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Creed II - Rocky's Legacy

Von all den Fortsetzungen, die uns dieses Jahr noch erwarten, stand "Creed II" für mich persönlich nicht allzu hoch im Kurs. Und das nicht, weil ich den ersten Film, der ja prinzipiell den siebten Teil der klassischen "Rocky"-Saga darstellt, nicht mochte - ganz im Gegenteil! "Creed" war im Jahr 2015 eine positive Überraschung und setzte die zuletzt etwas trashige Boxerreihe mit neuem Fokus und grandiosen Darstellern fort. Eine weitere Fortsetzung brauchte es dazu aber nicht unbedingt und es stand zu befürchten, dass es dieses Mal nicht zu einem solch großen Überraschungswurf reichen würde. Ist "Creed II" also ein weiteres, unnützes Sequel oder hat es das Team erneut geschafft, die Boxerclique auf die nächste Ebene zu hieven?

CREED II - ROCKY'S LEGACY


Adonis Creed (Michael B. Jordan) hat es endlich geschafft - er ist der Weltmeister im Schwergewicht! Doch die taumelnde Freude hält nicht lange, als der russische Boxer Viktor Drago (Florian Munteanu) Creed zum Kampf herausfordert. Als Sohn der Boxlegende Ivan Drago (Dolph Lundgren), der einst Adonis' Vater Apollo im Kampf tötete, erhofft er sich von diesem Sensationsfight Promotion und den Sieg über den derzeitigen Weltmeister. Adonis' Trainer und Mentor Rocky Balboa (Sylvester Stallone) rät ihm davon ab, den Kampf auszufechten, doch der Boxer selbst setzt sich über den Ratschlag hinweg und steigt in den Ring...

Tatsächlich ist "Creed II" nun eher das geworden, was ich mir erwartet und weniger das, was ich mir noch heimlich erhofft hatte: Eine Fortsetzung, die es nicht gebraucht hätte, die nun aber irgendwie doch da ist und deswegen auch zum offiziellen "Rocky"-Kanon gezählt werden darf. An der inszenatorischen Fähigkeit von Regisseur Steven Caple Jr., der von "Black Panther"-Regisseur Ryan Coogler übernimmt, gibt es wenig auszusetzen: Der Film ist solide gemacht, die Boxkämpfe teilweise intensiv choreographiert. Auch die Schauspieler machen ihre Sache weiterhin gut: Sylvester Stallone spielt hier nicht erneut oscarwürdig, in seiner begrenzten Leinwandzeit lässt er aber wie gehabt rustikalen Charme aufleben, ohne das Herz seiner ikonischen Figur zu verraten. Neben ihm tritt auch Trash-Action-Star und "Expendables"-Kollege Dolph Lundgren wieder auf den Plan, wobei dieser aber auch wenig zu tun hat. 
Der Hauptakt liegt also erneut auf den Schultern von Titeldarsteller Michael B. Jordan und auch auf denen von "Thor"-Star Tessa Thompson, die in den ruhigeren Augenblicken (und von denen gibt es erneut so einige) enorme Strahlkraft beweist, während Jordan besonders physisch eine starke Performance liefert. Und obwohl das alles durchaus gut gemacht ist, "Creed II" sich von ruhigen, gefühlslastigen Passagen bis hin zu den fokussierenden, beinharten Fights im Ring recht passend durch seine 130 Minuten flügelt, bleibt der Nachgeschmack eher mau - das alles gab es schon... und das alles gab es mit dem Vorgänger auch schon in wesentlich besserer, packenderer Form. Einen Boxerfilm kann man eben nur so und so oft auf eine solche Weise erzählen, bis sich das Material abnutzt und "Creed II" überschreitet seinen Zenit dabei deutlich. 
Erneut ist es die Geschichte über einen verlorenen Kampf, über den Helden, der doch wieder in den Ring steigt. Erneut gibt es daneben wieder persönliche Probleme zu lösen, wobei auch die Beziehung zwischen Adonis und seiner Freundin Bianca im Fokus steht - diese wirkt aber längst nicht mehr so flammend und läuft eher sparsam und ohne großartige Highlights. Und dann nutzt man mit dem Plot rund um die Familie Drago eben auch genau den Handlungsstrang, der zu klassischen "Rocky"-Zeiten zu den beliebtesten und auch tragischsten zählte. 
Das wirkt enorm kalkuliert, dabei aber auch ziemlich engstirnig und ideenlos. Statt den alten Herren ziehen nun eben die beiden Söhne bzw. Ziehsöhne in den Ring... letzten Endes ist das aber nicht großartig anders als damals. Dem Werk fehlt es an etwas Besonderem, an Überraschungen und auch an Mut. Es ist eine stinknormale Boxergeschichte und somit eine Kopie des direkten Vorgängers und der früheren "Rocky"-Werke, ohne eigene Seele und erst recht ohne eigene Zugkraft. Da nützt es dann auch erheblich weniger, dass das wie gehabt solide gemacht ist und zwischendrin durchaus seine Momente hat - aus dem Mittelmaß rettet dies das Werk nicht mehr.

Fazit: Schwache Fortsetzung des "Rocky"-Spinoffs rund um Adonis Creed, dem es an neuen Ideen und erfrischenden Pfaden mangelt. Solide inszeniert und gut gespielt, doch die Konflikte haben wenig Dampf und die altbekannten Plot Points werden unkreativ abgespult, ohne Überraschungen zu bieten.

Note: 3-






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