Momentan hat der Sommer Deutschland mit voller Wucht im Griff. Die 30-Grad-Marke wurde bereits mehrfach überschritten, alle paar Tage knallt ein neues Gewitter und ich schwitze im zweiten Stock böse vor mich hin. Da hat man dann hin und wieder ein schlechtes Gewissen, wenn man nicht jeden Tag vor die Tür geht, um dieses traumhafte Wetter zu genießen, aber wie ihr alle wisst, kann ich nicht anders. Bei diesen sommerlichen Temperaturen schaue ich weniger Filme als zu anderen Jahreszeiten, aber ruhen tut mein liebstes Hobby natürlich nie und es braucht immer wieder Zeit, aus der Realität zu flüchten und sich etwas anzusehen. "Umständlich verliebt" sah ich an einem dieser Sommertage, schwitzend und Eis essend und wurde erwartungsgemäß solide unterhalten, ohne dass das Genre dabei neu erfunden wurde...
UMSTÄNDLICH VERLIEBT
Wally Mars (Jason Bateman) und Kassie Larson (Jennifer Aniston) sind seit Jahren beste Freunde, obwohl Wally seitdem insgeheim auf Kassie abfährt. Als Kassie eines Tages mit einem Kinderwunsch um die Ecke kommt und den Plan in Angriff nimmt, einen Samenspender zu engagieren, hält Wally sie für verrückt. Doch Kassie lässt sich von ihrer Idee nicht abbringen und scheint mit dem verheirateten und enorm charmanten Roland (Patrick Wilson) auch den passenden Kandidaten gefunden zu haben. Letztendlich ist es jedoch Wally, der die ganze Chose fürchterlich durcheinander bringt und damit droht, sowohl Kassie zu verlieren als auch die Kontrolle über sein arg durchgeplantes Leben einzubüßen...
Wohin der Weg dieses Plots führen wird, das man kann sich schon früh denken, dementsprechend hält "Umständlich verliebt" auf reiner Handlungsebene auch keine Überraschungen bereit. Es gibt skurille Komplikationen, Liebesgeständnisse, Herzschmerz, peinliche Begegnungen und natürlich auch einen großen Showdown, der all diese Probleme laut ausspricht - das sind Klischees, die das Genre seit Jahren begleiten und da auch irgendwie reingehören. Da kann man den Regisseuren Josh Gordon und Will Speck eigentlich keinen Vorwurf machen, denn sie halten sich an die ungeschriebenen Regeln des Genres, brechen sie nicht, finden aber auch genug nette Ideen, um diese altbekannte Chose unterhaltsam zu machen.
Natürlich endet ein Film wie dieser dann doch etwas zu schmalzig und löst einige der Konflikte, von denen manche ziemlich Dampf gehabt hätten, viel zu rasch auf - mit dem realen Leben hat das in diesem Moment wahrlich wenig zu tun. Auch all die Lebensweisheiten, die alle Charaktere hier lernen müssen, hätte man durchaus nicht so arg mit dem Holzhammer präsentieren müssen, während der austauschbare Soundtrack vor sich hindudelt, denn hier gibt sich "Umständlich verliebt" wesentlich geradliniger und einfacher, als er es eigentlich hätte sein müssen. Es ist also nichts aufregend oder ärgerlich an dieser doch recht simpel gestrickten RomCom, die letztendlich wirklich genauso verläuft, wie man sich das vorher ausgemalt hat.
Am Ende steht da aber tatsächlich die herrliche Besetzung, die etliche Momente, die man ansonsten so eher halbgar abgenickt hätte, noch einmal retten. Es ist tatsächlich erstaunlich, wie der großartige Jason Bateman seit Jahren fast immer den selben Rollentypus gibt und diesen nur sehr, sehr marginal variiert, damit aber schlichtweg jedes Mal durchkommt. Dieser lethargische Blick, wenn er eine für ihn unangenehme Situation schweigend verfolgt, dürfte jedem Zuschauer ein Grinsen ins Gesicht locken - Bateman ist auch hier weiterhin ein komödiantisches Schwergewicht, der ein hervorragendes Comedy-Timing beweist und seine zielgerichteten Gags zumeist leise und somit wesentlich gekonnter als viele seiner Kollegen einspielt.
Neben ihm hält sich dann auch "Wir sind die Millers"-Star Jennifer Aniston beachtlich zurück und agiert wesentlich charmanter und auch witziger als gewohnt. Den Vogel abschießen, und das im positiven Sinne, tut aber erwartungsgemäß noch einmal Jeff Goldblum als Wally's herrlich charmanter Chef und bester Freund. Seine Szenen sind leider sehr rar gesät, dafür sind sie aber alle durchweg ganz Große: Wie es Goldblum gelingt, selbst in den einfachsten Dialogpassagen noch eine solch entwaffnende Ambivalenz durchscheinen zu lassen, mühelos mit den Worten und Sätzen umgeht und so hervorragend auf seine Spielpartner agiert, dass soll ihm erst mal einer nachmachen. Solche Darstellungen findet man in diesem Genre eher selten, weswegen man sie hier kaum genug loben kann. Gerne würde ich den "Morning Glory"-Star noch sehr viel öfter in solch kleinen, aber feinen Parts sehen.
Fazit: Romantische Komödie nach dem Reißbrett, die genauso verläuft, wie man es sich zuvor ausgemalt hat und dementsprechend keine Überraschungen bietet. Die schlichtweg großartig aufgelegte Besetzung, allen voran Bateman und Goldblum, retten dabei aber mit hervorragendem Comedy-Timing auch manch einen schmalzigen Moment.
Note: 3
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