Brauchte es hierzu wirklich eine Neuauflage? Nein, wahrscheinlich nicht, aber da Hollywood-Studios auch im neuen Jahr noch darauf aus sind, große und bekannte Namen zu verwenden, um die Zuschauer eventuell noch in die Kinos zu locken, war es neun Jahre nach dem doch eher zwiespältig aufgenommenen Reboot von Ridley Scott Zeit für eine weitere Neuausrichtung - diesmal humorvoller und ganz und gar dem Popcorn-Kino verpflichtet. Der Trailer sah nicht übel aus, dennoch sprachen Kritiker einen deutlichen Tonus und auch die Zuschauer blieben dem Werk in den US-Kinos fern. Nun ist "Robin Hood" auch in den deutschen Kinos angelaufen und es ist nicht zu erwarten, dass er hier noch schwarze Zahlen schreiben wird...
ROBIN HOOD
Als Lord Robin von Locksley (Taron Egerton) eingezogen wird, um den Rittern der Kreuzzüge auf dem Schlachtfeld auszuhelfen, wird er von seiner geliebten Marion (Eve Hewson) getrennt. Jahre später kehrt er, nachdem er die brutalen Machenschaften der Kreuzritter aufgedeckt hat, geläutert und für tot erklärt in seine Heimat zurück, wo er erkennen muss, dass Marion neu verheiratet ist und der Sheriff von Nottingham (Ben Mendelsohn) die Zivilisten finanziell ausbeutet, um die Kreuzzüge am Leben zu erhalten. Robin greift zur Tat und führt Raubzüge auf Spendensammler des Sheriffs aus, um das Geld schließlich an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Schon bald soll er durch seine selbstlosen Taten zur lebenden Legende werden...
Bereits jetzt gilt "Robin Hood" als einer der größten Blockbuster-Flops der letzten Zeit. In den USA, wo der Film bereits im Dezember anlief, schien sich kaum jemand für einen weiteren Neuaufguss der Legende zu interessieren, dementsprechend ist es auch mit den Fortsetzungen, die hier bereits auf billigste angeteasert werden, sicherlich Asche... und das ist auch gut so. Tatsächlich ist der Film von Regisseur Otto Bathurst nicht ganz so schlecht, wie ihn die Kritiker auf diversen Plattformen machen (da ist ja tatsächlich von einem absoluten Murks die Rede), aber es gibt daran auch nichts, was in irgendeiner Form langfristig hängen bleibt... und erst recht nichts, was so gut ist, dass man daraus nun eine ganze Reihe oder gar ein Franchise mit Prequels und Spin-Offs züchten müsste.
Immerhin muss man dem Film aber zu Gute halten, dass er zumindest immer wieder durchaus Spaß macht - es gibt beeindruckende Settings zu bewundern, manch eine Actionszene hat definitiv Schwung und auch "Kingsman"-Star Taron Egerton macht seine Sache, vor allem im Zusammenspiel mit einem gut aufgelegten Jamie Foxx, wirklich beachtenswert. Ihnen zur Seite stehen dann ein paar hilflose Co-Stars, denn die Rolle von "Fifty Shades of Grey"-Fanliebling Jamie Dornan bleibt bis zum Schluss eher ein lästiges Anhängsel und auch die Besetzung von "Rogue One"-Bösewicht Ben Mendelsohn als erneut als Antagonist auftretender Sheriff of Nottingham geht nicht auf. Mendelsohn müht sich redlich, aber an die Glanzleistung eines herrlichen Alan Rickman, welcher den Fiesling im klassischen "König der Diebe"-Film gab, kann er keinesfalls anstinken. Eine fatale Fehlbesetzung ist außerdem ausgerechnet die einzige, prägnante Frau im Film: "Bridge of Spies"-Star Eve Hewson bleibt ungemein blass und auch die Zeichnung der Figur gerät so fahrig und langweilig, dass man sich bezüglich des Filmfrauenbildes auch gleich in die Zeit zurückversetzt fühlt, in welcher "Robin Hood" hier spielt.
Und auch der Rest des Films wirkt dahingehend fahrig, in seinen zwei Stunden fliegt er bemerkenswert unorganisiert durch seine Settings und weiß offenbar auch nicht richtig, welches Zielpublikum er nun ansprechen soll. Am besten gleich alle, dachte man sich hinter der Kamera wohl, weswegen man die Zuschauer mit massig Action in seltsamen Hyper-Zeitlupen zuballert, dabei aber auch lockerleichte Komik miteinfließen lässt... dennoch nimmt sich "Robin Hood" im Kern viel zu ernst, um dabei für Lacher zu sorgen. Es gibt die obligatorische (hier immerhin auch recht coole) Trainingssequenz, es gibt Schlachten, die so auch aus "Der Soldat James Ryan" oder "Hacksaw Ridge" hätten stammen können; es gibt ein bemerkenswert langweiliges und flaches Liebesdreieck; und natürlich coole Sprüche en masse, wenn man die flapsigen Bemerkungen seitens Robin und John denn so nennen will.
Das ist alles so flott erzählt, dass Längen nicht wirklich aufkommen, es ist aber eben auch flach inszeniert und dramaturgisch ausgesprochen dürftig. Selbst die zentralen Actionszenen wissen aufgrund ihres seltsamen Mischmaschs aus superscharfen "Matrix"-Gedenkzeitlupen und der enorm hektischen Kameraführung, die Robin Hoods Bogenschieß-Talent als wirre Ballerei zusammenschneidet, nicht durchgehend zu überzeugen. Am Ende ist man also überzeugt, keine gute Neuauflage des auch bereits häufig genug neu aufgelegten Rache-Bogenschützen gesehen zu haben. Der schlechteste Blockbuster des Jahres (ganz gleich ob 2018 oder 2019) ist das aber beileibe nicht.
Fazit: In seiner xten Neuauflage gerät "Robin Hood" wirr und unentschlossen. Flapsige Komik-Momente beißen sich mit pathetischen Reden und teils überzogener, teils bodenständiger Action. Die Darsteller sind ein zweischneidiges Schwert, die Handlung ist dramaturgisch gesehen enorm flach... in einigen Momenten gerät der Film aber entgegen allen Erwartungen auf den Spuren des modernen Popcorn-Kinos unterhaltsam.
Note: 4+
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