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Der perfekte Ex

Man kann es sich heute ja kaum mehr vorstellen, aber für den heutigen Marvel-Superstar Chris Evans gab es auch eine Schauspielkarriere vor seinem Auftritt als Captain America. Heute ist er mit seiner mit Abstand bekanntesten Rolle schier verschmolzen, spielt nur hin und wieder in anderen, kleinen Filmen wie dem Drama "Begabt". Doch was war zuvor los? Manch einer erinnert sich noch an seine von Kritikern eher mäßig beschriebenen Auftritte in den zwei ersten "Fantastic Four"-Blockbustern, ansonsten fühlte sich Evans aber auch gern mal im romantischen Segment beheimatet. Kurz bevor ihm als Captain America im Jahr 2011 der ultimative Durchbruch gelang, spielte er noch einmal in diesem Genre... an der Seite von Anna Faris im charmant-gewitzten "Der perfekte Ex".

DER PERFEKTE EX


Ally Darling (Anna Faris) hat gerade ihren Job verloren und fällt anschließend erneut aus allen Wolken, als sie in einem Zeitungsartikel liest, dass die durchschnittliche Frau in Amerika in ihrem Leben rund zehn verschiedene Liebhaber besitzt... und jede Frau, die mehr als zwanzig Liebhaber hat, wohl nie einen Ehemann findet. Ally, die mit genau neunzehn Männern geschlafen hat, ist schockiert und schwört, mit keinem einzigen Mann mehr zu schlafen, bis sie weiß, dass der nächste der Richtige ist, um bei Nummer 20 zu bleiben. Das geht jedoch in die Hose, weswegen sie sich dazu entschließt, all ihre Ex-Freunde ausfindig zu machen... vielleicht ist einer von denen ja mittlerweile der Richtige? Dafür geht sie einen Deal mit ihrem attraktiven Nachbarn Colin (Chris Evans) ein. Wenn er ihr hilft, ihre früheren Lover zu finden, deckt sie ihn bei seinen ständigen One-Night-Stands.

Die Ausgangssituation ist in ihrem Kern nicht nur recht krude und wird ziemlich bemüht und umständlich in Gang gesetzt, sie sorgt gar für ein ziemlich falsches Bild. Dass ein Film sich rühmt, dem freien Leben, dem Spaß einen Riegel vorzuschieben, indem er einige völlig zusammenhanglose wissenschaftliche Umfragen zu Rate zieht, wirkt bestenfalls bescheuert und leider zieht man daraus auch im weiteren Verlauf keine echte Lehre. Es wirkt tatsächlich so, als wolle "Der perfekte Ex" den Zuschauern mitteilen, man sei automatisch ein Flittchen, wenn man gerne mal verschiedene Liebhaber hat und sich nicht gleich auf den erstbesten Mann stürzt, um diesen zu heiraten. Und obwohl der Film seiner Ally Darling auch zwischendurch eine andere Frau an die Seite stellt, die eben diesen Lebensrhytmus zu feiern scheint, macht man aus dieser verkehrten "Lehre" irgendwie so gar nichts. 
Reichlich unentschlossen wirkt also die Message, die man hier anscheinend verbreiten will und so richtig weiß man am Ende nicht, auf wessen Seite der Film nun steht, denn obwohl er diese seltsamen Fakten als korrekt anzusehen scheint, zeichnet er diese leicht verpeilte, tollpatschige und viel zu kopflastige Ally als klare Sympathieträgerin. Gut, ignoriert man solch fadenscheinige, erhobene Moralkeulen, kann man mit "Der perfekte Ex" aber durchaus Spaß haben. Der Film erfindet das Rad keineswegs neu und das will er auch gar nicht - sobald Chris "Captain America" Evans zum ersten Mal oben ohne im Türrahmen steht und sich die Blicke von ihm und Anna Faris treffen, weiß man sogleich, wie die ganze Show ausgehen wird. Der Trailer, der im Grunde gleich den gesamten, nicht gerade ausschweifenden Plot erklärt, nimmt solcherlei "Wendungen" dann auch gleich ganz vorweg, was hier wirklich nicht schlimm ist. 
Im Kern geht es nämlich einfach um die teils ziemlich lustige Reise, die Ally hier unternimmt, wenn sie nach und nach ihre Ex-Lover aufsucht und feststellt, dass sich einige von ihnen tatsächlich gewandelt haben... und nun wieder attraktiv für sie sind. Natürlich finden sich unter diesen Ex-Freunden ein paar echt spezielle Typen, weswegen es eine Freude ist, unter ihnen noch manch ein bekanntes Gesicht wiederzufinden. Mit Martin Freeman, Anthony Mackie und Chris Pratt geben sich dabei neben Chris Evans gleich noch drei weitere Marvel-Stars ein Stelldichein. Trotz einiger kleiner Längen hält "Der perfekte Ex" diese redundante Plotstruktur am Laufen. 
Schuld daran ist maßgeblich Anna Faris, die in der Hauptrolle wesentlich weniger überdreht als befürchtet und den Zuschauer mit ihrer latenten Tollpatschigkeit, aber auch mit einigen ehrlichen Offenbarungen voll auf ihrer Seite hat. Chris Evans agiert derweil sehr charmant und spielt Faris passend die Bälle zu - auch wenn beide optisch nicht das obligatorische Traumpaar abgeben, sprühen zwischen beiden irgendwie doch die Funken. Wie gesagt, das ist vollkommen frei von irgendwelchen Überraschungen, aber dank einiger gut getimter Witzchen und seiner charmanten Darsteller (leider bleibt "Meine Braut, ihr Vater und Ich"-Star Blythe Danner hier komplett unterfordert, aber der Rest macht seine Sache sehr solide) kann man über rund 100 Minuten durchaus Spaß haben... und das ist soweit dann doch auch mal in Ordnung.

Fazit: Der Plot ist vorhersehbar, die Message seltsam unentschlossen und im Kern fehlgeleitet... trotzdem zünden viele der sympathischen Witzchen. Anna Faris und Chris Evans geben zudem ein sympathisches Pärchen ab, dem man gerne beim Kokettieren zusieht.

Note: 3




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