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Haben Sie das von den Morgans gehört?

Was macht eigentlich Hugh Grant momentan so? Zuletzt war er auf der großen Leinwand in dem herrlichen Familien-Abenteuer "Paddington 2" zu sehen, seitdem ist es aber merkwürdig ruhig um den Comedystar geworden. Das ist schade, da ich Grant seit jeher immer sehe, seine trockenhumorige Präsenz etliche Filme bereits aufwertet. In "Tatsächlich... Liebe" ragte er aus dem Starensemble glatt noch mal heraus und starke Komödien wie "Notting Hill" oder "About a Boy" profitierten enorm von seinem britischen Charme. Natürlich hat Grant aber, ebenso wenig wie wohl jeder andere Schauspieler auf diesem Planeten, nicht ausschließlich qualitative Hits gedreht. Zu seinen schwächeren Filmen gehört beispielsweise "Haben Sie das von den Morgans gehört?", in dem er an der Seite von Sarah Jessica Parker spielte.

HABEN SIE DAS VON DEN MORGANS GEHÖRT?


Die Ehe von Paul (Hugh Grant) und Meryl Morgan (Sarah Jessica Parker) ist am Ende, dennoch bemüht sich ersterer immer noch um die Frau seines Lebens... selbst, nachdem sie sich getrennt haben. Als beide nach einem gemeinsamen Dinner, welches einige Fragen klären soll, Zeuge eines Mordes werden, den der eiskalte Killer Vincent (Michael Kelly) verübt, werden sie gemeinsam in ein Zeugenschutzprogramm untergebracht. Für sie geht es schließlich in die Kleinstadt Ray bei den Rocky Mountains, fernab ihrer Heimat New York. Während beide versuchen, sich unter den Cowboys einzuleben, müssen sie nun jedoch, da sie auf engstem Raum zusammengehalten werden, auch ihre Beziehung diskutieren. Ist diese Notsituation vielleicht die Gelegenheit, doch wieder zueinander zu finden?

Über den Plot sollte man sich hier bestenfalls wirklich keine weiteren Gedanken machen. Der Aufhänger (namentlich genannt: Killer jagt Ehepaar) ist hier nämlich wirklich auch nur das und erfüllt diesen Zweck gerade mal so - bis zur finalen Konfrontation, die auch nach wenigen, veralberten Minuten schon wieder vorbei ist, hat man den hier vollkommen unterforderten Michael Kelly höchstens in einer Handvoll kurzer Szenen gesehen, wo er auch keine wirkliche Bedrohung ausstrahlt. Auch über den Aufhänger rund um das Zeugenschutzprogramm sollte man sich wirklich keine Gedanken machen, denn wenn dieses in der Realität auch wirklich so ablaufen würde, müsste man sich um alle Menschen, die in einem solchen untergebracht werden, wohl ernsthaft Sorgen machen. Die Zeugen werden dauernd allein gelassen, die Polizei kümmert sich um diese im Grunde kaum noch und ernsthafte Schritte zur Fassung des Killers werden nur offscreen unternommen - in dieser Hinsicht tut sich da also wirklich gar nichts. 
Dazu kommt noch, auch wenn dies vom Drehbuch sklavisch so verlangt wird und auch ein wenig zu den hier dargestellten Charakteren passt, dass die Figuren förmlich dummdreist handeln, ihr Leben für sie offenbar wesentlich weniger wert ist als ein kurzer SMS-Check. Aber gut, schlucken wir diese Pille einfach - das Hirn wird bei solchen Filmen ja meist eh nicht gefragt, also schalten wir es einfach aus. Wer das tut, sieht immer noch keinen guten Streifen, kann sich aber zumindest ab und an sehr solide unterhalten lassen, was vor allem den spielfreudigen Darstellern zu verdanken ist. Sarah Jessica Parker, die sich hierbei erneut einen Sprung auf die große Leinwand erhoffte, kann man mit ihrer recht anstrengende Performance ruhig ausklammern, der Rest macht seine Sache aber wirklich sehr gut. 
Natürlich hat ein Hugh Grant solcherlei Rollen schon unzählige Male verkörpert, dass er dies aber nach wie vor mit unaufdringlichem Charme und starkem Comedy-Timing tut, selbst wenn die Gags hier zumeist eher lau anmuten, ist nicht von der Hand zu weisen. Als klare Scene Stealer erweisen sich aber "Thank you for Smoking"-Star Sam Elliott und die aus "Last Vegas" bekannte Mary Steenburgen, die als gewitztes und sehr sympathisches Cowboy-Pärchen die Lacher auf ihrer Seite haben. Beide verkörpern zwar die absoluten Klischees, tun dies aber so charmant, dass sie sich dabei keine Blöße geben müssen und schnell die Herzen der Zuschauer erobern können. 
Was bleibt danach zu sagen? Der große Liebeskonflikt, um den es hier im Kern geht, wird eher sparsam verhandelt und die Funken fliegen zwischen Grant und Parker auch nicht so richtig. Generell ist das Tempo eher schläfrig und die witzigste Szene des Films folgt nicht nur bereits nach einer halben Stunde, sondern wurde so auch schon komplett im Trailer verbraten. Trotzdem hat "Haben Sie das von den Morgans gehört?" zumindest noch genug in der Hinterhand, um uns irgendwie noch in Richtung Abspann zu führen. Das kann dann durchaus zäh sein und man hat auch längst nicht genug zu lachen... aber so richtig schlecht ist hierbei dann eigentlich auch nichts.

Fazit: Das Drehbuch ist eine halbe Katastrophe, entbehrt jeglicher Logik und geht beim zentralen Liebeskonflikt auch viel zu stiefmütterlich und brav vor. Es sind Hugh Grant, Sam Elliott und Mary Steenburgen, die hier mit Charme und Witz viele Momente retten und zumindest streckenweise solide Unterhaltung abliefern können.

Note: 3-




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