Sandler-Komödien sind so eine Sache: Entweder man hasst sie oder man goutiert sie sehr gerne. Auf Netflix stellte er kürzlich mit seinem extra auf dem Streaming-Dienst veröffentlichten "Murder Mystery" einen Zuschauerrekord auf und das obwohl der Film, den ich vor einigen Wochen auch auf meinem Blog besprochen habe, nun wirklich nur Durchschnitt war. Dass Sandler durchaus auch schon gute Filme gedreht hat, ist nicht von der Hand zu weisen, weswegen ich mir seine Sachen doch immer wieder mit ein wenig Hoffnung ansehe. So war es nun auch bei der Erstsichtung von "Meine erfundene Frau" der Fall... diesmal hat sich Sandler aber zum wiederholten Male verhoben und liefert eine anstrengende Komödie nach bekanntem Schema ab, die keinesfalls über teils sehr dröge zwei Stunden hält.
MEINE ERFUNDENE FRAU
Seit einigen Jahren benutzt Danny Maccabee (Adam Sandler) seinen alten Ehering, um in Bars Frauen aufzureißen, die ihn wegen seiner vermaledeiten Ehe bemitleiden. Problematisch wird die Taktik erst, als er die junge Lehrerin Palmer Dodge (Brooklyn Decker) kennenlernt... als sie seinen Ehering findet, verstrickt sich Danny rasch in Lügen: Er sei bereits in einer Scheidung mit dieser gewissen Frau. Palmer verlangt Beweise und ein Treffen mit der Dame, weswegen Danny verzweifelt seine Kollegin Katherine Murphy (Jennifer Aniston) anheuert, ihm auszuhelfen und seine Frau zu spielen. Diese lässt sich zwar nur ungern in das Lügenkonstrukt verwickeln, will jedoch auch noch ihren eigenen Vorteil daraus schlagen. Diese Lügen sind jedoch erst der Beginn einer vollkommen verrückten Schauspielerei, bei welcher plötzlich jeder noch einmal andere Wahrheiten ans Licht bringen muss...
Die Ausgangssituation ist für solch eine geradlinige und vorhersehbare Komödie eigentlich schon viel zu kompliziert und so muss sich der Film in seinem ersten Drittel unglaublich anstrengen und beeilen, diese Aufmachung der Ereignisse in einer knappen halben Stunde unterzubringen. Mit einem schier wahnwitzigen Tempo schießt "Meine erfundene Frau" über die Etablierung mehrere Charaktere, Dilemma und Lügengeschichten hinweg und verstrickt sich in seinen Lug-und-Trug-Spielchen schon sehr schnell. Damit der geneigte Zuschauer darüber nicht zu viel nachdenkt und auch nicht auf den Gedanken kommt, dass schon sehr früh sehr klar ist, wohin der ganze Weg denn nun verlaufen wird, wird wie gehabt viel gealbert.
"Kindsköpfe"-Star Adam Sandler quatscht sich wie gehabt durch seine eigene Produktion, haut hier ein paar schmerzhafte Genital-Slapstick-Momente ein und liefert sich dort wieder ein minutenlanges Wortgefecht mit einem Nebendarsteller, welches sich stets wahnwitzig um sich selber dreht. Die Gagqualität ist in dieser Form erstaunlich schwach geraten: Es finden sich ein paar Lacher und während einer herrlichen Namensverwechslung in einem Kinderspielparadies auch ein richtig, richtig lauter, aber auf zwei Stunden verteilt wirken diese teils hyperventilierenden und sich oft wiederholenden Witzchen nur noch müde. Über den Plot selbst, der diese Aneinanderreihung von Gags (wobei sie im direkten Vergleich mit anderen Sandler-Filmen deutlich braver, aber auch banaler wirken) zusammenhält, muss man eigentlich auch keine großen Worte verlieren. In vorhersehbaren Bahnen läuft das Ganze, verirrt sich gegen Ende auch im gewohnten Überkitsch und lässt auch bezüglich dummdreisten Komödienklischees, einer vollkommen unglaubwürdigen Liebesgeschichte und zwei schrecklich nerviger Kinder keinerlei Fettnäpfchen aus.
Man muss sich dabei fragen, was genau das Zielpublikum des Films war, ist er doch für eine Komödie nicht lustig genug und für eine Liebesgeschichte fehlt einfach das Herz, die zündende Romantik. Adam Sandler agiert darin mittlerweile ein wenig wie auf Autopilot, neben ihm ist es schließlich Jennifer Aniston, die aufblüht. "Meine erfundene Frau" markierte die erste Filmzusammenarbeit der beiden, die schon lange vor diesem gemeinsamen Auftritt Freunde waren und Aniston beweist hier doch deutlich mehr komödiantisches Talent als Sandler selbst. Auch eine positive Überraschung stellt Brooklyn Decker in ihrer ersten Filmrolle dar, die sogleich erstaunlich tragend ausfällt: Sie wirkt charmant, auch wenn das marode Drehbuch ihr immer wieder einige recht nervige Wendungen auf den Leib schreibt.
Davor bleiben dann zwar auch die anderen Schauspieler nicht verschont, gerade Sandler und Aniston sind dies mit ihrer teils etwas zwiespältigen Filmauswahl aber ja bereits gewohnt. Was am Ende bleibt sind einige sehr schöne Bilder der Drehorte Hawaii und Los Angeles, ein angenehmer Soundtrack und eine Handvoll netter Einzelszenen. Als ganzer Film ist "Meine erfundene Frau" aufgrund seiner überbordenden Länge, seines wirren Plots und seiner unscharf gezeichneten Figuren, von der Gag-Qualität ganz zu schweigen, aber nur schwer zu goutieren.
Fazit: Eine der schlechteren Sandler-Komödien, die schwache und banale Gags, eine wirre und überlange Geschichte sowie teilweise gelangweilte Darsteller bietet. Es sind diesmal tatsächlich die Damen Aniston und Decker, die einige Szenen retten, ansonsten ist diese unglaubwürdige und alberne RomCom aber besser zu ignorieren.
Note: 4
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