohl Lincoln zumindest bezüglich seines Geistes ein paar nette Ansätze vortragen kann, ist schon die "Entstehung" dieses Geschöpfes, die hier recht erschöpfend erklärt wird, so dumm, dass man sich die Hände auf dem Kopf zusammenschlagen will. Natürlich wird wieder eine Tür geöffnet, natürlich kommt wieder etwas Böses durch... und natürlich ist dieses Drehbuchgepinsel, welches der Seance noch einen wissenschaftlichen Touch geben will, erschreckend mies. Nein, der Film selbst hätte als solcher wohl kaum einen Kinostart rechtfertigen können, ist wohl bezüglich des mauen Produktionsdesigns und der ungemein einfältigen, vorhersehbaren Geschichte doch wesentlich besser in den hinteren Reihen der DVD-Regale aufgehoben.
Man hat sich also auf die großen Namen vor der Kamera gestützt, wobei man sich fragen muss, warum diese drei doch ziemlich bekannten Gesichter, die allesamt prägnante Rollen in ungemein beliebten und erfolgreichen Kino-Franchises übernommen haben, plötzlich in einem solch maroden Horrorfilmchen mitspielen. Gut, Sebastian Stans ganz großer Durchbruch war nach dem ersten "Captain America"-Film noch nicht erreicht, das kam erst später, vielleicht musste er sich also zwischendrin noch ein paar Taler dazuverdienen. Was aber Ashley Greene, die in der "Twilight"-Saga ja durchaus einer der wenigen Lichtblicke war, und Tom Felton, der in "Harry Potter" kein Glanzlicht war, aber als fieser Draco Malfoy durchaus Präsenz hatte, hier suchen, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Beide hatten ihren Durchbruch schon in der Tasche und liefern hier plötzlich außergewöhnlich lasche Darstellungen ab... was bei den hohlen Textphrasen, die man den beiden und auch Herrn Stan hier in dem Mund legt, aber vielleicht auch gleich wieder entschuldigen kann.
Fazit: Ein paar atmosphärische Ansätze gibt es, ansonsten ist "Apparition" aber eben hohles Horror-Kino von der Stange: Rasch produziert, substanzlos und mit einigermaßen bekannten Namen aufgefrischt, die hier vollkommen ratlos wirken. Nein, das kann man sich durchaus einfach sparen.
Note: 4-
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