Wusstet ihr, dass Al Pacino für seine wohl bekanntesten Rollen niemals mit dem Oscar ausgezeichnet wurde? Mit den drei "Der Pate"-Filmen gelang ihm der Durchbruch und obwohl er zweimal für seine Rolle als Michael Corleone für eine Goldstatue nominiert wurde, konnte er diesen (ganz im Gegensatz zu Marlon Brando) nicht mit nach Hause nehmen. Für "Scarface" wurde er bei den Oscars dann schlichtweg vollständig übergangen, was bis heute schier unverständlich ist. Erst 1992 gelang es Pacino dann endlich, seinen ersten und bislang auch einzigen Oscar in Empfang zu nehmen. Diesen erhielt er für seine bravouröse Vorstellung eines blinden, ehemaligen Colonels in dem sensiblen Drama "Der Duft der Frauen"... ein guter Film, der durch Pacinos Darstellung aber noch einmal deutlich aufgewertet wird.
DER DUFT DER FRAUEN
Da er das Thanksgiving-Fest nicht mit seiner Familie verbringen kann und sich über die Feiertage etwas Geld dazu verdienen will, entschließt sich der siebzehnjährige Internatsschüler Charlie Simms (Chris O'Donnell) dazu, einen Job als Betreuer für den erblindeten, ehemaligen Colonel Frank Slade (Al Pacino) anzunehmen. Der verschreckt Charlie gleich beim ersten Kennenlernen mit seiner abweisenden Art, doch will Charlie sich nicht kleinmachen lassen. Als Slade sich spontan dazu entschließt, über das Wochenende nach New York zu fliegen, hat Charlie keine andere Wahl, als ihn zu begleiten. In der Stadt der Engel angekommen nimmt Slade den Jungen unter seine Fittiche und erteilt ihm einige Lehren des Lebens... die jedoch gar nicht so aussehen, wie Charlie sich das eingangs vorgestellt hat.
Unter Filmfreunden und -kennern gibt es oftmals lange Diskussionen darüber, welche Rollen nun wie schwer zu spielen sind. Ich bin seit langem der Ansicht, dass es kaum schwerer sein könnte, eine Rolle zu spielen, die körperlich oder psychisch in irgendeiner Form behindert ist. Zu leicht kann der Fehltritt gemacht werden, ein solches Gebrechen zu überzeichnen und damit sogar echten Kranken auf den Schlips zu treten. Dementsprechend kann man vor der Leistung, die "Donnie Brasco"-Star Al Pacino in seiner endlich oscarprämierten Performance in "Der Duft der Frauen" darlegt, nicht oft genug den Hut ziehen. Pacino ist auch so schon brillant, wenn er in ebenso gewitzten wie schwungvollen Reden sein Leben zitiert oder in diesen kleinen, beinahe unscheinbar beginnenden Momenten, die sich schließlich elektrisch aufladen oder gar zu eskalieren drohen, das wahre, seelische Gebrechen seiner selbst darlegt.
Addiert man dann hinzu, wie es ihm gelingt, beinahe noch nebenbei die Blindheit seiner Figur darzustellen und das oftmals nur in kleinen Gesten zeichnend (wenn er beispielsweise rasch nach seinem Stock greift und diesen nicht gleich findet), dann sehen wir hier eine Leistung, wie es sie nur noch selten zu sehen bekommt. Ein Schauspieler, der bereits ein Star ist und sich hier voll und ganz, körperlich und seelisch, mit seiner Rolle verschmelzen will. Dabei agiert Pacino ebenso leichtfüßig wie tiefschürfend und lotet jede Grenze seiner Figur, ob humoristisch oder dramatisch, schier perfekt aus - ein Schauspieler auf der absoluten Höhe seiner Zeit, dem es hier gelang, in den ohnehin schon großartig bestückten 90ern eine der besten Darstellungen der Dekade hinzulegen.
Neben ihm muss ein Chris O'Donnell, der ja weitestgehend eher passiv in die von Pacino's Col. Slade erschaffenen Situationen hineingeschoben wird, ja beinahe verblassen. Wenn man jedoch bedenkt, dass "Der Duft der Frauen" weitestgehend auf Pacino zugeschnitten ist (außer den beiden nehmen die anderen Figuren weitestgehend nur Randpositionen ein), ist es dennoch erstaunlich, wie gut sich der damals noch sehr junge O'Donnell hier noch aus der Affäre zieht, in seinen besten Momenten so hervorragend mit Pacino harmoniert, als wüsste er ganz genau, dass dieser Film für ihn eine ganz große Chance war. Insgesamt ist es also ein Film, der zu Großteilen von seinen beiden Hauptdarstellern, an vorderster Front natürlich Pacino, lebt.
