Viele Menschen wünschen sich, gerade in den jüngeren Jahren, ein Star zu werden, eine Person des öffentlichen Lebens. Sie lassen sich von der Aussicht auf Ruhm und Geld blenden... und viele vergessen, dass das enorme Einbußen mit sich bringen kann. Ein Präsident zu sein, stelle ich mir zum Beispiel ziemlich schrecklich vor, denn was bringt mir das Verschwinden der Geldsorgen, wenn ich kaum eine freie Minute mehr habe, ich dauerhaft von Freunden und Feinden belagert werde und jeder einzelne Schritt in politisches Belang umgemünzt wird? Regisseur Rob Reiner wirft in dem Film "Hallo, Mr. President" einen schönen Blick auf genau diese Schattenseite... wobei er leider nicht so bissig ist, wie ich es mir erhofft habe.
HALLO, MR. PRESIDENT
Andrew Shepherd (Michael Douglas) ist der Präsident der Vereinigten Staaten, Witwer... und mitten in seinem Wiederwahljahr. In genau diesem Zeitraum verliebt Shepherd sich urplötzlich in die Umwelt-Lobbyistin Sydney Ellen Wade (Annette Bening), mit der er eigentlich zusammenarbeiten sollte. Dass er sich als alleinstehender Mann, der eigentlich voll und ganz auf die Politik des Landes konzentriert sein sollte, plötzlich mit einer jungen Frau umgibt, stößt nicht nur seinem Stab böse auf... auch sein erbittertster Rivale, der zur Wahl antretende Senator Bob Rumson (Richard Dreyfuss) möchte diesen Umstand für seine Kampagne nutzen. Shepherd will sich jedoch nicht von seinem Weg abbringen lassen und sein Privatleben schützen, welches droht, ihn womöglich die weitere Präsidentschaft zu kosten...
Dieser Film hat mich vor allem deswegen angefixt, weil Aaron Sorkin das Drehbuch geschrieben hat. Was erst einmal wie eine seltsame Mischung anmutet, wenn der oscarprämierte Autor von solch brillanten, herausragend geschriebenen Werken wie "The Social Network" oder "Mollys Game" in den 90ern eine im Kern eher harmlose, romantische Komödie geschrieben haben soll, entwickelt aber durchaus Sinn. Denn spätestens seit der packenden Netflix-Serie "House of Cards" wissen wir, dass auch im Weißen Haus gerne mit gespaltener Zunge gesprochen und mit Wortballons jongliert wird - und für gepfefferte Dialoge gibt es neben dem großen Tarantino eben momentan kaum jemand Besseren als Engagement als Sorkin.
Und der macht seine Sache gerade in den ersten Szenen auch wieder hervorragend, wenn Präsident Shepherd während der morgendlichen Ankunft im Arbeitsbereich des Weißen Hauses mit mehreren seiner Stabsmitglieder sprechen und sie abfertigen muss... und das streckenweise gleichzeitig. Da fliegen die trockenen Sprüche nur so durch den Raum, Witz und Charme geben sich die Klinke in die Hand. Und da wollte ich mich bereits zurücklehnen, in dem Wissen, dass das jetzt weiterhin sicherlich so gut laufen wird. Aber das Niveau wird leider nicht ganz gehalten, auch wenn "Hallo, Mr. President" über weite Strecken sehr passabel unterhält.
Die Chemie zwischen einem dem nuanciert aufspielenden Michael Douglas und einer weitaus hibbeligeren, aber ungemein energiegeladenen Annette Bening stimmt und wo "Zurück in die Zukunft"-Held Michael J. Fox in seiner kleinen Rolle noch etwas unterfordert bleibt, ist es immerhin Martin Sheen, der die Kohlen in einer sehr sympathischen Nebenrolle aus dem Feuer holt und sich mit Douglas auf einige wunderbare Wortgefechte einlässt. Zwar verschwindet auch Sheen mit der Zeit, wenn der Fokus doch immer deutlicher auf die Beziehung zwischen Shepherd und Wade gelegt wird, irgendwo in den Hintergrund, aber Spaß macht das Ganze dennoch. Es steckt keine große politische Botschaft dahinter, über gewisse Strecken ist der Film, der immer wieder die Großartigkeit Amerikas und seiner Bürger herausposaunt, etwas zu pathetisch geraten (auch wenn ich für diese Fehlerchen nicht zu anfällig bin und sie mich normalerweise nicht stören) - da passt auch eine abschließende Rede sehr gut rein, denn da werden die Emotionen dann hochgekocht.
Wirklich glaubhaft wirkt das nicht, so wie auch viele Elemente des Wahlkampfes hoffnungslos überzeichnet sind. Auch die im Fokus stehende Liebesgeschichte wirkt hier doch sehr verklärt und romantisiert, beide Menschen begegnen sich eher wie zwei nervöse Teenager als wie zwei erwachsene Menschen. Immerhin spielen Douglas und Bening sich gegenseitig sehr gekonnt die Bälle zu und somit auch über den ein oder anderen etwas ungelenken Kitschmoment hinweg. Das führt dennoch zu einigen Längen und zu einem in dieser Hinsicht doch deutlich schwächeren, letzten Drittel - hier macht sich der Film doch recht eindeutig der Vorhersehbarkeit schuldig und auch Sorkins Schreibstil findet keine wirklich ansprechenden Dialoge mehr, um zu glänzen. Etwas mehr Mut, um aus dem Mainstream herauszutreten, hätte ihm und Reiner nicht geschadet, denn so ist der Film eben nur unterhaltsam, aber eben auch rasch wieder vergessen und von keiner großen, zeitlosen Bedeutung.
Fazit: Unterhaltsame, romantische Komödie mit teils herrlich geschliffenen Dialogen und Michael Douglas und Annette Bening in guter Form. Auch wenn die Chemie stimmt, hilft das aber nicht ganz über eine mit der Zeit etwas vorhersehbar-pathetische Geschichte und einige Längen hinweg.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen