Robin Williams feierte einige seiner größten Kino-Erfolge in den 90er Jahren. Dort wandte er sich neben seinen Auftritten in Familienfilmen wie "Jumanji" und "Flubber" auch immer wieder dem tragi-komischen Fach zu, erhielt für seine Rolle in "Good Will Hunting" gar den längst verdienten Oscar, ehe er sich zur Jahrtausendwende dann auch düsteren Rollen zuwandte. Die Tragikomödie "Jack" stammt ebenfalls aus der 90er-Epoche, erreichte die Kinos im Jahr 1996, zählt aus heutiger Sicht aber nicht zu Williams' besten Filmen und wird selten in einem Atemzug mit Werken wie "Mrs. Doubtfire" oder "Patch Adams" genannt. Das liegt auch irgendwie auf der Hand, ist es hier doch wesentlich weniger gelungen, einen passenden Mix aus Komödie und Drama zu finden, wobei sich beide Genres hier unangenehm beißen...
JACK
Mit zehn Jahren sieht Jack Powell (Robin Williams) aus wie ein vierzigjähriger Mann. Eine seltene Krankheit lässt seinen Körper wesentlich schneller altern, weswegen ihm im Alter von zehn Jahren ein Besuch auf einer normalen Schule verwehrt geblieben ist. Sein engagierter Privatlehrer Lawrence Woodruff (Bill Cosby) ermutigt Jacks Eltern (Diane Lane, Brian Kerwin) jedoch dazu, dem Jungen ein normales Leben zu bieten... so gut dies unter den Umständen möglich ist. Mutter Karen ist besorgt, doch schließlich tritt Jack doch den Gang zur Schule an, um dort den Ernst des Lebens kennenzulernen, aber auch wahre Freunde zu finden.
Regie führte bei diesem Film ein Mann, den man mit einem solchen Stoff wahrlich nicht in Verbindung gebracht hätte: Francis Ford Coppola, der sich zuvor deutlich in anderen Genres bewegte und mit der "Der Pate"-Trilogie oder dem Kriegsfilm-Klassiker "Apocalypse Now" Perlen der Filmgeschichte erschuf... aber sicher nichts für Familien oder gar für Kinder. Diese waren nun aber ganz klar die Zielgruppe für "Jack" und man merkt Coppola und seinem Team an, dass sie sich gerade bei diesem Fokus das ein ums andere Mal verheben. Mal erzählen sie eine schier lockerleichte Geschichte, in der sich Comedy-Genie Robin Williams mit punktgenauem, aber harmlosen Slapstick und Ausflügen in den vermeidbaren Fäkalhumor durchs Leben schlägt, wobei er eine ganze Reihe Freunde findet und etliche Lektionen lernt.
Williams ist dabei, wie so oft, zu herrlichen Scherzen aufgelegt und legt eine überzeichnete, aber beinahe ansteckende Spiellaune an den Tag. In anderen Momenten möchte Coppola aber genau darüber hinaus gehen und findet sich schließlich im Genre eines tiefschürfenden, gar düsteren Dramas wieder, wenn Jack erkundet, was genau er denn ist und was er mit seinem Leben anfangen will. Das sind ebenso mutige wie erstaunlich tiefsinnige Fragen, denen sich Coppola angesichts des Mainstreams, in dem dieser Film immer noch verankert ist, gar nicht so genau widmen kann, wie er es gerne würde. Dies führt dazu, dass "Jack" streckenweise recht unangenehm zwischen einer zotigen und harmlosen Komödie, die sogar einen Furzcontest über mehrere Minuten zieht, und einem tränendrückenden Drama hin und her wechselt, wobei das Zusammenspiel beider Genres nicht wirklich funktionieren will.
Zu Beginn unternimmt man dabei sogar den Versuch, Jacks seltsame Krankheit wissenschaftlich zu erklären... was zum Glück nur ein Versuch bleibt, denn sobald man darüber nachdenkt, wie dieser genetische Defekt auf die hier gezeigte Art und Weise funktionieren soll, stürzt das Plot-Kartenhaus in sich zusammen. Es geht hier aber auch weniger um das "Wie" als viel mehr um das "Wozu", denn womit Jack sein kurzes Leben füllen will, dieser Frage soll auf den Grund gegangen werden. Coppola reißt dabei in dem Skript von "The First Purge"-Autor James DeMonaco keine Bäume aus und wird nie origineller als die interessante Grundidee, macht es sich an vielen Stellen sogar zu einfach. Dass er dank des famosen Spiels seines Hauptdarstellers und einiger wirklich bewegender Momente aber immer wieder in der Lage ist, den Zuschauer emotional abzuholen, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.
Sicher, auf einige letztendlich eher peinliche Szenen, wie zum Beispiel den gesamten Auftritt von Fran "Die Nanny" Drescher, hätte man besser verzichtet und dem Film somit einen besseren Schwung verliehen, mit beinahe zwei Stunden ist er nämlich zu lang geraten. Trotzdem hat das Werk das Herz sichtbar am rechten Fleck und funktioniert über seinen manchmal zu simpel gestrickten, aber einnehmenden Protagonisten. Im Kern also kein Film, der zu den besten Werken seitens Williams oder Coppola gehört... aber einer, der das Herz durchaus treffen kann, wenn man manch eine bittere Pille zu schlucken bereit ist.
Fazit: "Jack" springt manchmal etwas unbeholfen zwischen seichter Familienkomödie und nachdenklichem Drama hin und her - Francis Ford Coppola kann beide Genres nicht passend verknüpfen. Dank seines famosen Hauptdarstellers und einer Geschichte, die das Herz am rechten Fleck hat, kann man dennoch kurzweilige zwei Stunden verbringen.
Note: 3
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