Unter den vielen Serien und Filmreihen, die in diesem Jahr ihr Ende oder zumindest ihren alles verändernden Klimax gefunden haben, ist auch eine der langlebigsten Netflix-Serien, die sich seit 2013 größter Beliebtheit erfreut. Sicher, der Hype um die inhaftierten Damen aus Litchfield ist nicht mehr so groß wie noch vor sechs Jahren, als die Geschichte um Piper und ihren ebenso komischen wie dramatischen Gefängnisaufenthalt Millionen von Fans in ihren Bann zog. Doch als es plötzlich hieß, dass die kommende siebte Staffel die Handlung endgültig zu ihrem Abschluss führen und somit die letzte Season werden würde, war "Orange is the new Black" wieder ein Gesprächsthema und man konnte beinahe vergessen, dass die Show in den letzten zwei Jahren qualitativ abgebaut hat. Nun galt es also, dass noch nicht sinkende, aber zumindest leicht Leck geschlagene Schiff noch sicher in den Hafen zu fahren und ein rundes Ende für das immense Figurenpersonal zu finden... erneut nahm man sich dafür dreizehn Episoden lang Zeit und wird insbesondere den Hardcore-Fans somit wieder schöne Stunden bescheren.
ORANGE IS THE NEW BLACK - STAFFEL 7
Piper Chapman (Taylor Schilling) hat es geschafft: Sie ist draußen! Schnell muss die ehemalige Drogenschmugglerin jedoch erkennen, dass das Leben außerhalb des Gefängnisses für eine entlassene Straftäterin wahrlich kein Zuckerschlecken ist. Bewährungshilfe, Drogentests, die Suche nach einem Job, Geldsorgen... und das ewige Vermissen ihrer Frau Alex (Laura Prepon). Die hat derweil im Gefängnis noch ihre ganz eigenen Sorgen, wird sowohl von ihrer Mitgefangenen Madison (Amanda Fuller) als auch vom Wachpersonal unter Druck gesetzt und muss dabei Wagnisse eingehen, die ihre baldige Entlassung gefährden. Auch die anderen Gefangenen gehen ihre Wege weiter, einige hin zur Entlassung, andere mit wesentlich düstereren Aussichten. Besonders Taystee (Danielle Brooks) sieht angesichts ihrer negativ verlaufenen Verhandlung kaum noch Wege, die sie weiterführen und steht gar vor einem verheerenden Entschluss...
Allzu hoch waren die Erwartungen bei den meisten Fans nach den enttäuschenden Staffeln 5 und 6 wohl nicht mehr und auch ich war skeptisch aufgrund der schwierigen Ausgangslage: Die sechste Staffel war unter dem enormen Figurenpersonal zerfasert und auch zu Beginn der siebten und finalen Season ist dieses noch nicht kleiner geworden. Die Macher packen dieses Problem dann auch gleich zu Beginn von anderer Seite an: Alle Episoden der Staffel knacken die 1-Stunden-Marke und schon früh macht man dabei Nägel mit Köpfen. Schon in den ersten Folgen enden einige Handlungsstränge, die uns seit einiger Zeit verfolgen und über viele Szenen hinweg fühlt sich die gesamte Staffel tatsächlich wie ein richtiges Ende an.
Natürlich kriegen sie nicht alle Probleme gelöst, denn im Kern sind es nun mal noch immer zu viele Figuren, die allesamt zu ihrem Recht kommen wollen. Wo viele nun nur noch für Kurzauftritte herhalten, ziehen andere aber noch immer Geschichten mit sich, die zu einem Abschluss kommen müssen und dafür braucht man eben Zeit und auch Ausdauer. Da man diesen Weg gehen muss (den Machern bleibt eben keine andere Wahl sodenn man denn ein befriedigendes Ende abliefern möchte), ist auch der Mittelteil dieser letzten Staffel hin und wieder etwas schleppend geraten und auch das Fehlen eines allgemeinen roten Fadens, wie ihn die Show über fünf Staffeln hinweg hatte, fällt weiterhin auf. Wir haben hier keinen geradlinigen Plot mehr, sondern etliche einzelne Geschichten, die sich an einem Ort manchmal begegnen, ansonsten stehen viele Figuren und Gruppen aber nun mehr für sich allein, die Gruppendynamik der Anfangsstaffeln ist einem Einzelkampf gewichen. Das muss einem nicht gefallen, aber diese Pille muss man mittlerweile schlucken... und wenn man das tut, wird man überrascht sein, wie gekonnt die Macher das Schiff nun tatsächlich in den Hafen fahren und andocken.
