Direkt zum Hauptbereich

UglyDolls

Am verlängerten Feiertagswochenende wollten die Studios offenbar nicht zu sehr mit dem neuen Actionkracher "Gemini Man" von Oscarpreisträger Ang Lee konkurrieren - "Joker" läuft bei uns daher auch erst am kommenden Donnerstag an. Für Familien bot man schließlich, neben mehreren kleineren und wahrscheinlich eher unter dem Radar laufenden Starts, noch einen neuen Animationsfilm an, der sich gegen die Konkurrenz rund um "Everest" und Co. aber wahrscheinlich auch nicht wirklich behaupten wird: Die Kritiken zu "UglyDolls" sind nämlich weitestgehend katastrophal und auch der Trailer sah eher nach einer bunten und überdrehten Nummernrevue aus. Ansehen wollte ich mir das Ding als Kontrastprogramm zu "Gemini Man" aber doch und rief mir in Erinnerung, dass der 2017 so enorm gescholtene "Emoji - Der Film" auf mich letztendlich einen besseren Eindruck machte, als ich zuvor dachte. Vielleicht würden meine niedrigen Erwartungen also auch bei "UglyDolls" übertroffen werden... man darf ja schließlich noch hoffen, oder?

UGLYDOLLS


Moxy ist ein Plüschtier, welches nicht ganz so süß und knuddelig aussieht wie all die anderen, da bei ihr offensichtlich ein paar technische Fehler unterlaufen sind. Mit anderen, denen es genauso ergangen ist wie ihr, lebt sie in dem beschaulichen Dörfchen "UglyVille", träumt jedoch davon, eines Tages den Weg in die richtige Welt zu finden und einem Kind zu gehören, welches sie liebt. Schließlich nimmt sie ihr Ziel in die Hand und macht sich durch ein finsteres Rohr, durch welches zuvor immer wieder neue, "hässliche" Plüschtiere den Weg nach UglyVille fanden, auf nach oben. Mit vier Freunden landet sie schließlich in der Perfektionsschule, wo die männliche Puppe Lou die neuen Stofftiere auf die Welt da draußen vorbereitet... und Moxy und ihre recht speziell aussehenden, wilden Freunde sind ihm da gar nicht willkommen.

Nein, eine erneute Animationsüberraschung ist "UglyDolls" tatsächlich nicht geworden, denn an diesem Film fühlt sich rundum alles nach einem seelenlos produzierten und schnell in die Kinos geworfenen Projekt an, bei dem man dachte, dass die vielen Familien schon für den nötigen Geldsegen sorgen werden. Da haben sie aber wohl eine falsche Rechnung gemacht, denn nicht nur war der von mir besuchte Kinosaal vollkommen leer, sondern auch rein marketingtechnisch war dieser Film von vornherein eine Krux. Natürlich ist es die altbekannte Außenseiter-Geschichte und unser Herz schlägt ja im Grunde immer für die, die von der Gesellschaft nicht akzeptiert und ausgegrenzt werden... aber die ziemlich hässlichen Püppchen, die einem hier von den Plakaten entgegengrinsen, hätten mich als Kind wohl auch nicht in den Kinosaal gelockt, wenn nebenan wesentlich bessere Werke wie "Everest" oder zumindest oberflächlich gesehen sympathischere Filme wie "Shaun das Schaf" laufen. 
Nun gut, das muss ja im Umkehrschluss auch nichts heißen, leider kann der letztendliche Film der schwachen Marketingkampagne und den ohnehin sehr niedrigen Erwartungen nun aber auch rein gar nichts entgegensetzen, was irgendwie zufriedenstellend. Schon der Beginn, wenn Moxy und ihre chaotischen Freunde im kunterbunten UglyVille herumtanzen, wirkt reichlich seltsam - der gesungene Song ist catchy, doch die bunten Bilder wollen mit der Tonspur keine merkliche Einheit ergeben. Die Animationen wirken, gerade im direkten Vergleich mit der Konkurrenz, unfertig und billig, die Bilder erreichen keine Faszination und erst recht nicht den Detailgrad, den eine solche Geschichte hergegeben hätte. Stattdessen fokussiert man sich auf den Mittelweg und erzählt einen Plot, der selbst die jüngsten Zuschauer in seiner ungemein simplen und unoriginellen Erzählung nicht mehr abholen dürfte. Die Figuren sprechen ihre Ziele und ihr Verlangen stets an, zwischen den Zeilen wird hier gar nichts mehr erzählt... was dazu führt, dass Erwachsene hier, ganz anders als bei den Pixar-Filmen beispielsweise, keinerlei intelligente Gags entdecken dürfen, die auch für sie den Spaßfaktor nach oben treiben. 
Stattdessen wird fröhlich oder auch mal traurig gesungen und getanzt und ein ganzer Batzen an Figuren will zu seinem Recht kommen, wobei sie alle jedoch so furchtbar holzschnittartig und eindimensional angelegt sind, dass uns eh nicht interessiert, wohin sie ihr Weg führen wird (dass man diesen ohnehin vorhersehen kann, ist klar und beim auf Familien zugeschnittenen Animationsgenre generell ja auch nicht so schlimm). Jede Figur bekommt genau eine Charakterzeichnung ab, darüber hinaus dürfen sie dann herumalbern und wild brüllen... das reicht für zwei Schmunzler, ansonsten ist "UglyDolls" in seiner ungemein naiven Erzählung aber nur anstrengend. Wenn der Abspann erreicht ist, hat der Film nicht einmal die 80-Minuten-Grenze gesprengt und dennoch fühlte er sich sehr lang an - ein deutliches Indiz dafür, dass er kaum etwas zu erzählen hat und diesem mauen Plot über sehr dröge Storyvehicles streckt. Als kleiner Kurzfilm wäre das vielleicht noch zu goutieren, ansonsten bleibt für Familien aber nur, doch bitte einen anderen Animationsfilm und dieses ungemein seelenlose Produkt zu ignorieren, damit wir in naher Zukunft nicht noch mehr von diesen UglyDolls zu sehen bekommen.

Fazit: "UglyDolls" ist von seinen holzschnittartigen Figuren über die maue Technik bis hin zum ungemein einfallslosen und zähen Plot ein echtes Flickwerk und dürfte nicht mal die kleinsten Zuschauer begeistern: Seelenlos, arm an guten Gags und mit dem Holzhammer zurechtgestutzt. Furchtbar.

Note: 5





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se