Wenn Luc Besson einen neuen Film macht, stehen die Fans zumeist Schlange. Sicher, der Ruf des exzellenten Filmemachers hat in den letzten Jahren ein wenig gelitten, schließlich kam Besson qualitativ nicht mehr an die Meisterwerke seiner Filmografie wie "Nikita" oder "Leon - Der Profi" heran. 2017 musste er mit dem überzeichneten Fantasy-Spektakel "Valerian" sogar einen waschechten Flop verbuchen. Vielleicht kehrt er deswegen nun in das Genre zurück, was ihn einst großmachte: Mit "Anna" stellt er erneut eine toughe Agentin in den Fokus und entspinnt um sie ein temporeiches Actionfeuerwerk aus Lug, Betrug und knallenden Waffen. So zumindest in der Theorie - ob Bessons neuer Thriller tatsächlich so gut ist, wollte ich nun selbst herausfinden.
ANNA
Anna (Sasha Luss) lebt in Moskau und wird auf offener Straße von einem Modelagenten angesprochen, der in ihr die Perfektion zu sehen scheint. Anna, obwohl erst skeptisch, lässt sich auf das Angebot ein, mit ihm nach Paris zu fliegen, um dort Karriere zu machen. Und dies scheint durchaus zu gelingen: Obwohl sie keinerlei Erfahrung vor der Kamera besitzt, steigt sie innerhalb von wenigen Monaten zum Topmodel auf, hat etliche Shootings und verdient sich einiges dazu. Dabei lernt sie auch das französische Model Maud (Lera Abova) kennen und beginnt eine Beziehung mit ihr. Schon bald soll Anna jedoch vor den Trümmern ihres Lebens stehen, denn in Wahrheit ist sie nicht einmal ansatzweise die, die zu sein vorgibt...
Hä? Dieses schnöde Wort dürfte manch einem Leser durch den Kopf gehen, der sich gerade diese Inhaltsangabe zu Gemüte geführt, zuvor aber bereits den Trailer gesehen hat und weiß, dass es sich bei Luc Bessons neuestem Film doch um einen Action-Thriller handelt. Tatsächlich beginnt "Anna" aber eben ganz anders, als man sich das vorab vorstellt und wirft den Zuschauer im weiteren Verlauf der flotten zwei Stunden mehrfach um. Besson macht sich nämlich das altbekannte, hier aber erstaunlich frisch rüberkommende Mittel der Zeitsprünge zu Nutze, um das Publikum immer wieder mit überraschenden Wendungen hinter dem Ofen hervorzuholen. Als würde er selbst wissen, dass seine Handlung im Kern nun wirklich nicht der Oberbringer ist und in seiner Form schon stark an den enttäuschenden "Red Sparrow" aus dem Vorjahr erinnert, baut er eben so viele Wendungen und Überraschungen wie möglich ein... und damit diese aus dem Nichts kommen, springt er eben oftmals in der Zeit vor und zurück.
Dabei gelingt es Besson immer wieder aufs Neue, den Zuschauer clever zu täuschen und die "Aha"-Momente, die entstehen, wenn der Regisseur bereits gezeigten Momenten etwas Neues hinzufügt und neue Blickwinkel aufdeckt, sind tatsächlich sehr gelungen. Bis zum Ende wissen wir also nicht, wer da wirklich was für ein Spiel treibt und das hohe Tempo lässt uns über etwaige Plotholes nicht zu lange nachdenken. Erst gegen Ende übertreibt es Besson mit seinem Bäumchen-wechsel-dich-Spiel einmal zu oft, was den Showdown der Showdowns doch eher zu einer bemühten und nicht unbedingt spektakulären Angelegenheit werden lässt.
Spektakuläres haben wir aber zuvor schon gesehen, denn die hier so wendungsreich choreographierten Actionszenen haben es tatsächlich in sich. Es ist nichts so Beeindruckendes wie Charlize Therons Treppenhaus-Kampf ohne Schnitt in "Atomic Blonde" dabei, aber es beweist, dass Besson immer noch ein Händchen für realistische, harte und clevere Shootouts hat, die in ihrer Länge und in ihrem cleveren Cutting durchaus zu gefallen wissen. Und wen das dann immer noch nicht packen will, der darf sich einfach an einer schlichtweg faszinierenden Performance von Hauptdarstellerin Sasha Luss erfreuen.
Der gesamte Film ist zwar hervorragend besetzt und vor allem Helen Mirren und "Dunkirk"-Star Cillian Murphy spielen ihren jeweiligen Szenenpartnern hier herrlich trocken die Bälle zu, aber Luss selbst sticht noch einmal hervor. Die russische Schauspielerin, die bereits mit Besson an "Valerian" arbeitete, ist bislang noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt, was sich mit ihrer Titelrolle in "Anna" nun aber ändern dürfte, sofern der Film den Erfolg bekommt, den er verdient. Sie sieht atemberaubend aus, ist charmant, sexy und besitzt eine unnachahmliche Präsenz. Unter dieser gelingt es Luss glaubhaft, eine Löwin darzustellen, die auf der Lauer liegt, auf ihre Chance wartet. Es brodelt unter der Oberfläche und Luss springt dezent zwischen aufreizender Femme Fatale, verletzlichem Vorstadtmädchen und knallharter Agentin, ohne dabei zu überzeichnen. Wo "Anna" im Kern immer wieder hapert, ist es vor allem die Darstellung dieser Newcomerin, die den Film wirklich sehenswert macht.