Angesichts der vielen Figuren ist es erstaunlich, mit wie viel Herz und Köpfchen sie sich jedem einzelnen noch einmal widmen und jedem entweder ein passendes oder eben auch ein bittersüßes Ende geben. Nicht jeder bekommt sein Happy End und ganz zum Schluss, wenn die Reise nach weiteren vierzehn Stunden abgeschlossen ist, werden wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge entlassen. Als Zuschauer müssen wir dabei einige schwere Schicksalsschläge verdauen, bekommen aber auch wieder den üblichen, süffisanten Humor geboten, der die Serie einst auszeichnete. Wir bekommen enorme Kritik am Gesellschaftssystem geboten, die vielleicht noch nie so treffsicher inszeniert war wie hier: Nur in den seltensten Momenten wirkt der Drang nach Aktualität etwas bemüht, wenn zum Beispiel soziale Medien mit einbezogen werden. Ansonsten schaut man diesmal ganz genau auf die Flüchtlingspolitik, bezieht die MeToo-Debatte mit ein und das Leben als Entlassene nach einem Gefängnisaufenthalt. Die Serie verzichtet darauf, uns einen klaren Schuldigen zu nennen und unterteilt Menschen mit Fehlern und Schwächen nicht in Schwarz oder Weiß. Trotzdem äußern sie Kritik, teilen manchmal sogar richtig heftig aus und werden am Ende bei all den leisen und lauten Dramen wahrhaft realistisch.
Das mag manch einem sauer aufstoßen, da man die üblichen Dramaturgien einer fiktionalen Serie unterläuft, aber es passt auch zum Ton und wirkt schließlich, wenn sich die Darsteller während des Abspanns herzerweichend von ihren Zuschauern verabschieden, ungemein rund. Ganz ehrlich: Ich hatte nicht erwartet, dass ich am Ende so zufrieden aus dieser Serie hinausgehen würde. Natürlich funktioniert dabei nicht jeder Subplot, angesichts dieser ungemein herzlichen Mischung bin ich aber bereit, darüber hinwegzusehen und kann somit auch der gesamten Show auch wieder eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Dass eine Show nämlich ab der Hälfte arg strauchelt, aber pünktlich zum Finale wieder so gut es geht im Sattel sitzt, ist wirklich eine Seltenheit und sollte dementsprechend belohnt werden. Ich jedenfalls werde die verrückten Damen aus Litchfield vermissen - es war eine schöne Zeit.
Fazit: Obwohl das Figurenensemble noch immer (zu) groß ist, schaffen die Macher es, jedem ein passendes Ende mitzugeben - mal hochdramatisch, mal leise, mal ungemein herzerweichend. Es ist manchmal eine etwas langwierige Show, die jedoch mit ihrer Gesellschaftskritik ungemein klug und doppelbödig umgeht und nun auch mit ihren Charakteren zu jonglieren weiß, dabei sogar sehr mutig vorgeht. Daumen hoch für ein starkes Finale im weitesten Sinne!
Note: 2-
Allzu hoch waren die Erwartungen bei den meisten Fans nach den enttäuschenden Staffeln 5 und 6 wohl nicht mehr und auch ich war skeptisch aufgrund der schwierigen Ausgangslage: Die sechste Staffel war unter dem enormen Figurenpersonal zerfasert und auch zu Beginn der siebten und finalen Season ist dieses noch nicht kleiner geworden. Die Macher packen dieses Problem dann auch gleich zu Beginn von anderer Seite an: Alle Episoden der Staffel knacken die 1-Stunden-Marke und schon früh macht man dabei Nägel mit Köpfen. Schon in den ersten Folgen enden einige Handlungsstränge, die uns seit einiger Zeit verfolgen und über viele Szenen hinweg fühlt sich die gesamte Staffel tatsächlich wie ein richtiges Ende an.
