Welche Bösewichte zu welcher Zeit in den großen Hollywood-Blockbustern "angesagt" waren, lässt sich anhand eines Beispiels sehr schön ablesen: Den "Indiana Jones"-Filmen. Während Jones' erstem Auftritt mit Peitsche und Hut zu Beginn der 80er Jahre waren es noch die bösen Nazis, die perfekt als hassenswerte Antagonisten auf Schatzsuche gingen - dies taten sie auch 1989 im dritten Teil noch. 2008 hatte sich der Zeitgeist aber verändert: Mittlerweile galten die bösen Russen als neues Feindbild, eines, welches sich mitten in den 90ern aufgebaut hatte. Würde man heutzutage eine solche Bösewichtgruppe für einen schwelenden fünften Jones-Film brauchen, man würde wohl bei den Nordkoreanern anklopfen, aber das soll nur eine Vermutung sein. Bösewichte sind jedenfalls immer stark an den Zeitgeist gekoppelt, solange sie einer bestimmten Ethnie entwachsen. Und so sind es auch im Actionkracher "Projekt: Peacemaker" die Russen, die eine Bombe zünden und damit die Welt verändern wollen.
PROJEKT: PEACEMAKER
Bei der russischen Stadt Tscheljabinsk ereignet sich während des Transports von mehreren Atomsprengköpfen eine verheerende Explosion, bei der weit über 1000 Zivilisten ihr Leben lassen. In den USA klingeln sogleich die Alarmglocken: Die Atomwaffenexpertin Julia Kelly (Nicole Kidman) ist die erste, die ansagt, dass es sich dabei nicht um einen Unfall, sondern um einen strikt geplanten Terrorakt handele. Sie findet zudem heraus, dass insgesamt neun der Sprengköpfe auf einmal unauffindbar sind - von wem und warum sie entwendet wurden, das soll sie nun herausfinden. Dafür wird Kelly der eigensinnige Army Ranger Lt. Colonel Thomas Devoe (George Clooney) zur Seite gestellt, der ganz spezielle Methoden anwendet, um an die nötigen Informationen zu gelangen. Gemeinsam kämpfen sie gegen eine tickende Uhr und versuchen, die finsteren, europäischen Terroristen ausfindig zu machen, bevor es zu spät ist...
"Projekt Peacemaker" entstand in den glorreichen 90er-Jahren, als Hollywood mit Bombast nur so um sich warf, dabei in den meisten Fällen aber auch aktuelle und eben gar nicht so dumme Geschichten erzählen wollte. Der Film von "Deep Impact"-Regisseurin Mimi Leder geht nun den genauen Mittelweg und entpuppt sich als absolut geradliniger, recht simpel gestrickter und deswegen auch ziemlich wirkungsvoller Action-Bomber, der mehr Wert auf Spannungsspitzen und krachende Verfolgungsjagden als auf einen ausgefeilten Plot legt. Letzterer ist im Grunde nämlich nur ein Abarbeiten von Klischees, die man in diesem Genre irgendwie braucht und für jeden Action-Fan ist dann auch alles drin, was man so erwartet: Verfolgungsjagden per Auto, zu Fuß und natürlich auch in einem Hubschrauber. Gewaltige Explosionen, Wendungen und ein mordsspannender Showdown gegen eine tickende Uhr.
All das ist keinesfalls neu und auch im Jahr 1996 hatten wir solcherlei Szenen und Plotstrukturen schon unzählige Male gesehen. Es ist aber definitiv auch nicht das Ziel dieses Filmes, das Rad neu zu erfinden oder darüber hinaus irgendwelche Originalitätspreise einzusammeln. Diese hätte er angesichts dieses doch recht fahrig zusammengeschriebenen Plots auch keinesfalls verdient, aber es muss ja wirklich nicht immer der neueste Megahit sein, den man hier geliefert bekommt. Manchmal reicht auch schnörkellose Action und diese liefert Leder hier im Grunde zu jedem Moment ihrer zwei Stunden ab. Das Tempo ist hoch, die Dialoge auf das Wesentliche reduziert, die Charaktere bleiben auf reine Funktionen begrenzt. Zwischendrin gibt es für George Clooney und Nicole Kidman dann noch ein paar Gelegenheiten, sich gegenseitig zu foppen, doch selbst diese kleinen Humorspitzen fallen erstaunlich gering aus. Es gibt keine störende Liebesgeschichte, keine ewigen Frotzeleien... nein, dafür ist die Gesamtsituation, in welche Julia und Thomas hier geschoben werden, auch viel zu bedrohlich.
Und obwohl Leder solch einer Atmosphäre treu bleibt, wenn ihre beiden Helden im Grunde durchgehend gegen eine Uhr spielen, die absolut gegen sie tickt, wäre es hin und wieder schön gewesen, wenn sich der Film nicht so bierernst genommen hätte. Einige der langgezogenen Actionszenen sind an und für sich nämlich so dermaßen überdreht (wenn auch nicht unglaubwürdig), dass man sich schon wünscht, "Money Monster"-Star Clooney würde dabei auch mal einen knochentrockenen Spruch raushauen, wenn er den nächsten Feind vermöbelt. Deswegen wirkt "Projekt Peacemaker". trotz Hochspannung und durchweg sympathischen Darstellern, eben auch ein wenig atemlos.
Irgendeine Art der Tiefe muss man hier mit der Lupe suchen und wird sie wohl dennoch nicht finden - selbst die Motive der Antagonisten bleiben bestenfalls schwammig und der Versuch, einem der Drahtzieher im letzten Moment noch ein solches mit auf den Weg zu geben, bleibt ein arg armseliger Versuch, da noch ein wenig mehr Esprit aus dem geradlinigen Plot zu ziehen. So richtig böse kann man dem Werk für solcherlei Fehltritte aber nicht sein, da der Unterhaltungswert relativ hoch ausfällt. Kurzweilige Unterhaltung, bombastisch inszeniert und mit einem starken Soundtrack von "The Rock"-Komponist Hans Zimmer. Nicht weniger, aber sicherlich auch nicht mehr.
Fazit: "Projekt Peacemaker" ist ein geradliniger Actionthriller mit hohem Tempo und charismatischen Darstellern, die locker über fehlende Tiefe und den mauen Plot hinwegspielen. Wenn der Film aber in kleinen Momenten versucht, mehr zu sein, als er ist, wird es abseits der wilden Action auch mal etwas lächerlich.
Note: 3
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