Fazit: Luc Besson nutzt clevere Zeitsprünge für unvorhergesehene Wendungen in einem Plot, der ohne diese wohl reichlich unoriginell sein würde. Knallharte Actionszenen und eine fantastische Hauptdarstellerin gehen Hand in Hand und überspielen einen wirren Showdown sowie einige etwas leichtfertige Plotholes.
Note: 3+
Hä? Dieses schnöde Wort dürfte manch einem Leser durch den Kopf gehen, der sich gerade diese Inhaltsangabe zu Gemüte geführt, zuvor aber bereits den Trailer gesehen hat und weiß, dass es sich bei Luc Bessons neuestem Film doch um einen Action-Thriller handelt. Tatsächlich beginnt "Anna" aber eben ganz anders, als man sich das vorab vorstellt und wirft den Zuschauer im weiteren Verlauf der flotten zwei Stunden mehrfach um. Besson macht sich nämlich das altbekannte, hier aber erstaunlich frisch rüberkommende Mittel der Zeitsprünge zu Nutze, um das Publikum immer wieder mit überraschenden Wendungen hinter dem Ofen hervorzuholen. Als würde er selbst wissen, dass seine Handlung im Kern nun wirklich nicht der Oberbringer ist und in seiner Form schon stark an den enttäuschenden "Red Sparrow" aus dem Vorjahr erinnert, baut er eben so viele Wendungen und Überraschungen wie möglich ein... und damit diese aus dem Nichts kommen, springt er eben oftmals in der Zeit vor und zurück.
Dabei gelingt es Besson immer wieder aufs Neue, den Zuschauer clever zu täuschen und die "Aha"-Momente, die entstehen, wenn der Regisseur bereits gezeigten Momenten etwas Neues hinzufügt und neue Blickwinkel aufdeckt, sind tatsächlich sehr gelungen. Bis zum Ende wissen wir also nicht, wer da wirklich was für ein Spiel treibt und das hohe Tempo lässt uns über etwaige Plotholes nicht zu lange nachdenken. Erst gegen Ende übertreibt es Besson mit seinem Bäumchen-wechsel-dich-Spiel einmal zu oft, was den Showdown der Showdowns doch eher zu einer bemühten und nicht unbedingt spektakulären Angelegenheit werden lässt.
Spektakuläres haben wir aber zuvor schon gesehen, denn die hier so wendungsreich choreographierten Actionszenen haben es tatsächlich in sich. Es ist nichts so Beeindruckendes wie Charlize Therons Treppenhaus-Kampf ohne Schnitt in "Atomic Blonde" dabei, aber es beweist, dass Besson immer noch ein Händchen für realistische, harte und clevere Shootouts hat, die in ihrer Länge und in ihrem cleveren Cutting durchaus zu gefallen wissen. Und wen das dann immer noch nicht packen will, der darf sich einfach an einer schlichtweg faszinierenden Performance von Hauptdarstellerin Sasha Luss erfreuen.
Der gesamte Film ist zwar hervorragend besetzt und vor allem Helen Mirren und "Dunkirk"-Star Cillian Murphy spielen ihren jeweiligen Szenenpartnern hier herrlich trocken die Bälle zu, aber Luss selbst sticht noch einmal hervor. Die russische Schauspielerin, die bereits mit Besson an "Valerian" arbeitete, ist bislang noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt, was sich mit ihrer Titelrolle in "Anna" nun aber ändern dürfte, sofern der Film den Erfolg bekommt, den er verdient. Sie sieht atemberaubend aus, ist charmant, sexy und besitzt eine unnachahmliche Präsenz. Unter dieser gelingt es Luss glaubhaft, eine Löwin darzustellen, die auf der Lauer liegt, auf ihre Chance wartet. Es brodelt unter der Oberfläche und Luss springt dezent zwischen aufreizender Femme Fatale, verletzlichem Vorstadtmädchen und knallharter Agentin, ohne dabei zu überzeichnen. Wo "Anna" im Kern immer wieder hapert, ist es vor allem die Darstellung dieser Newcomerin, die den Film wirklich sehenswert macht.
Fazit: Luc Besson nutzt clevere Zeitsprünge für unvorhergesehene Wendungen in einem Plot, der ohne diese wohl reichlich unoriginell sein würde. Knallharte Actionszenen und eine fantastische Hauptdarstellerin gehen Hand in Hand und überspielen einen wirren Showdown sowie einige etwas leichtfertige Plotholes.
Note: 3+
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