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Annabelle 3

Die Wartezeit wird länger und länger: Der zweite "Conjuring"-Film ist mittlerweile auch schon wieder drei Jahre her und auch wenn dieser die Qualität des direkten Vorgängers nicht ganz halten konnte, dürste ich seitdem nach dem dritten Teil dieser inszenatorisch wunderbaren Horrorreihe. Man muss den Machern aber zu Gute halten, dass sie fähig sind, die Wartezeit kürzer erscheinen zu lassen, als sie letztendlich sein wird, denn mit ihren etlichen Spin-Offs, die sich in die Hauptreihe eingliedern und dabei Plotlücken füllen, bieten sie seit 2014 alljährlich neuen Stoff aus dem Franchise. Deswegen kommt nun sogar schon ein dritter Film rund um die gruselige Puppe Annabelle heraus... und dieser soll nun näher an den Originalplots um "Conjuring" dran sein als die beiden teils miesen, teils soliden Vorgänger.

ANNABELLE 3


Nachdem sie die Perrons von ihrer grauenvollen Macht befreit hatten, sperrten Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) die Puppe Annabelle und auch ihre Macht, andere Geister zu rufen, in eine Vitrine in ihrem Keller... dort, wo sie all die Gegenstände, die von finsteren Dämonen benutzt wurden, aufbewahren. Doch selbst eine solche Vorsichtsmaßnahme scheint nicht genug gegen die Neugier eines Teenagers zu sein: Als die Babysitterin Mary Ellen (Madison Isemann) auf Ed und Lorraines Tochter Judy (McKenna Grace) aufpasst, stiehlt sich Marys Freundin Daniela (Katie Sarife) in den Raum... und löst darin partout etwas aus. Annabelle ist plötzlich frei und diesmal sind keine Warrens in der Nähe, die dem Spuk ein Ende bereiten könnten.

Hier sind wir also, zwei Jahre nach dem letzten Gruselschocker rund um Puppe Annabelle und sehen, was damals so nicht zu erwarten war, den dritten Film, bevor wir überhaupt in den Genuss des dritten Hauptteils um "Conjuring" kommen. Mit dem Auftritt von Patrick Wilson und Vera Farmiga sowie dem Setting des Warren-Hauses nähert man sich hier aber schon recht eindeutig der Hauptreihe an, wenn auch nur auf tonaler Ebene - die Titelschrift rollt diesmal gar genauso verheißungsvoll über die Leinwand, wie sie es in den Franchise-Hauptbeiträgen zu tun pflegte. Dass kann man nun bemüht oder auch einfach Fanservice nennen, aber die Macher rund um Regisseur Gary Dauberman, der bereits die Drehbücher zu den beiden Vorgängern ablieferte und hier nun sein Regiedebüt gibt, wissen zumindest, wie sie inszenatorische Kohärenz bieten.
Deswegen ist auch diesmal wieder alles drin, was die Hauptreihe und ihre Spin-Offs vordergründig braucht: Eine schaurige Atmosphäre, böse Geister, fiese Schockeffekte und Hauptcharaktere, die zumindest innerhalb ihrer Handlungen und Motive über das hinausgehen, was eigentlich so als Horror-Standard bekannt ist. Diesmal schießen sie bei dem Ziel, den Zuschauer auf Gedeih und Verderb mit altbekannten Tricks zu gruseln, aber etwas über eben jenes hinaus. In der ersten Dreiviertelstunde, in welcher mit langsamem Tempo und einigen atmosphärischen Highlights direkt zu Beginn, wobei die Brücke zum originalen "Conjuring"-Intro geschlagen wird, fühlt man sich noch richtig wohl. Später jedoch, wenn es ans Eingemachte geht und gleich ein ganzer Haufen Geister den drei jungen Damen an die Gurgeln bzw. die Seelen will, wird es schnell repetitiv.
Minutenlange Szenen in dunklen Räumen, ständiges Türenknallen, angstverzerrte Gesichter... all das kennen wir schon und es wird dadurch nicht gruseliger, wenn diese Momente in der zweiten Hälfte so arg in die Länge gezogen werden. Da es diesmal auch an einem ziehenden Plot fehlt, die hier gebotene Handlung ungemein dünn und geradlinig geraten ist und darüber hinaus nichts Neues zum Franchise beiträgt, fühlen sich gerade die Momente, die ausschlaggebend für die Existenz dieses Filmes sind, ungemein zäh und lau an. Und wenn man dann gerade deswegen Zeit hat, über den Film und seine innere Logik nachzudenken, wird es nicht viel besser: "Annabelle 3" spielt zeitlich gesehen genau zwischen den ersten beiden Hauptfilmen, was im Nachhinein für einige Fragezeichen sorgt. Wieso nämlich später in "Conjuring 2" keine Rede mehr von diesem Chaos ist, selbst einige der Hauptfiguren nicht mehr erwähnt werden, stößt arg seltsam auf - hier scheint man sich keine Gedanken gemacht zu haben, wie "Annabelle 3" denn innerhalb der kompletten Geschichte dastehen soll.
Gedanken verschwendet hat man aber dahingehend, wie es demnächst mit weiteren Spin-Offs abseits der Nonne und Annabelle weitergehen kann: "Annabelle 3" stellt uns gleich mehrere neue Dämonen und Geister vor, die hier in ihren Kurzauftritten durchaus Schauer verbreiten - ein Schelm, wer da denkt, man hätte hier schon ein paar Ideen für weitere eigenständige Filme vorbereitet. Wenn diese nicht so mittelmäßig und einfallslos ausfallen wie die zweite Hälfte des nun vorliegenden Films, bin ich für solche Ausflüge aber gern bereit. Demnächst also in Ihrem Kino: Der Samurai, der Werwolf und (ganz besonders) das Brautkleid.

Fazit: Obwohl man sich diesmal der Hauptreihe annähern will, ist den Machern zu wenig eingefallen, was für das Franchise an sich noch Bedeutung hat. Stattdessen bietet man Altbekanntes, sicher und streckenweise atmosphärisch dicht inszeniert, aber eben auch etwas lang und mittlerweile zu ausgelutscht. Da warten wir doch lieber noch auf "Conjuring 3", der nächstes Jahr endlich in den Kinos herumspuken darf.

Note: 3-









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