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Fear - Wenn Liebe Angst macht

Lange Zeit war das sogenannte Stalking, also das Nachstellen bis hin zum absoluten Psychoterror, meistens vorfindbar in Liebesbeziehungen oder in Fanscharen von berühmten Superstars, keine Straftat. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, doch es war tatsächlich so. In den heutigen Zeiten des Internets, wenn sich viel leichter nachverfolgen lässt, wer wann wo sein wird, hat sich dies aber geändert und Stalker können heute empfindliche Strafen davontragen. Dass diese Taten ungemein schrecklich sind, dürfte jedem klar sein... ein Film wie "Fear", der diese maßlos überzeichnet, um daraus einen Psycho-Thriller von der Stange zu erschaffen, hilft aber nicht, dieses Thema zu verstehen.

FEAR


Als sie eines Tages die Schule schwänzt, um eine Kneipe zu besuchen, lernt die sechzehnjährige Nicole Walker (Reese Witherspoon) den charmanten David McCall (Mark Wahlberg) kennen. Auf einer Party treffen sie sich wieder und Nicole verliebt sich in ihn. Auch ihre Familie ist erst einmal mehr als angetan von Davids Charme und heißt ihn willkommen... bis ein Vorfall einen Schatten über die Liebe legt. In rasender Eifersucht greift David einen guten Freund Nicoles an und diese sieht ihn nun mit anderen Augen. Als es ihm nicht gelingt, seine Freundin zurückzuerobern, beschließt David, zu drastischen Mitteln zu greifen...

Es hätte so gut werden können und zu Beginn sieht das alles auch gar nicht so übel aus. In langsamem Tempo stellt "Fear" seine Charaktere vor und lässt die Beziehung zwischen David und Nicole etwas kitschig und zugleich mit geheimnisvollem Unbehagen anlaufen. Nur durch kleine Gesten oder eine plötzliche, sehr ruppige Forderung erkennt man, dass da etwas nicht stimmt und atmosphärisch sind das durchaus kleine Highlights. Natürlich weiß man schon zuvor, dass mit diesem David etwas nicht stimmt, legt "Broken City"-Star Mark Wahlberg diesen doch schon in seinen ersten, wortlosen Filmsekunden recht eindeutig psychopathisch an. Dass sich Nicole in ihn verknallt und fortan für ihn schwärmt, ist dennoch nachvollziehbar, da die Autoren ihren Charakter recht passend schreiben: Sie ist sechzehn, will endlich rebellieren und lebt ohnehin in einer nicht immer einfachen Familiensituation - da ist es verständlich, dass sie starke Arme sucht, in die sie sich mit all ihren Problemen und Gedanken fallenlassen kann. 
Doch viel mehr macht das marode Skript aus der Ausgangssituation leider nicht und verfängt sich schon viel zu früh in den Klischees eines Super-Psychothrillers mit enormem Härtegrad. Das Problem ist dabei Wahlbergs Performance, der als Klischee-Psycho spielt und dabei keine Nuancen, keine bedrohlichen, atmosphärischen, irreführenden Wege eingeht - er ist eben einfach der Böse. Dennoch kommt allein physisch eine Bedrohung durch, die aber nicht durchweg gehalten werden kann. Wahlbergs David ist nämlich zu perfekt, zu grandios clever, zu unnahbar. Ihm gelingt scheinbar alles und er kann sich die Menschen in seiner Umgebung so zur Seite stellen, wie er es gerade braucht - das ist nicht nur unglaubwürdig, sondern zeugt auch davon, dass die Autoren offenbar nicht viele Ideen hatten, wie sie diese prägnante Figur gestalten sollen. 
Und deswegen schrauben sie das Tempo letztendlich einfach immer weiter an, rutschen auf den Spuren eines Terror-Thrillers... und büßen dabei rasch den letzten Funken Atmosphäre ein. In einem streckenweise recht spannenden, letztendlich aber überlangen und enorm überzogenen Finale, welches eher an "Scream" und "The Strangers" als an einen gut dosierten Liebes-Thriller erinnert, werden alle Fäden gezogen, die es nur so gibt. Es wird gebrüllt, gemordet und terrorisiert, als gäbe es kein Halten mehr und von der leisen Atmosphäre, die "Fifty Shades of Grey"-Regisseur James Foley zuvor aufbaute, ist dann nichts mehr zu spüren. Als würde man ein breiteres Publikum ansprechen wollen, die in den 90ern, wo Slasherfilme gerade wieder voll in den Trends waren... dabei hätte "Fear" gar kein solcher Film sein müssen. 
Stattdessen schiebt man das Potenzial beiseite, eröffnet recht miese Dialoge und überzogene Darstellungen in einem Genre, welches hier fehl am Platz ist. Man erzählt es brachial, laut und heftig und erreicht dabei das genaue Gegenteil, was man denn erreichen wollte: Den Zuschauer zu schocken und ihn mitleiden zu lassen. Denn am Ende ist das angesichts der teils unfreiwillig komischen Vorhersehbarkeit eigentlich nur noch resignierend... und nicht spannend oder gar furchteinflößend.

Fazit: Nach einem atmosphärischen Beginn schlägt sich "Fear" mit lautem Brachialton in einen Psycho-Thriller mit Härte und Klischees um. Von der leisen Bedrohung ist nichts mehr zu spüren, Mark Wahlberg overactet sich einen Wolf... immerhin hält die ungemein talentierte Reese Witherspoon noch ein wenig die Charakterfahne hoch.

Note: 4+




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