Disney feuert auch dieses Jahr wieder aus allen Rohren und führt neben dem Marvel Cinematic Universe, welches 2019 bereits drei neue Beiträge erlebte, auch die Remake-Schiene fort: Nach wie vor werden kultige Zeichentrickfilme, insbesondere aus den 90er-Jahren, als Live-Action-Filme neu aufgelegt. Nach "Dumbo" im März und dem überraschend starken "Aladdin" im Mai wagt man sich nun aber an so etwas wie den Heiligen Gral der Zeichentrickfilme: "Der König der Löwen" gilt nicht nur für mich als noch immer bester Animationsfilm aller Zeiten. Braucht es davon nun also tatsächlich ein CGI-Remake in neuem Technikglanz? Nein, braucht es sicherlich nicht, diese Antwort konnte man auch bereits zuvor geben, steht das Meisterwerk aus dem Jahr 1994 doch noch immer so brillant für sich. Ob man diesem aber zumindest ein paar neue Züge mit auf den Weg geben konnte und die Zuschauer erneut so meisterhaft abzuholen versteht wie noch vor fünfundzwanzig Jahren, das wollte ich nun im Kino herausfinden...
DER KÖNIG DER LÖWEN
Der kleine Löwenjunge Simba ringt mit seinem schweren Erbe. Es ist klar, dass er eines Tages, nach dem Tod seines Vaters, des großen Mufasa, die Herrschaft über den Königsfelsen und das Geweihte Land übernehmen soll. Mufasa selbst versucht, seinen Sohn in den Aufgaben eines wahren Königs zu lehren, während hinter dem Rücken der Königsfamilie böse Pläne geschmiedet werden. Sein Bruder Scar, der mit den Hyänen im Schattenland zusammenarbeitet, plant seit jeher, Mufasa und Simba abzusetzen und selbst den Thron zu besteigen, wofür er auch über Leichen geht. Als Simba mit den grauenvollen Folgen der Pläne seines Onkels konfrontiert wird, muss er sich entscheiden, ob er bereit ist, ein König zu werden...
Ich möchte in dieser Kritik drei grundlegende Fragen beantworten, die sich bezüglich des Remakes von Disneys Meisterwerk "Der König der Löwen" wohl jeder gestellt hat: Besitzt der Film eine eigene Daseinsberechtigung, die ihn über eine schlichte Neuverfilmung hinaus erhebt? Ist er technisch tatsächlich so beeindruckend, dass damit Maßstäbe im Bereich der visuellen Effekte gesetzt werden? Und wie gut ist der Film von "The Jungle Book"-Regisseur Jon Favreau im direkten Vergleich mit dem Zeichentrick-Original aus dem Jahr 1994? Um letztere Frage gleich vorab zu klären: Nichts kommt an das Original heran und erst recht nicht dieses lapidare Remake aus dem Jahr 2019.
Warum, wird man sich nun gleich fragen? Diese Frage kann ich mit einer Antwort zur erstgestellten Frage klären: Weil Favreaus "Lion King" eben einfach nur eine nochmalige Erzählung der epischen Geschichte ist, dem Stoff nichts beisteuert und eben einfach alles gleich macht... und die Fans rennen natürlich in Scharen hinein, weil Disney und "Der König der Löwen" draufsteht. Dass sie den gleichen Film in der charmanteren und weitaus kraftvolleren Zeichentrickvariante wahrscheinlich schon im Regal stehen haben und ihn sich einfach umsonst noch einmal ansehen und sich somit die zehn Euro für ein Kinoticket sparen könnten, interessiert da wenig. Tatsächlich ist es Favreau diesmal gelungen, ein Disney-Remake zu inszenieren, welches dem Stoff wahrlich gar nichts Neues hinzufügt: Die zwanzig zusätzlichen Minuten, die die Neuverfilmung voraus hat, entstehen durch einen breiteren Showdown, einen längeren Abspann sowie mehr Tricktechnik-Bummbumm. So läuft die Maus, die Scar bald darauf fangen wird, eben einfach noch eine halbe Minute durch die Savanne, um die Tricktechnik mit welcher sie und der Grashalm, den sie erklimmt, animiert wurde, einfach noch einmal lang und breit zur Schau zu stellen.
Und genau da liegt die Krux: Die 2019-er Adaption kann zu keiner Sekunde den Mantel abstreifen, dass es sich hier einfach nur um eine Zurschaustellung der Arbeit der Tricktechniker handelt. Zwei Stunden sitzen wir da, sehen computeranimierte Tiere, computeranimierte Landschaften, Wetterkapriolen und Umgebungen. Der Film scheint aus jeder Pore schreien zu wollen: "Schaut doch, wie gut ich aussehe!" Und natürlich sieht das großartig aus. Wohl noch nie durften wir auf der Leinwand solch realistisch animierte Lebewesen sehen. Problematisch wird es aber eben, wenn man sich so hart auf den Realismus stemmt, dass für die untierischen Eigenschaften hier kein Platz mehr bleibt.
