Heutzutage ist es auch in Deutschland eher kritisch, in direkte Konkurrenz mit dem neuesten Blockbuster des Marvel Cinematic Universe zu treten. Zwar ist nicht zu erwarten, dass der am vergangenen Donnerstag angelaufene "Spider-Man: Far From Home" (den ich erst Sonntagabend sehen werde, die Kritik folgt also am Montag) auch nur ansatzweise einen solchen Siegeszug vollführen wird wie zuletzt der meisterhafte "Avengers: Endgame", dennoch sind auch wir Deutschen mittlerweile endlich im Marvel-Fieber und Tom Holland dürfte als Superheld hierzulande die Kinokassen beherrschen. In direkte Konkurrenz treten hingegen der Horrorschocker "Annabelle 3" und mit "Traumfabrik" auch eine hochkarätig besetzte, deutsche Produktion. Der Trailer sah nicht so übel aus, auch die Prämisse gefiel mir, weswegen ich den Film gleich am Starttag sah...
TRAUMFABRIK
Im Jahr 1961 ist der junge Emil (Dennis Mojen) auf der Suche nach einem Job und klopft deswegen bei seinem Bruder Alex (Ken Duken) an, der in den DEFA-Studios als Kulissenbauer arbeitet. Emil hat Glück und wird als Komparse für einen Film angeheuert, wobei er sich kurz darauf in das darin mitspielende Tanzdouble Milou (Emilia Schüle) verguckt. Allerdings werden die beiden durch eine Schließung der Sektorenübergänge recht bald getrennt und Emil heckt, die rosarote Brille der unsterblichen Liebe tragend, einen verrückten Plan aus, um sie wiederzusehen. Obwohl im Filmgeschäft völlig unerfahren entschließt er sich, einen eigenen Film zu drehen. Für diesen will er Milou innerhalb einer opulenten Tanzszene anheuern... dass dabei einiges schief geht und Emil noch richtige Probleme bekommt, hat er so jedoch nicht vorhergesehen.
Für den deutschen Film sieht es dieses Jahr nicht sonderlich gut aus. Während "Avengers: Endgame" das erste Halbjahr 2019 regelrecht beherrscht hat, blieben nationale Filme irgendwie zurück. Mit "Ostwind: Aris Ankunft" und "Der Fall Collini" erreichten die beiden erfolgreichsten deutschen Filme nicht einmal die Millionen Zuschauer - trotz der Power eines Superstars wie Elyas M'Barek oder dem Ruf einer beliebten Kinderreihe im Rücken. An den enttäuschenden Zahlen wird auch "Traumfabrik" nichts ändern, fehlt es diesem aus rein lukrativer Hinsicht doch an beidem: Kein Megastar in der Hauptrolle und kein erfolgreiches Franchise. Einfach ein Einzelbeitrag unter vielen, könnte man meinen... und genau dieser ist dann bislang auch der beste deutsche Film, den ich in diesem Jahr gesehen habe, was so auch nicht unbedingt zu erwarten war.
Der Film hat nämlich so einige, grundlegende Schwächen, wegen derer ich ihn eigentlich schlechter hatte bewerten wollen. Da ist zum einen die Rahmenhandlung an sich, die jeglicher Logik entbehrt und mit der Realität so wirklich nichts zu tun hat. Wie sich Hauptfigur Emil durch das DEFA-Filmstudio schleicht und dank unglaublichen Zufällen und unmöglichen Begünstigungen sogar zu einer lukrativen Position aufsteigt, ist zumindest innerhalb dieses Drehbuch-Gekritzels nicht nur unoriginell und dämlich, sondern schlichtweg albern. Auch hätte sämtlichen Charakteren noch ein wenig Feinschliff gut getan - es mangelt ihnen an Ecken und Kanten. Und dann kann man auch anfügen, dass 128 Minuten doch etwas lang geraten, wenn man sich besonders gegen Ende in zwar rührenden, aber doch etwas umfassenden und gedehnten Kitsch badet.
All das zusammengenommen hätte eigentlich störend genug wirken müssen, um aus "Traumfabrik" im Kern nur ein Durchschnittsprodukt zu machen - es verwunderte und erstaunte mich gleichermaßen, dass es so nicht gekommen ist, sondern mir der Film ungemein gut gefallen hat. Ich wollte den Kopf schütteln angesichts von manch einer hirnrissiger Wendung, aber dennoch war die gesamte Inszenierung viel zu charmant, der emotionale Plot an sich viel zu herzlich und die gestandene Besetzung viel zu gut aufgelegt als dass ich mich den Gefühlen und des Humors, den das Werk durchgehend ausstrahlt, lange erwehren konnte.
Es scheint, als hätte Regisseur Martin Schreier durchaus gewusst, dass er hier nicht das intelligenteste Drehbuch aller Zeiten vor der Nase gehabt hat und hat deswegen alles daran gesetzt, um echtes Herz aus jeder Pore strahlen zu lassen: "Traumfabrik" ist daher in seinen besten Momenten ungemein witzig, dabei aber nie zu veralbert; grandios romantisch und dabei auch mal enorm kitschig, trifft dabei aber eben auch genau das, was die Hauptfiguren suchen und ausstrahlen; hervorragend inszeniert, mit Hang zum Klischee und zur Überzeichnung, aber dabei auch zeitlos und schlichtweg raffiniert.
