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Der große Eisenbahnraub (1979)

"Der große Eisenbahnraub" aus dem Jahr 1903 gilt als der erste Actionfilm und auch als der erste Western, der je das Licht der Welt erblickte. Zwölf Minuten war der Film lang und schrieb allein schon dadurch Filmgeschichte, dass er diese mittlerweile allgegenwärtigen Genres zum ersten Mal auf die Leinwand brachte. Im Jahr 1979 berief man sich erneut auf diese Geschichte, ohne dabei aber natürlich ein Remake abzuliefern - wie sollte dies auch gehen, wäre das Original doch nur zwölf Minuten lang gewesen und hatte nur die Mücke eines Plots zu bieten. Stattdessen nahm man den selben Titel und nutzte auch den Aufhänger des Stücks, um es als starbesetzten Blockbuster zu verkaufen... der aus heutiger Sicht jedoch Staub angesetzt hat.

DER GROSSE EISENBAHNRAUB


Edward Pierce (Sean Connery) ist ein Gauner, der es auf einen bestimmten Eisenbahn-Waggon abgesehen hat. In diesem wird regelmäßig ein fest verschlossener Safe transportiert, in welchem sich mehrere Goldbarren befinden - eine Unmenge an Geld. Pierce tut sich, um der Summe habhaft zu werden, mit dem Trickbetrüger Robert Agar (Donald Sutherland) und der Gaunerin Miriam (Lesley-Anne Down), mit welcher er auch eine Beziehung führt, zusammen. Gemeinsam müssen sie in den Besitz von vier Schlüsseln, die sich allesamt an verschiedenen Orten befinden, gelangen - erst damit lässt sich der Safe öffnen. Eine schier unmögliche Aufgabe, wie es scheint... doch Pierce hat bereits einen ausgefuchsten Plan ausgearbeitet.

Es ist eine durch und durch simple Geschichte, für die sich Regisseur Michael Crichton, der darüber hinaus eher als Romanautor bekannt war, hier entschieden hat. Es geht um einen großen Raub und den Schwierigkeiten und Hindernissen, welche die Protagonisten davor und schließlich auch währenddessen aus dem Weg räumen und überwinden müssen. Es ist eine schier unsterbliche Geschichte, wie es sie damals und auch heute noch unzählige Male gibt, wenn man es richtig anpackt, kann ein solcher Plot aber dennoch richtig Spaß machen. Crichton verlässt sich daher auch nicht auf störende Subplots, sondern konzentriert sich von Anfang bis Ende voll auf diese Achterbahnfahrt, setzt die einzelnen Hindernisse, die Edward, Robert und Miriam überwinden müssen, um den vier Schlüsseln habhaft zu werden, gewitzt um. 
Viel mehr gibt es hier auch nicht zu sehen und man muss definitiv keine Lupe zücken, um irgendwelche Tiefen oder charakterliche Züge zu entdecken - es gibt sie nicht. "Der große Eisenbahnraub" ist ein geradliniger Mix aus Western und Heist-Film, mit viel Humor, solide aufspielenden Darstellern und gerade angesichts des Alters des Film mit sehr hohem Tempo. Er ist zudem sehr wertig gefilmt und sieht trotz des auch damals bereits recht geringen Budgets weiterhin sehr gut aus - gerade die zentrale Actionsequenz, in welcher sich Sean Connery von Waggon zu Waggon begibt, weiß zu beeindrucken. Das macht dann über beinahe zwei Stunden hinweg jede Menge Spaß, ist anschließend aber auch genau so fix wieder vergessen, da unter diesem Abenteuer kein doppelter Boden herrscht. 
Erinnerungswürdig ist die Inszenierung des viktorianischen Zeitalters und der Sinn für intelligente Komik, darüber hinaus kann sich der Film aber niemals soweit freispielen als dass man mehr als einen spaßigen Räuberfilm sehen würde. Angesichts der schlichtweg ikonischen Besetzung ist es dabei etwas seltsam, dass tatsächlich nicht mehr dahintersteckt als diese simple Oberfläche. Keine Frage, es macht Freude, es ist im Kern aber doch deutlich zu wenig, um zufriedenzustellen. Da hilft es auch wenig, dass die Geschichte auf einem tatsächlichen Zugraub beruht, welcher man sich angenommen hat - etliche Details wurden aber abgeändert, weswegen dies hier nur sehr marginal eine "True Story" darstellt. 
Unterhaltsam ist sie, auch wenn man sie nicht für den Geschichtsunterricht zu Rate ziehen sollte, fraglos, ich wünschte mir aber, dass sie einfach noch etwas mehr gezeigt hätte. Mehr von den höchstens angekratzten und letztlich nur für maue Gags genutzten Zwischenmenschlichkeiten der Akteure, mehr von den gewitzten Manövern und vor allem mehr von dem Nachspiel, welches hier nur sehr kurz und unzufriedenstellend angerissen wird. Tatsächlich gilt dann hier in beinahe allen Bereichen: Mehr wäre mehr gewesen.

Fazit: Sean Connery und Donald Sutherland spielen sich durch einen geradlinigen Blockbuster mit gewitzter Action, cleverem Humor und simpler Geschichte, wo wirklich nicht mehr hintersteckt als dieser eine Raub. Das ist ansprechend inszeniert, angesichts dieses doch sehr einfachen Plots aber auch etwas zu wenig.

Note: 3-




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