Vor rund einem Jahr fragte ich noch, wo eigentlich Cameron Diaz hin ist - immerhin stammt der letzte Film, in welchem sie zu sehen war, aus dem Jahr 2014. Mittlerweile hat die Öffentlichkeit eine Antwort: Schauspielkollegin und gute Freundin Selma Blair gab im Sommer 2018 bekannt, dass Diaz ihre Schauspielkarriere offiziell beendet hat, wolle sie sich doch lieber auf ihre Aufgaben als Hausfrau konzentrieren und Hollywood den Rücken kehren. Das mag man nun traurig finden oder nicht, im Kern waren aber besonders die letzten Arbeiten von Diaz doch eher schlecht als recht. Wenn man nun einen Blick zurück auf die Karriereanfänge der vorwiegend in Komödien beheimateten Schauspielerin wirft, ist dort aber ebenfalls nicht alles Gold, was ein wenig glänzt... das gilt auch für den meiner Meinung nach maßlos überbewerteten "Die Hochzeit meines besten Freundes".
DIE HOCHZEIT MEINES BESTEN FREUNDES
Vor neun Jahren gaben sich Julianne Potter (Julia Roberts) und ihr bester Freund Michael O'Neal (Dermot Mulroney) ein Versprechen: Sollten sie mit achtundzwanzig Jahren noch nicht verheiratet sein, würden sie einander heiraten. Nun, drei Wochen vor ihrem achtundzwanzigsten Geburtstag, keimen die Gefühle, die Julianne so erfolgreich verdrängt hat, wieder auf und sie beschließt, Michael anzurufen und ihm alles zu gestehen. Dabei erfährt sie jedoch große Neuigkeiten: Michael lädt sie zu seiner Hochzeit mit der zwanzigjährigen Kimberly Wallace (Cameron Diaz) ein. Julianne ist am Boden zerstört, fängt sich jedoch bald darauf... und beginnt damit, einen Plan auszuhecken, um die Hochzeit zu manipulieren, das glückliche Paar auseinanderzureißen und schließlich selbst in den Armen des schneidigen Michael zu landen.
Natürlich spielt Cameron Diaz hier nicht die erste Geige - die war im Jahr 1997 nämlich noch nicht ansatzweise so bekannt wie sie es zu Beginn des neuen Jahrtausends letztendlich sein sollte, aber hatte sich dennoch schon einen ausreichenden Namen gemacht, um zumindest direkt nach Superstar Julia Roberts zu stehen und eine der Hauptrollen zu bekleiden. Diaz macht ihre Sache soweit solide, die Show soll aber natürlich Roberts gelten. Diese ist gewohnt hinreißend, reißt flotte Sprüche und ist in Sachen Comedy-Timing eine richtige Bank. Trotzdem hatte ich diesmal Probleme mit der Rolle, die sie hier verkörperte, denn obwohl Roberts' Darstellung gewohnt herrlich ist, tat ich mich schwer damit, Sympathien für ihre Julianne Potter zu empfinden.
Das ist natürlich auch ein bisschen so gewollt, denn diese ist, trotz Selbstzweifeln und Unsicherheit, ein richtiges Biest und nimmt es sogar in Kauf, die Gefühle etlicher Menschen zu verletzen, um an ihr Ziel zu gelangen. Dass sie dies nicht leichtfertig tut, richtiggehend mit ihrer Moral zu kämpfen hat, wird zwar ebenfalls mehr als nur angedeutet, viel mehr als Behauptungen bleiben solcherlei Zweifel aber nicht, weswegen Julianne Potter ein manipulierendes Biest bleibt. Dass der Zuschauer trotzdem mit ihr mitfiebern soll, ist ein kaum zu erreichendes Ziel der Macher rund um "Shopaholic"-Regisseur P.J. Hogan, setzt er solcherlei Zickenkrieg doch zu wenig Herz entgegen, um das Publikum dahingehend umzustimmen.
Auch in Sachen Humor sieht die Sache düster aus, denn viele der Gags wirken erstaunlich abgeschmackt oder haben (was schlichtweg eine Geschmackssache) ist mein Zwerchfell nicht getroffen. Wahrscheinlich sind diese weitestgehend braveren Witzchen, die in einem solch bösen Umfeld dann auch ziemlich deplatziert wirken, nicht wirklich mein Stil. Lachen tat ich deswegen einzig und allein über die wunderbare Darstellung von "Der Sternwanderer"-Star Rupert Everett. Der kann die unermüdlichen 90er-Klischees seiner Rolle als homosexueller Freund der Hauptfigur zwar nicht abstreifen, agiert in seinen überschaubaren Szenen aber so herrlich charmant, dass es eine Freude war, ihm zuzusehen. Dabei macht er auch eine wesentlich bessere Figur als Dermot Mulroney, der als Opfer der Begehren zweier Frauen hier vollkommen blass bleibt, gar in seiner farblosen Performance regelrecht langweilig ist.
Die letzte halbe Stunde ist dann noch ein bisschen schwieriger zu ertragen als die recht zähen, aber zumindest hin und wieder recht biestig-unterhaltsamen ersten zwei Drittel. Da schießt der Film dann nämlich, für das Genre üblich, aber dennoch ungemein nervtötend, mit einer Kitschbombe nach der anderen um sich. Alles ist dabei, was uns in solchen Filmen nervt: Mehrere, emotionale Ansprachen, gefolgt von brandendem Apllaus. Liebesgeständnisse, ein Treffen am Bahnhof, giggelnde Brautjungfern, ein schmeichelnder Tanz, Tränen, flehende Blicke... Dass "Die Hochzeit meines besten Freundes" diese Themen nicht ironisch bricht, ist angesichts des Mainstream-Charakters dieses Films sonnenklar, dennoch hätte es gerne etwas weniger Schmalz sein können. Vor allem, da der Film zuvor zumindest in seinem Handlungskern wesentlich böser ist, ist dieser rosarote Schlussakt ein herber Kontrast, der sich alles andere als positiv vom Rest dieses bis dahin schon nicht sonderlich unterhaltsamen Films abhebt.
Fazit: Julia Roberts und besonders Rupert Everett in einer herrlichen Nebenrolle sind absolut bezaubernd. Leider ist der Rest des Films eine überraschend brave, ziemlich unlustige und zum Ende hin gar unerträglich kitschige Ansammlung von Klischees, die uns in einige Längen und einen vor sich hin mäandern Plot ohne echte Höhepunkte führt.
Note: 4
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