"Alle Menschen lügen." Diese drei Worte, die Al Pacino im Verlauf des Films "Ruf der Macht" fallen lässt, sind sicherlich nicht gelogen, sondern absolut die Wahrheit. Sicherlich hat jeder von uns schon einmal gelogen - ganz gleich ob ein großer Betrug, eine kleine Notlüge oder einfach nur ein Versprechen, welches nicht gehalten werden konnte. Lügen gehört irgendwie sogar zum Alltag und manchmal tun wir es, ohne es zu bemerken, so sehr ist es bereits in unserer Psyche gefangen. Im Rechtssystem und generell in den Bereichen, in denen es um sehr viel Geld geht, wird aber vielleicht noch ein wenig mehr gelogen, wie uns Shintaro Shimosawas halbgarer Thriller hier erzählt...
RUF DER MACHT
Eigentlich freut sich der sich langsam nach oben arbeitende Rechtsanwalt Ben Cahill (Josh Duhamel) sich nicht, als er seine Ex-Freundin Emily Hynes (Malin Akerman) wiedersieht und diese ihm gleich Avancen macht - schließlich ist er mittlerweile mit der Krankenschwester Charlotte (Alice Eve) verheiratet. Als sich Cahill jedoch durch Emily die Möglichkeit bietet, an ihren Freund, den millardenschweren Pharmazeutiker Arthur Denning (Anthony Hopkins) heranzukommen, der öffentlich wegen Betrugs hingestellt wird, wird er hellhörig. Mit illegal beschafften Beweismitteln will er Denning vor Gericht zerren und so seine eigene Karriere anschrauben... was ihn jedoch schon bald in Gefahr bringt.
Das Ganze beginnt gar nicht so übel. Wir starten quasi mitten im Film, mit einer kleinen Vorschau auf die Ereignisse, die da später noch passieren möchten, erfahren dabei aber nicht so viel, dass uns der folgende Rückblick, der eine Woche zuvor ansetzt, langweilen würde. Mit gemächlichem Tempo und einigen interessanten Charakteren bringt Shintaro Shimosawa eine Geschichte in Gang, der es nicht an Wendungen mangelt, die aber auch nicht auf Teufel komm raus die Spannungsschrauben anziehen muss. Man lässt sich Zeit für die privaten Belange der Figuren, ihre Arbeit, ihre kleinen und schmutzigen Geheimnisse... um genau diese dann bald mit dem im Fokus stehenden Thrillerplot in Einklang zu bringen.
Leider wird "Ruf der Macht" spätestens an dieser Stelle aber haarsträubend und muss seine innere Logik gewaltig strecken, um das alles irgendwie noch unter einen Hut zu bekommen. Man verlässt irgendwann die Pfade eines ruhig erzählten, etwas verzweigten Thrillers, liefert auf einmal Action, macht irgendwas mirt Auftragsschlägern und mit einem Mal hat jeder, wirklich jeder ein düsteres Geheimnis. Es fühlt sich ein wenig so an, als würde man drei Filme parallel schauen, wobei eben nichts zusammenpasst und alles so verworren ist, dass es keinesfalls mehr passend aufgeklärt werden kann. Um das ganze zumindest noch zu einem Abschluss zu bringen, muss Shimosawa seine Figuren ungemein bescheuert handeln lassen oder ihnen absolut haarsträubende Begründungen für ihre Taten mit auf den Weg geben... die dann in einem zähen Finale auch noch lang und ausführlich dargelegt werden müssen.
Nein, irgendetwas stimmt hier bezüglich des Pacings ganz und gar nicht und das Drehbuch wirkt, als hätte einfach jemand in die Tasten gehauen und gedankenlos mehrere Zutaten verkorkst, die aber nicht zusammengehören - deswegen stehen wir am Ende vor einem Scherbenhaufen, der sich auch mit dem besten Willen nicht mehr zusammensetzen lässt. Schade, dabei ging es so gut los, um mit fortschreitender Laufzeit immer dümmer und abgedroschener zu werden. Immerhin macht Shimosawa auf dem Regiestuhl einen soliden Job - er verpackt selbst die kargen Büroräume noch in ansprechende Bilder, was ein wenig an "House of Cards" erinnert und hat zumindest seine Altstars im Griff.
Anthony "Hannibal Lecter" Hopkins wirkt jedenfalls nicht so gelangweilt wie in anderen, neueren Produktionen... für Al Pacino gilt das zumindest teilweise, doch ist seine Rolle eben auch alles andere als dankbar. Von den restlichen Darstellern sticht am ehesten "Rock of Ages"-Star Malin Akerman hervor, während Alice Eves Rolle ein Mysterium bleibt... und ein äußerst Dummes dazu. Und dann ist da noch Josh Duhamel in der Hauptrolle, der seit seinem kleinen Durchbruch als Scenestealer in der ja auch immer weiter abbauenden "Transformers"-Reihe auch noch nicht richtig Fuß gefasst hat - jedenfalls bleibt er auch hier weitestgehend farblos.
Fazit: Die Handlung wird immer abstruser, schmeißt eine bescheuerte Wendung an die nächste und schmeißt seine anfänglich ansprechende Atmosphäre bald in die Tonne. Das wird alles so dämlich verstrickt, dass man den Charakteren, die vollkommen sinnentleert handeln, nicht mehr folgen mag... trotz einer kompetenten Regie.
Note: 4
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