Im Jahr 2007 gelang Judd Apatow mit seiner skurillen, romantischen Komödie "Beim ersten Mal" ein echter Überraschungserfolg. Bei mir kam der Film allerdings nicht allzu gut weg, was generell für viele der Apatow-Comedys gilt. Diese sind zwar oftmals sympathisch, aber eben auch überlang und dabei ziemlich zerfasert und verquatscht. Das gilt auch für den 2008 erschienenen "Nie wieder Sex mit der Ex", der zwar nur von Apatow produziert wurde, allerdings auch in ähnliche Fallstricke tappt. Geschrieben wurde der Film von Hauptdarsteller Jason Segel, was man ihm ebenfalls anmerkt... und auch da sind die Probleme dieses viel zu langen, dabei aber erstaunlich simplen und sich im Kreis drehenden Filmes noch nicht am Ende.
NIE WIEDER SEX MIT DER EX
Peter Bretter (Jason Segel) ist ein erfolgreicher Soundtrack-Komponist und musste soeben die schmerzhafte Trennung von seiner Freundin Sarah Marshall (Kristen Bell), eine berühmte TV-Schauspielerin, hinnehmen. Um den Kopf frei zu kriegen entscheidet sich Peter für einen Spontan-Urlaub nach Hawaii... wo er sogleich auf die gar im selben Hotel eingecheckte Sarah und ihren neuen Freund, den schrägen Rockmusiker Aldous Snow (Russell Brand) trifft. Peter kann nicht von Sarah lassen und verfolgt sie gar, findet nicht zur Ruhe. Dies ändert sich erst, als er die attraktive Hotelangestellte Rachel (Mila Kunis) näher kennenlernt und endlich begreift, dass seine Sarah womöglich gar nicht die Frau seiner Träume sein sollte.
Bei der Apatow-Produktion "Forgetting Sarah Marshall" (so der sinnigere Originaltitel) handelt es sich um den seltenen Fall eines Filmes, der besser wird je länger er dauert. Viele hochwertige Produktionen verschießen ihr Pulver schon früh, andere halten die positive oder negative Qualität ihres Materials. Bei diesem Film ist man jedoch schon früh versucht, die Fernbedienung zu greifen und einfach zum nächsten Werk umzuzappen... unvorstellbar, dass das hier irgendwie noch was werden soll. Die ersten fünfzehn Minuten, bevor es für die tragenden Charaktere nach Hawaii geht, wo der größte Teil des restlichen Films dann spielen wird, sind nämlich so dermaßen schlecht geschrieben, so furchtbar peinlich aneinandergeklatscht, dass man sich fragt, was sich die Personen hinter der Geschichte dabei nur denken konnten.
Ohne irgendeinen Drive werden irgendwelche Szenen aneinandergetackert, die Gags wirken ungemein müde und bemüht und es braucht auch daraufhin noch sehr lange, bis der Film endlich mal ein wenig an Fahrt aufnimmt. Denn auch mit der Ankunft in Hawaii findet "Forgetting Sarah Marshall" noch nicht in seinen richtigen Ton und weiß eine Zeit lang gar nicht, wo er überhaupt andocken will. Schräge Nebenfiguren, die im weiteren Verlauf im Grunde gar nichts zum Plot beitragen, werden eingeführt. Peter erkundet die Insel und ihre Bewohner, lernt neue Freunde kennen und langsam wird auch eine eventuelle Beziehung zur hübschen Rachel angeschoben... seltsam, dass all diese verschiedenen Plots und Begegnungen niemals ein rundes Gesamtbild ergeben. Obwohl Regisseur Nicholas Stoller die Atmosphäre des Urlaubsortes und auch das Zusammenleben dieser verschiedenen Menschen ziemlich gut im Griff hat, sogar ein paar emotional anreichernde Momente erschaffen kann, greifen all diese Themen nicht ineinander. Der etwas verpeilte Surflehrer, das sich in den Flitterwochen befindende und sexuell aneinandervorbeidriftende Ehepaar, eine Geschichte um Rachels Prollo-Ex... all das wird irgendwie angefasst, aber im weiteren Verlauf wenn überhaupt nur halbgar fortgeführt.
Es wirkt ein wenig so, als hätten Stoller, Apatow und Segel etliche Fässer öffnen wollen, weil sie dahinter Potenzial für ein paar richtig nette Storylines sahen, doch dann schwang ihr Interesse um und sie machten doch wieder woanders weiter. Das Ergebnis: Besonders im Mittelteil zerfasert der Film völlig und bekommt keinerlei klare Note mehr hin. Lichtblick ist zu dieser Zeit einzig und allein der ziemlich charmante Plot rund um Mila Kunis' Rachel, auch weil zwischen dem "Bad Spies"-Star und Jason Segel durchaus die Funken fliegen.
Später, wenn sich der Film seinem letzten Drittel nähert, kommt er dann auch irgendwie in Fahrt... nur ist das dann natürlich schon zu spät. Trotz einiger romantischer Highlights und der unaufgeregten, aber ungemein passenden Wandlung von Russell Brand's Rockstar, der hier plötzlich einen richtig sympathischen, glaubwürdigen Touch erhält, hat man "Forgetting Sarah Marshall" zu diesem Zeitpunkt leider schon als Enttäuschung abhakt. Dass er immer wieder seine frechen und charmanten Momente hat und gegen Ende sogar voll auf der Linie sitzt, muss man ihm lobend anmerken. Dass er darüber hinaus aber wieder viel zu lang, ziemlich unfokussiert und in Sachen Humor absolut durchschnittlich daherkommt, sollte man eben auch nicht verschweigen.
Fazit: "Nie wieder Sex mit der Ex" wird immer besser. Nach einem schlichtweg furchtbaren Startakt und einem zerfaserten, seltsam geschriebenen Mittelteil entschädigt man uns mit einem romantischen, sympathischen Finale. Für den gesamten Film ist das aber, auch wegen der eher lauen Witzchen, zu wenig.
Note: 4+
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