Die Zeichentrickversion hatte nun mal den Vorteil, dass sie in ihren liebenswert gezeichneten Bildern alles machen konnten, da es für die vermenschlichten Löwen und Vögel keine Grenzen gab - da wurde Simbas "Ich will jetzt gleich König sein"-Song zu einer Pyramide der Tiere, einem brillanten Rausch aus Farben und Formen. Da knallte eine Gnuherde durch eine Schlucht, mit solch einer Kraft, solch einer tödlichen Wucht, dass den Zuschauern Hören und Sehen verging. Im Remake konzentriert man sich nun weniger darauf, solche Szenen so episch, breit und kraftvoll wie möglich zu zeichnen... sondern die Tiere darin so realistisch es nur geht zu setzen. Und deswegen gibt es diesmal keine Tierpyramide, sondern eine ziemlich lahme Wasserplantscherei, während die bedrohliche Gnuherde zwar vortrefflich inszeniert ist, in ihrer Perfektion aber keinesfalls die Kraft darstellen kann, die mich als Kind so erschütterte.
Zieht man dann noch in Betracht, dass die Songs in ihrer neuen Version zu poppigen Liedchen verkommen, in denen jede Gesangsstimme so durchperfektioniert gecastet ist, dass sicher kein Ton schief ist, aber sicher auch kein Gefühl echt ist, ist das, was man zu sehen und zu hören bekommt, schon reichlich seelenlos. Eine maue deutsche Synchronisation, unter der sich gar echte Fehlbesetzungen tummeln (streckenweise klingt es gar so, als würden die Sprecher ahnungs- und emotionslos aneinander vorbeireden) sowie eine schockierende Abschneidung diverser düsterer Szenen tun ihr Übriges - eine der emotionalsten Todesszenen der Filmgeschichte wird hier in Rekordzeit abgespult, damit sich unter den digitalen Bildern auch ja kein Gefühl einstellen will. Gleiches gilt übrigens für diverse düstere Szenarien auf einem Elefantenfriedhof - es scheint, als wolle man einer neuen Generation das Grauen des Originals ersparen, damit sie auch ja noch friedlich schlafen können.
Erst ganz zum Schluss, wenn Simba seinen Onkel zum Kampf herausfordert, entwickelt "Der König der Löwen" am Feuerschlund und in prachtvollen Bildern so etwas wie eine eigene Dynamik, die über cool-hippe Wörter wie "Nice" oder "Ziehen wir uns doch ein paar Würmer rein" hinausgeht, aber zu diesem Zeitpunkt ist der Film längst durchgefallen. Und das als seelenloses Epos, welches das Original zu erklimmen versucht, in seinem CGI-Zwang aber höchstens ein Plätzchen in seinem gigantischen Schatten einnehmen kann.
Fazit: "Der König der Löwen" ist in seiner CGI-Remake-Variante ein seelenloses Produkt, eine zweistündige Technikdemonstration, die sicherlich aufzeigt, wie toll Tiere aus dem Computer aussehen können. Darüber hinaus gelingt es Regisseur Jon Favreau aber nur, der Geschichte seiner Kraft zu berauben, sie durchweg zu verschlimmbessern, den Ton zu verfehlen und sogar die Songs in ihren poppigen Neu-Varianten in den Sand zu setzen. Wahrlich ein Vergehen.
Note: 4-
Ich möchte in dieser Kritik drei grundlegende Fragen beantworten, die sich bezüglich des Remakes von Disneys Meisterwerk "Der König der Löwen" wohl jeder gestellt hat: Besitzt der Film eine eigene Daseinsberechtigung, die ihn über eine schlichte Neuverfilmung hinaus erhebt? Ist er technisch tatsächlich so beeindruckend, dass damit Maßstäbe im Bereich der visuellen Effekte gesetzt werden? Und wie gut ist der Film von "The Jungle Book"-Regisseur Jon Favreau im direkten Vergleich mit dem Zeichentrick-Original aus dem Jahr 1994? Um letztere Frage gleich vorab zu klären: Nichts kommt an das Original heran und erst recht nicht dieses lapidare Remake aus dem Jahr 2019.
