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Manta Manta

Uns allen ist doch aus unserer Vergangenheit etwas peinlich. Etwas, was wir damals, auch dem Zeitgeist entsprechend, richtig cool und hip fanden, was uns Jahre später aber wirklich unangenehm ist. Das kann eine damalige Frisur sein (so ist es bei mir zum Beispiel und näher will ich da auch gar nicht drauf eingehen), der Klamottenstil (trifft auch auf mich zu), Interessen, Einrichtungen... oder Filme, die den damaligen Zeitgeist ebenfalls wiederspiegeln. Diese sind dann aber zeitgleich überholt, wenn sich dieser Geist verändert und bleiben allenfalls aus nostalgischen Gründen in Erinnerung, man fragt sich aber auch, wie man sowas damals wirklich cool finden konnte. Einen solchen Gedanken müsste eigentlich jeder haben, der sich heute noch einmal "Manta Manta" ansieht, denn der erinnert uns an viele Dinge, die zu Beginn der 90er cool sein sollten, es aber eigentlich auch schon damals definitiv nicht waren.

MANTA MANTA


Bertie (Til Schweiger) hat eine klare Hierarchie: Erst kommt sein geliebter Manta, dann seine Freundin Uschi (Tina Ruland) und dann im Grunde alles andere. Uschi findet das gar nicht so witzig, was schon früh in der Beziehung zum ersten großen Krach führt. Bertie, davon aufgeregt, lässt sich auf ein Autorennen mit dem selbstsicheren Axel (Martin Armknecht) ein, der sich über Berties Karre lustigmacht. Währenddessen haben auch Berties Freunde so ihre Probleme und alle müssen sich zu Beginn der 90er durch eine Zeit schlagen, in der das Abitur doch eigentlich scheißegal war, solange man genügend PS unter der Haube, eine scharfe Frisur und viele freie Abende zum Partymachen hatte...

"Manta Manta" gilt heute als einer von zwei deutschen Komödien-Klassikern, welche die Karriere des heute auch international erfolgreichen Til Schweigers befeuerten. Zu Zeiten dieses Films im Jahr 1991 war Schweiger sogar noch in der "Lindenstraße" aktiv und feierte drei Jahre später mit "Der bewegte Mann" seinen endgültigen Durchbruch. Letzterer ist dabei im direkten Vergleich aber auch der durchaus bessere Film, den man auch heute noch, trotz offensichtlicher Plotschwächen und einiger arg alberner Gags, gut goutieren kann. Was man aber mit "Manta Manta" machen soll, das bleibt irgendwie verwirrend, selbst wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass Regisseur Wolfgang Büld das von Anfang an als nicht ernstzunehmende Parodie auf die damalige, ach so wilde Jugend ausgelegt hat. 
Das Problem mit solchen Filmen und einem so dermaßen überzeichneten und nichtigen Plot ist aber natürlich immer, dass eine Dramaturgie oder irgendeine Form der Spannung dabei nicht aufkommen kann und es wahrscheinlich auch nicht soll. Ein Michael Bully Herbig wich diesen Gefahren zehn Jahre später in seinen unfassbar erfolgreichen Kino-Parodien "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise" gekonnt aus, indem er das Publikum mit einer schlichten Wagenladung an Gags vollballerte und wenn da mal einer nicht funktionierte, machte der nächste es eben schon wieder besser. "Manta Manta" ist im direkten Vergleich aber nicht ansatzweise so witzig und erst recht nicht so anarchistisch, wie er es gerne seine würde. Er nimmt seine Figuren nicht zu ernst, hat aber auch nicht den Mut, ihnen gerade deswegen mal ein paar speziellere Wendungen auf die Schultern zu legen. Er lässt seine Charaktere peinliche Sprüche klopfen und unangenehme Situationen erleben, die jedoch keinen Mehrwert haben. 
Das fühlt sich in den schlimmsten Momenten an wie eine seltsame Sketch-Comedy, die aber einfach nicht witzig ist und mit halbgaren, pubertären Witzen auf einzelne Lacher abzielt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das damals im Kino aussah, war ich 1991 doch noch nicht einmal geboren und habe diesen Zeitgeist daher nicht mitbekommen. Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass sich damals ganze Kinosäle angesichts solch einer unkreativen und prolligen Aneinanderreihung von Holzhammer-Witzchen kugelten. Sicher, hin und wieder gibt es definitiv einige Treffer - so ist das Ende eines miesen Manta-Flirts mit einer Reporterin auf einem Abschleppwagen durchaus drollig und irgendwie spaßig. 
Auf 87 Minuten ausgewalzt gibt es angesichts der schwach gezeichneten Figuren und der wie nach Textbuch agierenden Darsteller aber viel zu wenige von diesen Momenten, die einem immerhin ein Grinsen entlocken können. Und deswegen passt es auch irgendwie zu meinem Eröffnungstext: Damals konnten sich Zuschauer, die vielleicht einen ähnlichen Lebensstil an den Tag legten, mit den überzeichneten Figuren identifizieren oder zumindest über sie lachen. Heute wirkt das aber eher peinlich, überholt und schlichtweg nicht mehr witzig. Man muss eben nicht alles, was damals umjubelt wurde, heute immer noch gut finden. Manchmal muss auch den Mut haben und sagen, dass früher nicht alles besser war... manches war rückblickend auch ziemlicher Schrott.

Fazit: Til Schweigers Kinokarriere begann mit diesem Film, der erschreckend schlecht gealtert ist und nur wenige zielsichere Gags bietet. Aus heutiger Sicht ist diese Prollo-Komödie nämlich eher peinlich, schwach geschrieben und in seinen eigenen, schwachen Ideen wirr und ziellos.

Note: 5+




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