Eigentlich habe ich kein Lieblingsgenre, da ich fast allen Bereichen meine Aufmerksamkeit schenke und ausnahmslos jedes Genre so seine Meisterwerke oder Perlen hat. Blicke ich auf meine Liste der Lieblingsfilme und -serien, stelle ich aber immer wieder einen Hang zur Fantasy fest: "Lost" und "Game of Thrones", "Der Herr der Ringe" und "Pirates of the Caribbean"... ich lasse mich gern von pompöser Fantasie blenden, wobei eine gute Story aber immer noch wichtig ist, denn ohne die funktioniert auch das größte Spektakel nicht. Ja, ich habe also definitiv einen Hang zu Fantasy, auch gern zu märchenhaften Ausflügen... aber man kann es auch übertreiben. Und eine solche Übertreibung, die mir nicht sonderlich geschmeckt hat, ist Akiva Goldman's "Winter's Tale".
WINTER'S TALE
USA, im Jahr 1916: Der mittellose Dieb Peter Lake (Colin Farrell) wird von dem Gangsterboss Pearley Soames (Russell Crowe), der diesen einst aufzog, verfolgt. Soames trachtet wegen eines Wunders nach Lake's Leben, dieser schafft es jedoch, den mörderischen Fängen seiner Häscher zu entkommen... und trifft bei einem Raubzug schließlich auf die todkranke Beverly Penn (Jessica Brown Findlay), die an Tuberkulose leidet. Lake verliebt sich beinahe auf der Stelle in die junge Frau, was auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. Er bemüht sich, trotz ihres voraussichtlich kurzen Lebens, sehr um sie, glaubt er doch, sie mit einem Wunder retten zu können. Das Wunder, wegen welchem Soames hinter ihm her ist...
Der Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Mark Helprin und der erfreut sich seitdem auch einer treuen Fangemeinde - der Film, der 2014 erschien, kam jedoch nicht wirklich gut an und verschwand recht fix unter der Masse an fantastischen Blockbuster-Produktionen. Woran hat's also gelegen? Als Nichtkenner der Vorlage kann ich nicht sagen, ob die Geschichte bereits in Romanform solch eklatante Lücken und Phrasen aufweist, also hat "Winter's Tale" diese in seiner Kinoversion entweder übernommen oder bei der Adaptierung der Geschichte irgendwie Mist gebaut. Es lässt sich nicht leugnen, dass Helprin und Regisseur Akiva Goldsman (der sonst weitestgehend als Drehbuchautor auftritt, so schrieb er unter anderem die Skripts zu "The Da Vinci Code", "I Am Legend" und "Der dunkle Turm") durchaus eine Menge Fantasie haben und diese auch in brauchbaren, optisch starken Bildern präsentieren... aber an vielerlei Stellen meinen sie es mit solchen Fantastereien doch etwas zu gut.
Die Geschichte wird dabei recht familienfreundlich erzählt, gleicht gar einem sensiblen Märchen (sowohl in den hellen als auch in den dunklen Passagen)... und teilt somit auch den damals durchaus akzeptablen, heutzutage aber doch manchmal etwas überzogenen Kitsch manch einer Disney-Version aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Genau diesem huldigt "Winter's Tale" nun in seiner Geschichte, in der die wahre, unsterbliche Liebe natürlich im Fokus steht... und dabei werden alle Register des klassischen Märchens gezogen, auch bis über die Schmerzgrenze hinweg. Anders als wesentlich schlüssigere Vertreter des Genres, wie "Verwünscht" oder "Der Sternwanderer", bricht man das Klischee nicht mit amüsanten Seitenhieben auf, ohne dabei das Herz der Geschichte zu vergessen. Hier wird der Zuschauer gleich von Beginn an förmlich erschlagen: Liebesbekundungen im Schnee, ein fliegendes, weißes Pferd als Rettung in letzter Minute, ein farbloser Bösewicht, der eben einfach böse ist ("Noah"-Star Russell Crowe in einer undankbaren Rolle) und schmachtende Blicke, die denen des "Twilight"-Franchise in keiner Weise nachstehen. Keine Frage: "Winter's Tale" ist ein Film für Romantiker... wer damit nichts anfangen kann, ist hier absolut falsch.
Und auch wenn sich das Werk manch eine unvorhersehbare Wendung zutraut, nicht immer nur gleißend und glitzernd durch seinen im Kern eher dünnen Plot schwebt, der Spagat gelingt nicht. Der Kampf zwischen Gut und Böse wirkt ziemlich altbacken, die Darsteller bleiben in ihren eindimensionalen Rollen, in denen Hell und Dunkel ganz klar voneinander abgetrennt sind, ziemlich blass. Einzig William Hurt kann in einer Nebenrolle so etwas wie Präsenz erschaffen, leider hat er aber auch nicht genügend Zeit, um dem Nachdruck zu verleihen, muss sich der sehr naiven Liebesgeschichte beugen. Aber gut, seine Momente hat der Film und Freunde der hoffnungslosen Romantik, des ungebrochenen Kitsches, der ja gerade in den Weihnachtstagen immer gern gesehen ist, die werden hier ihre wahre Freude haben, gibt es solcherlei Werke in der heutigen Zeit doch abseits von Disney immer weniger. Es ist ein wenig wie aus einer anderen Zeit: "Winter's Tale" ignoriert, dass sich Märchen weiterentwickelt haben. Das ist irgendwie schön... man hätte sich zu dieser These nur eben einen besseren Film gewünscht.
Fazit: Ungemein kitschiges Wintermärchen, ohne ironische Brüche, sondern absolut ernst. Für Romantiker und solche, die dazu gezwungen werden - das ist nicht wirklich erheiternd, optisch immerhin hübsch anzusehen und mit dem Herzen voll dabei... man kann es damit aber eben auch übertreiben.
Note: 4+
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