Götter-Schnetzeleien hat es im Kino schon so manche gegeben und besonders nachdem "Der Herr der Ringe" und "Harry Potter" zu Beginn des neuen Jahrtausends das große Fantasy-Kino wieder so richtig salonfähig machten, war es wohl an der Zeit, sich auch mal wieder an die griechischen Sagen zu wagen... natürlich in Form opulenter Schlachten und allerlei epischer Bilder. "Kampf der Titanen" kam 2010 schließlich zu einer Zeit ins Kino, als 3D gerade ganz frisch boomte. Ähnlich wie Tim Burtons "Alice im Wunderland" sollte dieser auf den Zug aufspringen und mit teureren Tickets doch möglichst viel Geld einbringen. Was bei Burtons Adaption noch gelang, bekam Louis Leterrier allerdings nicht hin... sein Film ist aber auch um Welten schlechter.
KAMPF DER TITANEN
Die Menschen rebellieren gegen die Götter. Als eines Tages eine große Zeus-Statue vernichtet wird, erscheint Hades (Ralph Fiennes) auf der Bildfläche und beginnt den Krieg zwischen Göttern und Menschen. Dabei wird die Familie des jungen Fischers Perseus (Sam Worthington) göttet durch die Hand des Unterweltherrschers getötet und fortan schwört er auf Rache. Gemeinsam mit einer Gruppe mutiger Männer und unterstützt von der unsterblichen Io (Gemma Arterton) bricht er Richtung Olymp auf, um Hades zu stellen. Dabei muss die Gruppe jedoch etlichen tödlichen Gefahren trotzen: Über gigantische Skorpione in der Wüste hinab in die Grotte der grauenerregenden Medusa (Natalia Vodianova) und schließlich ins Gefecht gegen ein gigantisches Ungetüm aus den Meeren...
Tatsächlich ist dieser Film eine Neuverfilmung eines Originals aus den 80ern, der damals dank rückschrittlicher Tricktechnik und fader Handlung allerdings ordentlich floppte. Louis Leterrier, Regisseur von "Der unglaubliche Hulk", kann dem nun in seiner technisch sicherlich weitaus wertvolleren, darüber hinaus aber ebenfalls reichlich schnöden Version nicht viel entgegensetzen und macht aus dem Werk, von dem viele zu Beginn der Dekade noch glaubten, sie würde einer der Mega-Blockbuster des Jahres werden, seelenloses Mainstream-Kino. Sicherlich sind die Tricks bis auf wenige Ausnahmen sehr gelungen und auch heute noch sehen das gigantische Seeungeheuer oder die Gruppe rasant zuschlagender Skorpione ziemlich schick aus, sorgen für optische Highlights. Getragen von einem wunderbaren Score von "Game of Thrones"-Komponist Ramin Djawadi ensteht dabei schon ein gewisser Schwung.
Einzig Medusa wirkt in ihrem visuellen Rausch ziemlich flach, dafür ist die Auseinandersetzung mit dem Monstrum, welches jeden Mann durch Blickkontakt zu Stein verwandelt, noch eine der spannenderen Hürden, die Perseus und seine Mitstreiter hier nehmen müssen. Die restlichen Actionszenen sind, so imposant sie hier auch inszeniert sind, nämlich erstaunlich kurz geraten und oftmals schon wieder vorbei, bevor sie richtig angefangen haben. Und trotz dieser recht knapp gehaltenen Scharmützel gelingt es Leterrier darüber hinaus nicht, seinen "Kampf der Titanen" davor zu bewahren, zu einer reinen Materialschlacht zu werden. Der Plot an sich ist schon dünn genug, dass es Leterrier und seinen drei Autoren aber nicht gelingt, zumindest zwischen den Zeilen etwas mehr Stoff zu bieten, ist schon traurig.
Im Grunde werden die namhaften Schauspieler hier nur von einem Setpiece zum nächsten geschickt, während sich die heldenhafte Gruppe genre-getreu immer weiter verkleinert, die fiesen Monster also auch mal tragende Figuren zu Hackfleisch verarbeiten. Wobei "tragend" hier auch schon wieder das falsche Wort ist. Sämtliche Charaktere sind so belanglos geschrieben, dass es einem (mit einer Ausnahme) eigentlich völlig wurscht ist, wer da nun in die feurigen Lava-Abhänge stürzt oder wer noch einmal eine kurze Halbwertzeit abbekommt. Die Dialoge wirken erschreckend müde, die eingestreuten Gags ungemein abgeflacht - irgendeine Art von charakterliche Tiefe wird darüber keinesfalls transportiert, sodass "Kampf der Titanen" nach der rasanten, abgehetzten Einführung im Grunde nur noch zu einem geradlinigen, optisch wirklich netten und vollkommen austauschbaren Abhaken einer Checkliste verwandelt wird.
Die Schauspieler, unter denen sich etliche Megastars tummeln, holen sich dabei scheinbar einfach nur ihren dicken Gehaltsscheck ab und rühmen sich nicht einmal damit, noch Dienst nach Vorschrift zu verrichten. So chargieren Liam Neeson und Ralph Fiennes als zerstrittene Götter-Brüder bis zur Schmerzgrenze, während "Avatar"-Star Sam Worthington in der Hauptrolle vollkommen blass bleibt, allenfalls physisch überzeugt... zumindest solange das wirre Schnittgewitter, zu welchem die "kleineren" Mann-gegen-Mann-Gefechte verkommen, dies noch zulässt. Einzig und allein "King Arthur"-Star Mads Mikkelsen kann hier noch so etwas wie raubeinigen Charme verbreiten, wobei das Drehbuch auch aus seinem Part leider wenig mehr als einen Stichwortgeber herausholt. Dabei kommt er aber immerhin besser weg als Gemma Arterton, die hier ganz offensichtlich nur als Blickfang fungiert und darüber hinaus nichts zu sagen hat, was schon ärgerlich anmutet.
Fazit: Optisch ist "Kampf der Titanen" sicherlich eine sehr schicke Sache, darüber hinaus verkommt dieser lasche Möchtegern-Blockbuster aber nur zu einer seelenlosen Massenschlacht. Noch mehr Monster, noch mehr Effekte, noch weniger Plot. Das wirkt dann ziemlich abgehakt und ist so schnell wieder vergessen, dass es die zwei Jahre später erschienene Fortsetzung wohl nicht mehr braucht.
Note: 4
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