Obwohl sich halb Hollywood endlich auflehnt, sind die Probleme bezüglich unfairer Bezahlungen gegenüber Frauen beim Film noch immer nicht vollständig aus der Welt geräumt. Gerade heute ist es doch unverständlich, warum eine Frau für die gleiche Arbeit weniger Geld verdienen sollte als ein Mann - solch vollkommen veraltete Geschlechterbilder sollten endlich einmal der Vergangenheit angehören. Man mag kaum daran denken, wie dies noch vor siebzig Jahren aussah, als Frauen eben einfach schlechter bezahlt wurden und dies abnicken mussten... taten sie dies nicht, bekamen sie eben keinen Job. Auch das historische Hollywood-Drama "Ihre beste Stunde" widmet sich solchen Themen, im Fokus steht dabei jedoch die künstlerische Freiheit einer jungen Frau, die sich in der Männerdomäne der Hollywood-Autoren beweisen muss.
IHRE BESTE STUNDE
Im Jahr 1940, inmitten des wütenden Zweiten Weltkrieges, arbeitet die junge, verheiratete Catrin Cole (Gemma Arterton) beim britischen Informationszentrum - sie soll den Infofilmen, die vor den Hauptwerken im Kino laufen, durch ihr geschriebenes Wort auch nötige Weiblichkeit verleihen. Durch ihre Erfahrungen wird sie schließlich auch für die Mitarbeit am Skript eines großen, britischen Kriegsdramas engagiert. Gemeinsam mit dem renommierten Drehbuchautoren Tom Buckley (Sam Claflin) soll sie eine wahre Rettungsgeschichte niederschreiben, diese soll anschließend als großer Film aufgelegt werden. Catrin sieht sich jedoch mit Benachteiligungen und hämischen Kommentaren konfrontiert, man will sie in der Männerdomäne von Hollywood nicht richtig akzeptieren... bis sie schließlich mit unkonventionellen Ideen um die Ecke kommt, die für diesen Film genau die richtige Brisanz zu haben scheinen.
Nichts an "Ihre beste Stunde" ist in irgendeiner Hinsicht auffällig oder besonders verschmitzt. Natürlich widmet sich der Film wichtigen Themen und schafft es dabei über weite Strecken, diese sowohl mit verschmitztem Humor, cleverer Detailverliebtheit und einer Portion Herz transportieren. Trotzdem haben wir die Entführung in die früheren Zeiten, welcher sich der Zuschauer hier hingeben soll, bereits in etlichen anderen Kriegsdramen überzeugender gesehen. Auch die Geschichte des damaligen Hollywood war bereits spaßiger, böser und tiefschürfender auf der Leinwand zu sehen... dementsprechend macht "Ihre beste Stunde" seine Sache sehr solide, sticht aus der Masse seiner Genre-Kollegen aber viel zu selten hervor.
Die Dialoge haben Schliff, bleiben aber desöfteren im Standard des Genres hängen, sind auch zu vorhersehbar geschrieben. Wenn Catrin Cole von ihren männlichen Kollegen zurechtgewiesen wird, weil ihre Idee, eine Frau könne im letzten Moment des dramatischen Showdowns die dringend benötigte Heldentat begehen, vollkommen lächerlich sei, dann kann man davon ausgehen, dass genau dieser Einfall später noch Gewicht haben wird. Hier hätte man sich ruhig hin und wieder etwas mehr trauen und die Erwartungen des Zuschauers in gewisser Hinsicht unterlaufen können. Dies geschieht aber leider nicht - sämtliche Figuren handeln stets genauso, wie man es von ihnen erwartet und Überraschungen gibt es dabei keine.
Dies könnte auch daran liegen, dass sämtliche Charaktere eben nur auf ihre reine Funktion beschränkt bleiben und darüber hinaus wenig echte Griffigkeit entwickeln. Das stellt sich später besonders für "Die Farbe des Horizonts"-Star Sam Claflin als Problem heraus, da er nicht in der Lage ist, die limitierten Zeichnungen seiner Figur irgendwie über den Tellerrrand hinauszubefördern. Gemma Arterton und ein mal wieder herrlicher Bill Nighy wissen sich dabei besser zu helfen: Auch wenn ihre Figuren viel zu einseitig und standardisiert geschrieben sind, quasi einer vorhersehbaren, einfachen Linie folgen, agieren die beiden britischen Top-Stars so ungekünstelt und teilweise süffisant, dass man sie dennoch sehr schnell ins Herz schließt.
Der Rest ist dann eben historisches Genre-Kino, welches nur selten echte Höhepunkte liefert und darüber hinaus manchmal gar etwas angestrengt wirkt. Gerade die halbgare Liebesgeschichte nimmt immer wieder enormes Tempo raus und soll nach einem dramatischen Impact sogar zu Tränen rühren - obwohl der Film das Herz am rechten Fleck hat, geht er diesbezüglich aber viel zu kontrolliert vor, um solche Emotionen wecken zu können. Wesentlich interessanter ist da schon der Blick hinter die Kulissen eines riskanten Blockbusters, doch auch in dieser Hinsicht haben wir schon spaßigere und auch mutigere Szenen in anderen Filmen gesehen.
Fazit: "Ihre beste Stunde" ist vorhersehbares Genre-Kino ohne echte Höhepunkte. Das Herz ist am rechten Fleck, die Darsteller geben ihr Bestes (allen voran Bill Nighy!) und inszenatorisch gibt es auch wenig zu beanstanden. Leider geht der Film aber viel zu arg auf Nummer sicher, ist kontrolliert und ohne eigenen Stil, weswegen in den zwei Stunden alsbald auch Langeweile auftritt.
Note: 4+
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