Warum, wird man sich nun gleich fragen? Diese Frage kann ich mit einer Antwort zur erstgestellten Frage klären: Weil Favreaus "Lion King" eben einfach nur eine nochmalige Erzählung der epischen Geschichte ist, dem Stoff nichts beisteuert und eben einfach alles gleich macht... und die Fans rennen natürlich in Scharen hinein, weil Disney und "Der König der Löwen" draufsteht. Dass sie den gleichen Film in der charmanteren und weitaus kraftvolleren Zeichentrickvariante wahrscheinlich schon im Regal stehen haben und ihn sich einfach umsonst noch einmal ansehen und sich somit die zehn Euro für ein Kinoticket sparen könnten, interessiert da wenig. Tatsächlich ist es Favreau diesmal gelungen, ein Disney-Remake zu inszenieren, welches dem Stoff wahrlich gar nichts Neues hinzufügt: Die zwanzig zusätzlichen Minuten, die die Neuverfilmung voraus hat, entstehen durch einen breiteren Showdown, einen längeren Abspann sowie mehr Tricktechnik-Bummbumm. So läuft die Maus, die Scar bald darauf fangen wird, eben einfach noch eine halbe Minute durch die Savanne, um die Tricktechnik mit welcher sie und der Grashalm, den sie erklimmt, animiert wurde, einfach noch einmal lang und breit zur Schau zu stellen.
Und genau da liegt die Krux: Die 2019-er Adaption kann zu keiner Sekunde den Mantel abstreifen, dass es sich hier einfach nur um eine Zurschaustellung der Arbeit der Tricktechniker handelt. Zwei Stunden sitzen wir da, sehen computeranimierte Tiere, computeranimierte Landschaften, Wetterkapriolen und Umgebungen. Der Film scheint aus jeder Pore schreien zu wollen: "Schaut doch, wie gut ich aussehe!" Und natürlich sieht das großartig aus. Wohl noch nie durften wir auf der Leinwand solch realistisch animierte Lebewesen sehen. Problematisch wird es aber eben, wenn man sich so hart auf den Realismus stemmt, dass für die untierischen Eigenschaften hier kein Platz mehr bleibt.
Die Zeichentrickversion hatte nun mal den Vorteil, dass sie in ihren liebenswert gezeichneten Bildern alles machen konnten, da es für die vermenschlichten Löwen und Vögel keine Grenzen gab - da wurde Simbas "Ich will jetzt gleich König sein"-Song zu einer Pyramide der Tiere, einem brillanten Rausch aus Farben und Formen. Da knallte eine Gnuherde durch eine Schlucht, mit solch einer Kraft, solch einer tödlichen Wucht, dass den Zuschauern Hören und Sehen verging. Im Remake konzentriert man sich nun weniger darauf, solche Szenen so episch, breit und kraftvoll wie möglich zu zeichnen... sondern die Tiere darin so realistisch es nur geht zu setzen. Und deswegen gibt es diesmal keine Tierpyramide, sondern eine ziemlich lahme Wasserplantscherei, während die bedrohliche Gnuherde zwar vortrefflich inszeniert ist, in ihrer Perfektion aber keinesfalls die Kraft darstellen kann, die mich als Kind so erschütterte.
Zieht man dann noch in Betracht, dass die Songs in ihrer neuen Version zu poppigen Liedchen verkommen, in denen jede Gesangsstimme so durchperfektioniert gecastet ist, dass sicher kein Ton schief ist, aber sicher auch kein Gefühl echt ist, ist das, was man zu sehen und zu hören bekommt, schon reichlich seelenlos. Eine maue deutsche Synchronisation, unter der sich gar echte Fehlbesetzungen tummeln (streckenweise klingt es gar so, als würden die Sprecher ahnungs- und emotionslos aneinander vorbeireden) sowie eine schockierende Abschneidung diverser düsterer Szenen tun ihr Übriges - eine der emotionalsten Todesszenen der Filmgeschichte wird hier in Rekordzeit abgespult, damit sich unter den digitalen Bildern auch ja kein Gefühl einstellen will. Gleiches gilt übrigens für diverse düstere Szenarien auf einem Elefantenfriedhof - es scheint, als wolle man einer neuen Generation das Grauen des Originals ersparen, damit sie auch ja noch friedlich schlafen können.
Erst ganz zum Schluss, wenn Simba seinen Onkel zum Kampf herausfordert, entwickelt "Der König der Löwen" am Feuerschlund und in prachtvollen Bildern so etwas wie eine eigene Dynamik, die über cool-hippe Wörter wie "Nice" oder "Ziehen wir uns doch ein paar Würmer rein" hinausgeht, aber zu diesem Zeitpunkt ist der Film längst durchgefallen. Und das als seelenloses Epos, welches das Original zu erklimmen versucht, in seinem CGI-Zwang aber höchstens ein Plätzchen in seinem gigantischen Schatten einnehmen kann.
Fazit: "Der König der Löwen" ist in seiner CGI-Remake-Variante ein seelenloses Produkt, eine zweistündige Technikdemonstration, die sicherlich aufzeigt, wie toll Tiere aus dem Computer aussehen können. Darüber hinaus gelingt es Regisseur Jon Favreau aber nur, der Geschichte seiner Kraft zu berauben, sie durchweg zu verschlimmbessern, den Ton zu verfehlen und sogar die Songs in ihren poppigen Neu-Varianten in den Sand zu setzen. Wahrlich ein Vergehen.
Note: 4-
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