Charles Bronson gilt bis heute als der wohl gefährlichste Strafgefangene Großbrittanniens. Gemeint ist damit natürlich nicht der 2003 verstorbene Filmstar aus Werken wie "Ein Mann sieht rot" und "Spiel mir das Lied vom Tod", sondern der gebürtig genannte Michael Peterson, der sich später selbst Charlie Bronson nannte. Obwohl er niemals einen Mord begangen hat, wird Peterson für seine zahlreichen Taten inner- und außerhalb der Strafanstalten gefürchtet: Geiselnahmen, schwere Raubüberfälle, Körperverletzungen. Ein Film, der sich seinem Leben widmet, erschien in Deutschland 2009 direkt auf DVD... und schafft diesem Mann ein Denkmal, welches definitiv die Sichtung lohnt.
BRONSON
Eigentlich wollte Michael Gordon Peterson (Tom Hardy) nur berühmt werden. Da er aber weder singen noch schauspielern konnte, musste er sich auf andere Art und Weise einen Namen machen... und verstieß gegen das Gesetz. Seine mehrjährige Reise brachte ihn in verschieden Strafanstalten und gar in die Psychiatrie, wo er den dortigen Wärtern das Fürchten lehrte. Später sollte er seinen Namen in Charlie Bronson ändern... der Name, mit welchem er in den Ring stieg. Und sich durch diesen Namen als gefährlichster Strafgefangener in der Geschichte Großbrittanniens tatsächlich unsterblich machen.
In Deutschland erschien die filmische Lebensgeschichte eines der berühmtesten Kriminellen Englands nur auf DVD, was daran liegen könnte, dass im Jahr 2009 die Namen Tom Hardy und Nicolas Winding Refn noch keine großen waren. Heute ist Hardy bereits für den Oscar nominiert und spielte sowohl in Blockbustern wie "Inception" und "The Revenant" als auch in etlichen kleinen Perlen. Und Nicolas Winding Refn dürfte den meisten als Regisseur des umjubelten Thrillers "Drive" ein Begriff sein... auch wenn sein Stern nach den doch sehr zwiespältig aufgenommenen Werken "Only God Forgives" und "The Neon Demon" zumindest ansatzweise gesunken ist. Dass er einen unverwechselhaften Stil besitzt, mit dem Mainstream-Zuschauer zumeist wenig anfangen können, hat er aber mehrfach bewiesen und den muss man eben mögen, wenn man seine Filme genießen können... das gilt natürlich auch für "Bronson".
Diesen inszenierte er nämlich nicht als herkömmliches Biopic, sondern lässt seinen Protagonisten unverblümt, mit jeder Menge durchgeknallter Selbstironie, selbst von seinen Machenschaften erzählen. Die Szenenwechsel sind dabei hart und der mit nur 89 Minuten sehr knapp bemessene Film rast förmlich durch Bronsons Lebensjahre, um jede Station zumindest kurz anzureißen. Was in anderen Werken ein ungemeiner Kritikpunkt gewesen wäre, fällt hier aber kaum negativ auf, da Refn weniger daran interessiert ist, Bronsons Leben und seinen Charakter nachzuzeichnen, sondern viel mehr, den Hund einfach von der Leine zu lassen.
Er will zeigen, wie durchgeknallt er einfach ist und schert sich dabei, obwohl er auf den Wahrheitsgehalt der Geschichte hinweist, wenig für den realen Background. In einem ungemein hohen Tempo rast er mit Bronson durch die Welt, lässt ihn sich prügeln, ihn lachen und vor allem durch Gänge stiefeln. Was banal und langweilig kllingt, entwickelt aber tatsächlich, trotz eines fehlenden Spannungsbogens oder eines Protagonisten zum Festhalten, seinen ganz eigenen Drive. Das liegt zum einen an der herausragenden Musikuntermalung, mit der Refn seine körnigen Bilder schlichtweg meisterhaft unterstreicht; und zum anderen an Tom Hardy.
Hardy ist in diesem Film schlichtweg der lebende Beweis, dass ein einziger Mann einen ganzen Film, der ansonsten vielleicht nur durch seine mutige Inszenierung eine Fußnote gewesen wäre, aufwerten kann. Er überzeichnet enorm, hat dabei aber so extrem viel Energie, ein solch grandioses Timing in Sachen Humor und bleibt dabei dennoch irgendwie noch menschlich, dass man seinen Blick kaum von ihm abwenden kann. Jede Geste sitzt, jede verzogene Miene, jedes Lachen, alles ist, obwohl so herrlich übertrieben, noch absolut glaubwürdig - eine Glanzparade eines Schauspielers, der ja eigentlich immer brilliert, auch wenn er nicht ausschließlich in Top-Produktionen zu sehen ist. Leider verliert "Bronson" in genau diesem Thema mit fortschreitender Laufzeit an Schwung, denn das stetige Schauplatzwechseln und der fehlende Spannungsbogen machen sich nach gut einer Stunde doch bemerkbar. Dann wirds etwas redundant und Wiederholungen treten auf, was "Bronson" dann doch nicht in einem solch hellen Licht erstrahlen lässt.
Fazit: Tom Hardy beherrscht eine von Refn herausragende Inszenierung - er ist der Mann, der alles mit seiner herrlich karikaturistischen Darstellung, die ebenso menschlich wie überzogen ist, zusammenhält. Dass der Spannungsbogen fehlt und die Dramaturgie nicht stimmig ist, kann Hardy immerhin über eine Stunde lang ausgleichen, bevor es dann doch etwas anstrengend wird.
Note: 3+
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