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Gegen jede Regel

Die Aufhebung der Rassentrennung veränderte die Geschichte der ganzen Welt. Aus heutiger Sicht ist es schier unverständlich, wie es so lange bis zu diesem wichtigen Schritt dauern konnte, damals war diese politische Umwandlung aber mit allerlei Komplikationen und Unruhen verbunden. Die Filmgeschichte hat diesen Teil der Historie schon mehrfach aufgenommen und für teils richtig gute und wichtige Werke benutzt - der Stoff gibt allein aus dramaturgischer Hinsicht eben auch verflixt viel her. Natürlich blieb auch der Sport von diesen neuen Umständen nicht unbehelligt: Im Jahr 2000 erschuf Starproduzent Jerry Bruckheimer daher nach einer wahren Begebenheit das Sportdrama "Gegen jede Regel"... der als allzu rührseliger und deswegen erstaunlich unglaubwürdiger Film endet, der sich lieber um großspurige Momentaufnahmen denn auf wahre Gefühle beschränkt.

GEGEN JEDE REGEL


Durch die Aufhebung der Rassentrennung werden im Jahr 1981 zwei Highschools zusammengelegt - dies führt auch zu einer Fusionierung der beiden Footballmannschaften von Virginia. Die "weißen" Schüler und Spieler fühlen sich gar nicht wohl mit dem Gedanken, gemeinsam mit "Schwarzen" aufs Spielfeld treten zu müssen und wollen die Mannschaft, nachdem auch ihr langjähriger Coach Bill Yoast (Will Patton) durch den Neuzugang Herman Boone (Denzel Washington) ersetzt wird, boykottieren. Innerhalb eines Trainingscamps sollen die beiden so voneinander abgegrenzten Seiten zusammengeführt werden, um am Ende die Meisterschaft zu gewinnen... ein schwieriges Unterfangen, denn die Jungspunde beweisen Sturheit und sind so schnell nicht davon zu überzeugen, über ihre rückschrittlichen Ansichten hinwegzusehen.

Es ist schon irgendwie überraschend, wie sehr "Gegen jede Regel" auf Biegen und Brechen versucht, alles, was er anfasst, perfekt und richtig zu machen und genau deswegen immer wieder deutlich scheitert. Jerry Bruckheimer und Regisseur Boaz Yakin wollen einen packenden Sportfilm machen, ein menschliches Drama, eine glaubwürdige Nacherzählung eines wahren Ereignisses, einen Coming-of-Age-Film, wollen etliche Messages mitliefern und eine Starbesetzung ans Publikum bringen (auch wenn viele der heutigen Stars damals noch längst nicht den Bekanntheitsstatus innehatten, den sie heute haben). Man kann es sich schon beinahe denken: Disney, das Studio, welches den Film mit Bruckheimer prdouzierte, bügelt den Stoff so arg glatt, dass man sich nicht mehr fragen muss, ob das denn nun noch glaubwürdig ist... sondern was davon nicht einfach in irgendeiner Form klischeehaft überdramatisiert wurde. 
In beinahe jeder Szene finden sich diese altbekannten Momente, in denen das Herz des Zuschauers angesprochen werden soll, jedoch auf solch bemühte und unoriginelle Art, dass man nicht umhin kann, dem Geschehen auf dem Bildschirm einfach keinen Glauben zu schenken. Sicher, die Rahmenhandlung ist damals im Jahr 1971 natürlich passiert und die Message, die uns der Film schenkt, ist ebenfalls richtig und wichtig - das kann und sollte man nicht anders sehen. Es macht "Gegen jede Regel", nur weil er im Kern durchaus ehrenhafte Motive hat, aber nicht automatisch zu einem guten Film. Genaugenommen ist hier das Gegenteil eingetreten, denn der Film ist ein bemerkenswert pathetischer, oberflächlicher und in vielen Momenten gar verlogener und verharmlosender Schinken, bei dem ganz offensichtlich ist, dass man sich hier mit einem solch komplexen Thema viel zu viel aufgeladen hat. 
Man macht es sich mit den zugrunde liegenden Konflikten viel zu einfach und verharmlost somit die wahre Krux, die zur damaligen Zeit gang und gäbe war: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Sturheit. Um dies zu ermöglichen, greift man bis in die Nebenrollen auf Klischeecharaktere zurück - jedes Mitglied des ach so heldenhaften Footballteams stammt aus der knarrenden Schublade für pathetische Dramen, damit auch jede "Randgruppe" irgendwie zufrieden gestellt werden kann. Das geschieht leider auf solch ungeschickte und durchsichtige Weise, dass man mit keiner der oberflächlich gezeichneten Figuren wirklich mitfiebern kann. Darüber poltert dann der schier unerträgliche und seelenlose Soundtrack von "The Guardian"-Komponist Trevor Rabin, die Kamerabilder sind ebenso gestelzt und perfekt wie die Geschichte, die sie erzählen sollen. 
Die Schauspieler können unter diesem maroden Skript wenig leisten, es lässt sich aber nicht leugnen, dass Denzel Washington, "Armageddon"-Star Will Patton und die damals noch junge Besetzung rund um Ryan Gosling, Hayden Panettiere und Kate Bosworth sich redlich müht. Als würden sie selbst glauben, dass sie hier einem echten Meisterwerk beiwohnen, spielen sie viel besser als es zu einem solch schwachen Werk passen würde, was dem Film zumindest ein wenig Glanz und Unterhaltung verleiht. Das hilft dann aber nicht über solch eklatante Überdramaturgien hinweg, die im Grunde die gesamte Laufzeit von beinahe zwei Stunden bestimmen.

Fazit: Unerträglich pathetischer, oberflächlicher und simpler Sportfilm, der sich auf die Menschen hinter den Helmen konzentrieren will, dabei aber viel zu ekstatisch vorgeht. Der Film knallt dem Zuschauer seine wichtige Message vor den Latz und interessiert sich dabei weder für Glaubwürdigkeit noch für eine stimmige Dramaturgie.

Note: 4






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