Und hier ist er: Der erneute Beweis, dass es eben in vielen Fällen einfach nicht lohnt, Originaltitel im deutschen Raum abzuändern. Für Deutschland wurde der in Amerika schlicht "Taken" genannte Actionreißer in "96 Hours" umbenannt... und nun haben wir eben eine Fortsetzung, in der es noch immer um Entführungen geht, der Originaltitel also haltbar ist, aber eben keine sechsundneunzig Stunden mehr auf dem Plan stehen. Deswegen, um sowohl den Wiedererkennungswert zu behalten und auch den Titel anzupassen, hat man sich also für eine Kombination aus beiden Titeln entschieden. Etwas, was nicht nötig gewesen wäre, hätte man es 2009 einfach bei "Taken" belassen, um dann für die beiden Sequels wesentlich griffigere Titel zu besitzen. Aber gut, am Ende ist es die Aufregung auch nicht wert... was auch auf den Film zutrifft.
96 HOURS - TAKEN 2
Es ist einige Zeit vergangen, seit Bryan Mills (Liam Neeson) seine Tochter Kim (Maggie Grace) in Paris aus den Fängen eines Frauenschmugglerrings befreit hat. Mittlerweile befindet sich Kims Mutter und Bryans Ex-Frau Lenore (Famke Janssen) mitten in einer erneuten Scheidung, weswegen sie einen Urlaub plant, der sie und ihre Tochter zusammenschweißen soll. Bryan schlägt Istanbul als Schauplatz vor, da er dort für drei Tage arbeiten soll und anschließend Zeit hätte, seine Familie zu begleiten. Kim und Lenore willigen ein, doch hat die Familie die Rechnung ohne weitere, finstere Zeitgenossen gemacht: Murad Hoxha (Rade Serbedzija) schwört Rache für seinen Sohn, welchen Bryan damals zu Tode folterte... und er will nicht eher ruhen, bis er den Vater und seine Familie unter die Erde gebracht hat.
Sicher, eine Fortsetzung hätte es nicht gebraucht und "96 Hours" aus dem Jahr 2009 wäre ohnehin der perfekte Film gewesen, um als kleines, kurzweiliges Action-Highlight allein dazustehen. Der Film formte Liam Neesons späte Actionkarriere und ist auch heute noch ein ebenso spannendes wie spektakulär brachiales Werk, welches in dieser Form eigentlich kaum zu toppen war. Aber der Erfolg, der vor allem durch die starke Mundpropaganda gesichert wurde und den Film im DVD-Verkauf zu einem Hit machte, machte die Macher natürlich wieder blind, also musste eine Fortsetzung her. Mit dieser hat man das Rad erneut nicht neu erfunden, was aber nicht so schlimm ist. Auch der Erstling war nun sicherlich kein perfektes Beispiel für eine ausgeklügelte Handlung, lebte vordergründig von Neesons eisiger Performance als schnaubende Dampflok, die schlichtweg alles umnietet, was sich ihm in den Weg stellt... und das verbunden mit den schnörkellosen Actionszenen und der Härte war schon mehr als unterhaltsam.
Im Grunde brauchte die Fortsetzung genau diese Mittel nur noch einmal hervorzukramen, um zumindest zu unterhalten - dass man den ersten Film in irgendeiner Art und Weise toppen würde, daran glaubte wohl wirklich niemand. Aber tatsächlich hält sich "Colombiana"-Regisseur Olivier Megaton, der Pierre Morel auf dem Regiestuhl ersetzt, ziemlich zurück. Natürlich, Neesons Bryan Mills lässt sich, sofern er denn kann, von niemandem aufhalten, ballert, kämpft und beißt sich durch den neuen Schauplatz Istanbul wie ein Hund. Trotzdem muss Megaton aufpassen, dass genau das nicht irgendwann zum simplen Einheitsbrei verkommt, denn diesmal kann er kein Alleinstellungsmerkmal setzen.
Im ersten Film fühlten wir uns noch glatt unwohl, beschritt Mills doch auch unangenehme Wege, um seine Tochter zu finden. Er richtete ein Chaos am Pariser Flughafen an, schoss eine unschuldige Frau an und folterte einen Menschen gar zu Tode. Hier ballert Mills weitestgehend nur, ebenfalls kaltblütig, doch eben nur in gewohnter Manier. Eine spannende Szene, in welcher es diesmal nicht Bryan, sondern seine Tochter Kim ist, die die Beine in die Hand nehmen muss, steht hier recht allein da, während sich Mills ansonsten in altbekannter Manier durch Istanbul schießt - eine markante Actionszene, die heraussticht, ist nicht dabei. Megaton liefert alles ab, was das Genre irgendwie hergibt, über Autoverfolgungsjagden, Mann-gegen-Mann-Kämpfe und Ballerorgien, verbindet das mit der zumindest damals noch sehr beliebten "Bourne"-Kamerataktik (alles so verwackelt und rasant geschnitten, dass der Überblick bisweilen flöten geht, dafür aber angenehm realistisch)... aber er findet keinen eigenen Stil.
Das hatte Morel ihm im direkten Vorgänger noch mehr als deutlich voraus, Megaton kann die ohnehin sehr dürftige Handlung aber nicht direkt ausgleichen und verliert den Kampf somit sehr deutlich. Man darf gespannt sein, ob er für den dritten Teil dazugelernt hat, denn diesen hat er auch inszeniert... und der steht als nächster auf meiner Liste. Wenn Neeson dann noch immer so hervorragend aufgelegt ist, kann es zu schlecht aber auch nicht werden und immerhin kann ich "Taken 3" dann auch mit dem Wissen sehen, dass danach definitiv Schluss ist... auch wenn es vielleicht schon zwei Filme zu viel waren.
Fazit: Natürlich kann die Fortsetzung dem brachialen Original, trotz manch eines spannenden Moments, nicht das Wasser reichen. Die Actionszenen sind im direkten Vergleich glatter, der Plot zieht nicht immer. Liam Neeson als wütende Dampflok, die sich durch Istanbul kämpft, ist aber wie immer sein Geld wert.
Note: 3-
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