Geschichten über den rasanten Aufstieg und Fall eines Menschen sind in der Filmwelt ungemein beliebt, gehören quasi zum klassischen Repertoire eines guten Dramas. Und glücklicherweise hält die wahre Historie auch etliche solcher Geschichten in der Hinterhand, die sich für eine Verfilmung anbieten, ganz gleich, ob es sich dabei um Popstars wie Freddie Mercury oder geniale Verbrecher handelt. Das Thema sprecht irgendwie jeden an, dementsprechend konnte auch "Gold" eigentlich wenig falsch machen. So richtig funktionieren tut der Film dann aber trotzdem nicht, auch wenn er definitiv seine ganz starken Momente hat...
GOLD
Es ist seine letzte Chance: Nachdem er sein Geld verprellt hat, welches er in sein eigenes Goldschürfunternehmen steckte, wobei er jedoch nichts fand, wendet sich der heruntergekommene Geschäftsmann Kenny Wells (Matthew McConaughey) an den erfahrenen Geologen Michael Acosta (Edgar Ramirez). Der soll Wells zu einer Goldmine mitten im Dschungel von Indonesien führen, ist er sich doch sicher, dass dort der Reichtum auf ihn wartet. Wells setzt sogar sein eigenes Leben aufs Spiel, gibt seinen letzten Pfennig aus, um die Arbeitsbedingungen hochzuhalten... und bildet mit dem anfangs noch sehr skeptischen Acosta ein ungleiches Team.
Zu viel will man an dieser Stelle noch nicht verraten und ob Kenny Wells sein Gold tatsächlich findet oder erneut eine Nullnummer abkassiert, dass sollte jeder Zuschauer vielleicht besser selbst herausfinden. Tatsächlich basiert die Geschichte lose auf einer wahren Begebenheit, die gerade in der Presse zu einem reinen Desaster klassiert wurde... allzu sehr hält sich Oscarpreisträger Stephen Gaghan, der die Regie übernahm, aber tatsächlich nicht an die Wahrheit. Stattdessen dreht er aus der Handlung seinen eigenen Wust und klappert dabei gleich mehrere Genres innerhalb seiner zwei Stunden ab: Drama, Börsenthriller, Abenteuerfilm, Politsatire - alles drin und Gaghan inszeniert seinen Film dann weitestgehend ruhig, manchmal aber auch energiegeladen und verbindet die einzelnen Puzzleteile, die erstaunlich gut harmonieren, mit Verve und Stil.
Es ist im Grunde eine sehr klassische Geschichte und bis zu einer wirklich recht starken Wendung in der letzten halben Stunde läuft das Ganze dann auch recht altbekannt ab. Man kann Gaghan also durchaus vorwerfen, dass er das Rad keinesfalls neu erfindet, was hier aber halb so schlimm ist, da seine Inszenierung und das hohe Tempo über solcherlei Unzulänglichkeiten recht gut hinwegfegen. Problematisch sieht es nur beim Protagonisten und auch bei dessen Besetzung aus, denn hier schießt man doch ein wenig übers Ziel hinaus. Der für "Dallas Buyers Club" mit dem Oscar ausgezeichnete Matthew McConaughey wirft sich mit ungemein viel Energie in die Rolle, fraß sich sogar eine unansehliche Plautze an, die er gerne zur Schau stellt... aber wirklich glaubwürdig wirkt das leider nicht.
Kenny Wells ist auch so bereits ein Charakter, dem es nicht an Klischees mangelt, aber McConaughey überzieht diese dann das ein ums andere Mal doch etwas über die Schmerzgrenze. Mit einer Halbglatze, eingefallener Fratze und roten Augen rast er mit seinem Spiel über alles andere hinweg und plustert sich so arg auf, dass es oftmals etwas zu viel ist. Oftmals wirkt Wells dann eher wie eine Parodie eines Klischees als wie ein ernstzunehmender Protagonist, dem wir durch die Handlung folgen sollen - dementsprechend schwer fällt es, Sympathien zu ihm aufzubauen. Hier scheint der Satirecharakter, den Gaghan offensichtlich ebenfalls verfolgte, etwas zu krass durch und die leisen, wesentlich gelungeneren und menschlichen Dramatöne werden von diesen lauten Bässen quasi hinweggefegt. Über Bryce Dallas Howard, "Prison Break"-Star Stacy Keach und Toby Kebbell kann keiner der Schauspieler dramaturgisch noch aus den Vollen schöpfen, da McConaughey ihnen allen die Zeit frisst... und das funktioniert nicht recht.
Neben ihm schafft es dann einzig und allein "Joy"-Star Edgar Ramirez, den Zuschauer für sich einzunehmen. Sein Michael Acosta ist dabei nicht nur eine wesentlich bodenständigere Figur, er wirkt auch angenehm mehrdeutig, beinahe etwas mysteriös, was dem sehr lauten Spiel McConaugheys erfrischend entgegenwirkt. Gemeinsam funktionieren sie dann auch wieder, wobei Ramirez die etwas abgehobene Geschichte immer wieder deckelt. Das sorgt dann zwar nicht dafür, dass sich die zwei Stunden richtig rund anfühlen, immerhin ist aber die Menschlichkeit wieder da und man erinnert sich doch noch an einige wirklich starke Momente.
Fazit: Matthew McConaughey überzeichnet in seiner Darstellung etwas zu krass und generell ist sein Protagonist auch kein passender Sympathisant. Immerhin sorgen jedoch eine clevere Inszenierung und eine nicht sonderlich frische, aber stets taugliche Geschichte dafür, dass man sich niemals langweilt.
Note: 3+
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