Im Kern ist es also eine Liebesgeschichte, die dem Film seine Seele gibt und die hier dank der hervorragend miteinander harmonierenden Dennis Mojen und Emilia Schüle sehr gut funktioniert - besonders Schüle ist zum wiederholten Male mit einer solch leichtfüßigen und dennoch kraftvollen Performance auf der Leinwand zu sehen, dass man sie mit diversen Preisen ausstatten möchte. Ebenfalls grandios ist Ken Duken als Mojens Filmbruder, der mit kleinen Gesten und warmen Worten ein echter Scene Stealer ist. Er führt eine Riege aus sympathischen Nebenfiguren an, die nicht alle ausreichend zu Wort kommen, in ihren Manirismen und Eigenarten aber herausstechen und das Herz des Zuschauers im Sturm erobern.
Fazit: Trotz einer Handlung, die oftmals gar hirnrissig und vollkommen naiv erscheint, ist "Traumfabrik" dank seiner entwaffnend romantischen Liebesgeschichte, den ungemein charmanten Schauspielern, viel Humor und einer sicheren Inszenierung ein wahrhaft schöner und lehrreicher Ausflug in die Welt der Liebe.
Note: 2-
Für den deutschen Film sieht es dieses Jahr nicht sonderlich gut aus. Während "Avengers: Endgame" das erste Halbjahr 2019 regelrecht beherrscht hat, blieben nationale Filme irgendwie zurück. Mit "Ostwind: Aris Ankunft" und "Der Fall Collini" erreichten die beiden erfolgreichsten deutschen Filme nicht einmal die Millionen Zuschauer - trotz der Power eines Superstars wie Elyas M'Barek oder dem Ruf einer beliebten Kinderreihe im Rücken. An den enttäuschenden Zahlen wird auch "Traumfabrik" nichts ändern, fehlt es diesem aus rein lukrativer Hinsicht doch an beidem: Kein Megastar in der Hauptrolle und kein erfolgreiches Franchise. Einfach ein Einzelbeitrag unter vielen, könnte man meinen... und genau dieser ist dann bislang auch der beste deutsche Film, den ich in diesem Jahr gesehen habe, was so auch nicht unbedingt zu erwarten war.
Der Film hat nämlich so einige, grundlegende Schwächen, wegen derer ich ihn eigentlich schlechter hatte bewerten wollen. Da ist zum einen die Rahmenhandlung an sich, die jeglicher Logik entbehrt und mit der Realität so wirklich nichts zu tun hat. Wie sich Hauptfigur Emil durch das DEFA-Filmstudio schleicht und dank unglaublichen Zufällen und unmöglichen Begünstigungen sogar zu einer lukrativen Position aufsteigt, ist zumindest innerhalb dieses Drehbuch-Gekritzels nicht nur unoriginell und dämlich, sondern schlichtweg albern. Auch hätte sämtlichen Charakteren noch ein wenig Feinschliff gut getan - es mangelt ihnen an Ecken und Kanten. Und dann kann man auch anfügen, dass 128 Minuten doch etwas lang geraten, wenn man sich besonders gegen Ende in zwar rührenden, aber doch etwas umfassenden und gedehnten Kitsch badet.
All das zusammengenommen hätte eigentlich störend genug wirken müssen, um aus "Traumfabrik" im Kern nur ein Durchschnittsprodukt zu machen - es verwunderte und erstaunte mich gleichermaßen, dass es so nicht gekommen ist, sondern mir der Film ungemein gut gefallen hat. Ich wollte den Kopf schütteln angesichts von manch einer hirnrissiger Wendung, aber dennoch war die gesamte Inszenierung viel zu charmant, der emotionale Plot an sich viel zu herzlich und die gestandene Besetzung viel zu gut aufgelegt als dass ich mich den Gefühlen und des Humors, den das Werk durchgehend ausstrahlt, lange erwehren konnte.
Es scheint, als hätte Regisseur Martin Schreier durchaus gewusst, dass er hier nicht das intelligenteste Drehbuch aller Zeiten vor der Nase gehabt hat und hat deswegen alles daran gesetzt, um echtes Herz aus jeder Pore strahlen zu lassen: "Traumfabrik" ist daher in seinen besten Momenten ungemein witzig, dabei aber nie zu veralbert; grandios romantisch und dabei auch mal enorm kitschig, trifft dabei aber eben auch genau das, was die Hauptfiguren suchen und ausstrahlen; hervorragend inszeniert, mit Hang zum Klischee und zur Überzeichnung, aber dabei auch zeitlos und schlichtweg raffiniert.
Im Kern ist es also eine Liebesgeschichte, die dem Film seine Seele gibt und die hier dank der hervorragend miteinander harmonierenden Dennis Mojen und Emilia Schüle sehr gut funktioniert - besonders Schüle ist zum wiederholten Male mit einer solch leichtfüßigen und dennoch kraftvollen Performance auf der Leinwand zu sehen, dass man sie mit diversen Preisen ausstatten möchte. Ebenfalls grandios ist Ken Duken als Mojens Filmbruder, der mit kleinen Gesten und warmen Worten ein echter Scene Stealer ist. Er führt eine Riege aus sympathischen Nebenfiguren an, die nicht alle ausreichend zu Wort kommen, in ihren Manirismen und Eigenarten aber herausstechen und das Herz des Zuschauers im Sturm erobern.
Fazit: Trotz einer Handlung, die oftmals gar hirnrissig und vollkommen naiv erscheint, ist "Traumfabrik" dank seiner entwaffnend romantischen Liebesgeschichte, den ungemein charmanten Schauspielern, viel Humor und einer sicheren Inszenierung ein wahrhaft schöner und lehrreicher Ausflug in die Welt der Liebe.
Note: 2-
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