Natürlich kriegen sie nicht alle Probleme gelöst, denn im Kern sind es nun mal noch immer zu viele Figuren, die allesamt zu ihrem Recht kommen wollen. Wo viele nun nur noch für Kurzauftritte herhalten, ziehen andere aber noch immer Geschichten mit sich, die zu einem Abschluss kommen müssen und dafür braucht man eben Zeit und auch Ausdauer. Da man diesen Weg gehen muss (den Machern bleibt eben keine andere Wahl sodenn man denn ein befriedigendes Ende abliefern möchte), ist auch der Mittelteil dieser letzten Staffel hin und wieder etwas schleppend geraten und auch das Fehlen eines allgemeinen roten Fadens, wie ihn die Show über fünf Staffeln hinweg hatte, fällt weiterhin auf. Wir haben hier keinen geradlinigen Plot mehr, sondern etliche einzelne Geschichten, die sich an einem Ort manchmal begegnen, ansonsten stehen viele Figuren und Gruppen aber nun mehr für sich allein, die Gruppendynamik der Anfangsstaffeln ist einem Einzelkampf gewichen. Das muss einem nicht gefallen, aber diese Pille muss man mittlerweile schlucken... und wenn man das tut, wird man überrascht sein, wie gekonnt die Macher das Schiff nun tatsächlich in den Hafen fahren und andocken.
Angesichts der vielen Figuren ist es erstaunlich, mit wie viel Herz und Köpfchen sie sich jedem einzelnen noch einmal widmen und jedem entweder ein passendes oder eben auch ein bittersüßes Ende geben. Nicht jeder bekommt sein Happy End und ganz zum Schluss, wenn die Reise nach weiteren vierzehn Stunden abgeschlossen ist, werden wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge entlassen. Als Zuschauer müssen wir dabei einige schwere Schicksalsschläge verdauen, bekommen aber auch wieder den üblichen, süffisanten Humor geboten, der die Serie einst auszeichnete. Wir bekommen enorme Kritik am Gesellschaftssystem geboten, die vielleicht noch nie so treffsicher inszeniert war wie hier: Nur in den seltensten Momenten wirkt der Drang nach Aktualität etwas bemüht, wenn zum Beispiel soziale Medien mit einbezogen werden. Ansonsten schaut man diesmal ganz genau auf die Flüchtlingspolitik, bezieht die MeToo-Debatte mit ein und das Leben als Entlassene nach einem Gefängnisaufenthalt. Die Serie verzichtet darauf, uns einen klaren Schuldigen zu nennen und unterteilt Menschen mit Fehlern und Schwächen nicht in Schwarz oder Weiß. Trotzdem äußern sie Kritik, teilen manchmal sogar richtig heftig aus und werden am Ende bei all den leisen und lauten Dramen wahrhaft realistisch.
Das mag manch einem sauer aufstoßen, da man die üblichen Dramaturgien einer fiktionalen Serie unterläuft, aber es passt auch zum Ton und wirkt schließlich, wenn sich die Darsteller während des Abspanns herzerweichend von ihren Zuschauern verabschieden, ungemein rund. Ganz ehrlich: Ich hatte nicht erwartet, dass ich am Ende so zufrieden aus dieser Serie hinausgehen würde. Natürlich funktioniert dabei nicht jeder Subplot, angesichts dieser ungemein herzlichen Mischung bin ich aber bereit, darüber hinwegzusehen und kann somit auch der gesamten Show auch wieder eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Dass eine Show nämlich ab der Hälfte arg strauchelt, aber pünktlich zum Finale wieder so gut es geht im Sattel sitzt, ist wirklich eine Seltenheit und sollte dementsprechend belohnt werden. Ich jedenfalls werde die verrückten Damen aus Litchfield vermissen - es war eine schöne Zeit.
Fazit: Obwohl das Figurenensemble noch immer (zu) groß ist, schaffen die Macher es, jedem ein passendes Ende mitzugeben - mal hochdramatisch, mal leise, mal ungemein herzerweichend. Es ist manchmal eine etwas langwierige Show, die jedoch mit ihrer Gesellschaftskritik ungemein klug und doppelbödig umgeht und nun auch mit ihren Charakteren zu jonglieren weiß, dabei sogar sehr mutig vorgeht. Daumen hoch für ein starkes Finale im weitesten Sinne!
Note: 2-
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