Doch auch als Film an sich überzeugt "Der Duft der Frauen", auch wenn es hier und da durchaus Momente gibt, die man ihm ankreiden kann. Die 156 Minuten vergehen zwar erstaunlich schnell, ein paar winzige Hänger gibt es aber dennoch. Auch kann man dem Werk etwas Pathos dahingehend nicht absprechen, dass Regisseur Martin Brest hin und wieder doch etwas zu stark auf die Tränendrüse drückt und mancherlei Schlüsselszenen etwas zu wuchtig, zu gestelzt inszeniert. Vorhersehbar ist das Werk dahingehend zwar auch, doch das ist gar nicht so schlimm, da die langsam aufkeimende und sich immer wieder verändernde Beziehung zwischen Slade und Charlie so herzlich und glaubwürdig geschrieben ist, dass man sich gar nicht fragt, was nun als nächstes passiert, da man den einzelnen Szenen viel zu gerne zusieht. Insgesamt trägt das also auch über zweieinhalb Stunden, auch wenn man sich hin und wieder einige leisere Töne gewünscht hätte.
Fazit: "Der Duft der Frauen" ist in erster Linie die packende Solo-Performance von Al Pacino, der hier eine solch glanzvolle, leichtfüßige und emotional packende Darstellung abliefert, dass man sie kaum genug loben kann. Der Film, der um Pacino herum entstanden ist, ist im Kern dabei auch gut genug, um trotz langer Laufzeit durchweg zu unterhalten.
Note: 2-
Addiert man dann hinzu, wie es ihm gelingt, beinahe noch nebenbei die Blindheit seiner Figur darzustellen und das oftmals nur in kleinen Gesten zeichnend (wenn er beispielsweise rasch nach seinem Stock greift und diesen nicht gleich findet), dann sehen wir hier eine Leistung, wie es sie nur noch selten zu sehen bekommt. Ein Schauspieler, der bereits ein Star ist und sich hier voll und ganz, körperlich und seelisch, mit seiner Rolle verschmelzen will. Dabei agiert Pacino ebenso leichtfüßig wie tiefschürfend und lotet jede Grenze seiner Figur, ob humoristisch oder dramatisch, schier perfekt aus - ein Schauspieler auf der absoluten Höhe seiner Zeit, dem es hier gelang, in den ohnehin schon großartig bestückten 90ern eine der besten Darstellungen der Dekade hinzulegen.
Neben ihm muss ein Chris O'Donnell, der ja weitestgehend eher passiv in die von Pacino's Col. Slade erschaffenen Situationen hineingeschoben wird, ja beinahe verblassen. Wenn man jedoch bedenkt, dass "Der Duft der Frauen" weitestgehend auf Pacino zugeschnitten ist (außer den beiden nehmen die anderen Figuren weitestgehend nur Randpositionen ein), ist es dennoch erstaunlich, wie gut sich der damals noch sehr junge O'Donnell hier noch aus der Affäre zieht, in seinen besten Momenten so hervorragend mit Pacino harmoniert, als wüsste er ganz genau, dass dieser Film für ihn eine ganz große Chance war. Insgesamt ist es also ein Film, der zu Großteilen von seinen beiden Hauptdarstellern, an vorderster Front natürlich Pacino, lebt.
Doch auch als Film an sich überzeugt "Der Duft der Frauen", auch wenn es hier und da durchaus Momente gibt, die man ihm ankreiden kann. Die 156 Minuten vergehen zwar erstaunlich schnell, ein paar winzige Hänger gibt es aber dennoch. Auch kann man dem Werk etwas Pathos dahingehend nicht absprechen, dass Regisseur Martin Brest hin und wieder doch etwas zu stark auf die Tränendrüse drückt und mancherlei Schlüsselszenen etwas zu wuchtig, zu gestelzt inszeniert. Vorhersehbar ist das Werk dahingehend zwar auch, doch das ist gar nicht so schlimm, da die langsam aufkeimende und sich immer wieder verändernde Beziehung zwischen Slade und Charlie so herzlich und glaubwürdig geschrieben ist, dass man sich gar nicht fragt, was nun als nächstes passiert, da man den einzelnen Szenen viel zu gerne zusieht. Insgesamt trägt das also auch über zweieinhalb Stunden, auch wenn man sich hin und wieder einige leisere Töne gewünscht hätte.
Fazit: "Der Duft der Frauen" ist in erster Linie die packende Solo-Performance von Al Pacino, der hier eine solch glanzvolle, leichtfüßige und emotional packende Darstellung abliefert, dass man sie kaum genug loben kann. Der Film, der um Pacino herum entstanden ist, ist im Kern dabei auch gut genug, um trotz langer Laufzeit durchweg zu unterhalten.
Note: 2-
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