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Book Club - Das Beste kommt noch

Ich habe schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt, mal einem privaten Buchclub beizutreten oder mit engen Freunden einen zu gründen. Der Grund: Ich wünschte mir, ich würde wieder mehr lesen. Als Kind und Jugendlicher war ich eine richtige Leseratte, heute fällt es mir schwerer, in Büchern zu versinken. Die Idee, einem solchen Club, der meine Lesezeit wohl wieder befeuern könnte, habe ich immer wieder verworfen - auch weil ich bezüglich Bücher, die ich lese, wesentlich wählerischer bin als es zum Beispiel beim Schauen von Serien und Filmen der Fall ist, wo ich beinahe alles sichte. Während der Sichtung von "Book Club", den ich letztes Jahr im Kino verpasst habe, dachte ich aber, dass es nun an der Zeit ist, wieder mehr zu lesen, denn obwohl mir der Film wenig Freude gemacht hat, hat die ansteckende Wirkung des gemeinsamen Lesens doch ihre Wirkung auf mich gehabt.

BOOK CLUB


Seit vierzig Jahren treffen sich die vier Freundinnen Diane (Diane Keaton), Vivian (Jane Fonda), Sharon (Candice Bergen) und Carol (Mary Steenburgen) einmal im Monat für ihren privaten Buchclub - jeden Monat wird ein anderes Buch ausgewählt und besprochen. Darüber hinaus haben sie alle zwei weitere Gemeinsamkeiten: Sie alle sind beruflich erfolgreich und haben Probleme mit der Ehe oder dem Liebesleben. Diane trauert noch immer um ihren verstorbenen Gatten, Vivian ist gefühlskalt, Sharon ein trauriger Single und Carol schafft es nicht mehr, zu ihrem Mann Bruce (Craig T. Nelson) durchzudringen. Als Vivian eines Tages den Sadomaso-Klassiker "Fifty Shades of Grey" als neue Lektüre auswählt, nimmt die Geschichte alle vier Frauen in Gefangenschaft... und sie beschließen nun, endlich etwas gegen die Tristesse in ihrem Liebesleben zu unternehmen und etwas zu wagen.

"Book Club" hatte ich letztes Jahr ebenfalls im Kino sehen wollen, verpasste ihn aber aus terminlichen Gründen. Nun habe ich den Film über Amazon Prime nachgeholt und festgestellt, dass ich gar nicht so viel verpasst habe, obwohl mich die Besetzung und der amüsante Aufhänger schon vorab neugierig machte. So richtig frech wird man hier, obwohl man sich mit "Fifty Shades of Grey" zumindest teilweise einen Handlungsaspekt rauspickt, der quasi eine Steilvorlage für amüsante Peinlichkeiten und Schlüpfrigkeiten geboten hätte, aber nie und kümmert sich lieber um harmlosen, kleinen Humor und kleine und große Alltagsprobleme. 
Oftmals hat man hier das Gefühl, dass die vier betagteren Damen ein riesengroßes Drama um ihre Gefühlswelt machen - die Probleme, mit denen sie dann schließlich kämpfen müssen, sind innerhalb des Genres nicht nur altbekannt und mittlerweile etwas langweilig, sondern eben auch viel kleiner als sie hier gemacht werden. Da schwadroniert eine herrlich aufgelegte Jane Fonda ständig darüber, dass sie keine Gefühle für irgendeinen Mann aufbringen kann. Da sagt Diane Keaton immer wieder, dass sie ihr Leben nur noch für andere, besonders für ihre Töchter, lebt. Und Mary Steenburgens Carol jammert, dass es in ihrer Ehe nicht mehr läuft und gibt die Schuld ihrem in sich zurückgezogenen Mann. 
Nun ja... jeder halbwegs clevere Filmkenner kann sich ausmalen, wie diese Plots pünktlich zum zuckrigen Happy End, wo dann bitte jeder seine Lektion lernen als auch glücklich lächeln soll, weil alles endlich gut gegangen ist, ausgehen. Der Weg dahin ist, da uns das Ende schon nach kurzer Zeit klar ist, ein ziemlich langwieriger - er ist nur selten mit guten Gags gepflastert, die Konflikte haben wenig Dampf und generell passiert auch ziemlich wenig. Die Ausnahme stellt der Plot rund um Candice Bergens Sharon dar, der zwar angesichts der ausgelutschten Dating-App-Thematik, in welcher diese sich wiederfinden muss, auch einige schwache Klischees bietet, dafür aber emotional in eine wahrhaftigere, glaubwürdigere Richtung spielt, die mir besser gefiel. 
Darüber hinaus scheint "Book Club" sich aber vor allem auf zwei Faktoren zu verlassen: Zum einen auf die illustre Riege aus Altstars, die hier tatsächlich mit viel Spielfreude agieren (Highlight ist jedoch ganz klar der unwiderstehlich charmante Andy Garcia in einer Paraderolle), zum anderen auf der einen Idee, vier ältere Damen mit dem Sadomaso-Büchlein zu konfrontieren. Dass das allein aber eben nicht genug ist, um 100 Minuten zu füllen, wobei man sich hier eben auch viel zu selten mal traut, ein Schrittchen weiterzugehen, wird schnell klar. Die Konflikte und Beziehungsstreitigkeiten, die daraus resultieren und lang und breit und zumeist mit einem Glas Wein in der Hand diskutiert werden müssen, machen aber eben weniger Spaß und sorgen, auch angesichts der Vorhersehbarkeit des Plots, für einige Längen. Insgesamt also kein ganz großer Wurf, eher ein Film, bei dem mit mehr Mut und originelleren Plots wesentlich mehr möglich gewesen wäre. 

Fazit: Höchstens wegen der spielfreudigen Starbesetzung kann man mal einen Blick riskieren oder sich stattdessen einen anderen Film mit Diane Keaton und Jane Fonda ansehen. Die Gags wirken müde, der Aufhänger trägt nicht lang und gerade die emotional angefeuerten Konflikte haben wenig Brisanz und schleppen sich zeitweise merklich.

Note: 4+




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